Galeria-Schließungen sind Rückschlag für Citys

15.03.2023
Simone Wendland und Jan Matzoll

Zu den geplanten Schließungen von 15 Galeria-Filialen in Nordrhein-Westfalen erklären Simone Wendland, Beauftragte für Innenstädte der CDU-Landtagsfraktion, und Jan Matzoll, wirtschaftspolitischer Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion:

Simone Wendland: Im schon länger andauernden Erosionsprozess der Citys ist die Schließung von 15 Galeria-Standorten in Nordrhein-Westfalen ein weiterer Rückschlag. Gerade die Städte, die wegen des zunehmenden Online-Handels und einer vielleicht ungünstigen Lage ohnehin schon zu kämpfen haben, sind jetzt betroffen. Die großen Kaufhäuser sind immer Frequenzbringer gewesen. Wenn sie demnächst zeitweise leer stehen, sind sie das Gegenteil. Kaum eine der bei der letzten Schließungswelle 2020 betroffenen Immobilien wird bereits neu genutzt. Dabei hat das Land den Kommunen im Rahmen der Städtebauförderung Mittel zur Verfügung stellt, um Umnutzungen zu unterstützen. Wir wollen keine langwierigen Leerstände in Innenstädten, die ohnehin schon unter Druck stehen. Für die Kommunen ergeben sich aber durchaus auch Chancen, vom Hotel über ein Studentenwohnheim oder betreutes Wohnen bis zum Fitnessstudio und der Kita ist neben Einzelhandelsflächen alles möglich. Fakt ist aber auch, dass der Konzern bereits zweimal Staatshilfen erhalten hat. Wenn trotz dieser massiven Hilfen das Kaufhaus-Modell nicht mehr tragfähig ist, darf man dies auch mit Blick auf den sonstigen stationären Einzelhandel nicht weiter subventionieren.“

Jan Matzoll: „Die Schließung der 15 Galeria-Standorte ist ein weiterer Tiefschlag für die Innenstädte NRWs. Wichtig ist: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen eine Perspektive. Bedauern alleine reicht nicht, alle Akteure vor Ort müssen sich vernetzen, um die Beschäftigten aufzufangen. Darüber hinaus sehen wir René Benko und den Galeria-Konzern in der Pflicht, sozialverträgliche Lösungen zu schaffen. Es sind vielfach staatliche Hilfen in die Warenhäuser geflossen. René Benko darf sich jetzt nicht einfach aus der Verantwortung stehlen. Zudem geht es um die Gestaltung der resilienten, zukunftsfesten Innenstadt. Wir brauchen klare städtebauliche Leitplanken für die Nachnutzung dieser zentralen, großen Immobilien. Meine Heimatstadt Recklinghausen ist hier ein positives Beispiel: Nach der Schließung Karstadts konnte ein kluger Nachnutzungsmix umgesetzt werden. Ein Discounter, ein Café, ein Hotel, eine Kita, barrierefreie Wohnungen sowie ein Pflegedienst bringen zusätzliches Leben in die Innenstadt und geben einen Vorgeschmack auf lebendige Innenstädte von morgen.“