CDU-Fraktion diskutiert mit Experten über Medien im Wandel

22.11.2024
Künstliche Intelligenz in Journalismus, Film und Fernsehen

Künstliche Intelligenz ist die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Sie nimmt unter allen Technologien, die im Zusammenhang mit der digitalen Transformation stehen, die prominenteste Rolle ein. Chatbots und Spracherkennungssysteme gehören zum Alltag vieler Menschen. Spätestens mit ChatGPT sind KI-Anwendungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Auch die Nutzung von Medien wird durch KI verändert – sowohl die Art, wie Nachrichten konsumiert werden, als auch wie Medien produziert und verbreitet werden. Von automatisiert erstellten Inhalten bis zur personalisierten Nachrichtenauswahl für den individuellen Nutzer: KI revolutioniert den Journalismus und die Medienbranche.
Gleichzeitig gibt es Herausforderungen in Bezug auf Ethik, Transparenz, Leistungsschutzrechte und die Rolle menschlicher Kreativität. Im Rahmen eines Werkstattgesprächs hat die CDU-Landtagsfraktion darüber mit Experten diskutiert.

„Künstliche Intelligenz ist in erster Linie ein Werkzeug, mit dem wir Arbeitsergebnisse verbessern und den Medienstandort Nordrhein-Westfalen stärken können. Es ist beruhigend zu wissen, dass vertrauenswürdige Medienanbieter ihre Nutzung von KI transparent gestalten und verantwortungsvoll damit umgehen. Diese Transparenz stärkt die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Nutzer“, sagte der Fraktionsvorsitzende Thorsten Schick.
„Ich plädiere dafür, gerade die Chancen in den Fokus zu nehmen. Der Wandel kommt. Mit Angst lässt er sich nicht gut gestalten“, betonte Medienminister und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski. „Der Siegeszug von KI ist allerdings urheberrechtlich eine Herausforderung. Die Auswirkungen auf den Schutz geistigen Eigentums müssen bei der anstehenden Evaluation des EU-Urheberrechts mit bedacht werden. Und auch wegen KI wird die Medienkompetenzförderung noch wichtiger. Das wird besonders deutlich am Beispiel der Herausforderung Desinformation, die wir voraussichtlich im bevorstehenden Wahlkampf alle spüren werden. Wir setzen weiter auf den Wettbewerb der besten Ideen.“
„Die Medienpolitik der Zukunft bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen technologischen Innovationen, ethischen Fragen und demokratischen Prinzipien“, ergänzte Andrea Stullich, Sprecherin für Medienpolitik der CDU-Fraktion. „Die Herausforderung besteht darin, technologische Chancen zu nutzen, ohne die Grundwerte unserer freien und vielfältigen Medienlandschaft zu gefährden. Es liegt an uns, gleichzeitig Chancen zu nutzen und ethische Grenzen festzulegen.“

Sascha Devigne vom regionalen Fernsehsender Studio 47 schätzt Künstliche Intelligenz als Ersatz für Routinearbeiten: „Der Einsatz von KI im Journalismus spart Zeit und steigert die Qualität. KI schafft Freiräume für Recherche und sichert redaktionelle Standards. Das dient auch der Gewinnung und Förderung von journalistischem Nachwuchs. Für uns ist wichtig, dabei immer auf die journalistische Sorgfaltspflicht, Transparenz-Hinweise und unsere Verantwortung zu achten.“ 
KI könne zudem benachteiligte Menschen unterstützen, sprachliche Defizite ausgleichen und Bildungsangebote machen: Darauf wies Stefan Moll vom WDR hin. „Die ARD gibt ihre Online-Inhalte dafür frei, dass KI-Anbieter ihre KI-Angebote mit diesen Inhalten trainieren können. So kann KI allumfassend lernen, denn ARD-Inhalte tragen zu ausgewogeneren KI-Suchergebnissen bei. Im Hinblick auf Transparenz beim Einsatz von KI erprobt der WDR gerade einen digitalen Beipackzettel, der genaue Angaben zu jedem Bearbeitungsschritt enthält und vom Nutzer per Klick sichtbar gemacht werden kann.“
Andreas Grün vom ZDF sieht den Einsatz von KI als eine Führungsaufgabe: „Wie kann die Arbeit zwischen Mensch und Maschine gerecht und richtig verteilt werden? Wir brauchen weiter Menschen, um authentische Inhalte in die Welt zu bringen. Die Förderung von KI-Knowhow ist auch eine Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. ChatGPT war ein ziemlich lauter Donnerschlag.“ Nun brauche es Regulierung, die innovationsfreundlich ist.
Die Westfunk-Lokalsender erproben zurzeit, die Verkehrsnachrichten in der Nacht von einer KI-generierten Stimme präsentieren zu lassen, berichtete Eva Hellmann vom Westfunk. Aber: „In der Moderation ganzer Sendungen sind der Wortwitz und die Kreativität der Kolleginnen und Kollegen durch KI nicht zu ersetzen.“
Dass KI den Journalismus besser macht, davon ist Andrea Kiefner von der Rheinischen Post überzeugt: „Journalisten sollen sich um Qualitätsjournalismus kümmern und nicht um Standardaufgaben. Die Verlage sind einem Transformationsprozess ausgesetzt und müssen sich veränderten Gewohnheiten stellen. Die Medienhäuser müssen sichtbar machen, dass sie vertrauenswürdige Informationen liefern.“
„Nicht jeder kann mit künstlich generierten Inhalten umgehen. Darauf müssen wir uns einstellen“, warnte Prof. Karl-Nicolaus Peifer von der Universität zu Köln. „Die Endkontrolle von Inhalten ist für den Journalismus unverzichtbar und sollte durch Menschen wahrgenommen werden. Eine Vergütung für Inhalte kann durch Tools berechnet werden. Eine völlige Freigabe aller Daten eines Medienhauses für das KI-Training anderer Anbieter ist aus juristischer Sicht skeptisch zu betrachten. Meinungsmacht wird heute gekauft, und dies nicht zu journalistischen Zwecken.“ 
„Wie enorm das Potenzial des Standorts Nordrhein-Westfalen für die digitale Transformation ist, macht zum Beispiel die Milliarden-Investition von Microsoft im Rheinischen Revier deutlich. Die CDU-Landtagsfraktion setzt sich dafür ein, Nordrhein-Westfalen zur führenden Digitalregion in Europa zu entwickeln und die Chancen für Wohlstand und Lebensqualität zu nutzen“, erklärte Björn Franken, digitalpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Dazu haben wir am 29. Oktober die Essener Erklärung verabschiedet. Außerdem wird im Landtag eine Enquete-Kommission eingerichtet, die alle Facetten im Umgang mit KI beleuchtet und Handlungsempfehlungen ableitet.“

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