Preis pro Ferkel von 90 auf 22 Euro gefallen – Lage ist dramatisch

02.12.2020
Bianca Winkelmann zu den Auswirkungen von Corona und Afrikanischer Schweinepest in der Nutztierhaltung

Der Arbeitskreis Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz der CDU-Landtagsfraktion beschäftigt sich in enger Abstimmung mit dem zuständigen Ministerium und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser aktuell mit den Auswirkungen der Corona-Krise und der Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) in der Nutztierhaltung in NRW. An diesem Mittwoch beschäftigt sich auch der zuständige Fachausschuss des Landtags mit dem Thema, auf der Tagesordnung stehen unter anderem Ergebnisse des Fleischgipfels im Sommer. Unsere landwirtschaftspolitische Sprecherin Bianca Winkelmann erklärt:

„Was den meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern vermutlich gar nicht klar ist: Während wir in der Öffentlichkeit breit über notwendige Maßnahmen für mehr Tierwohl und Verbraucherschutz diskutieren, ist die aktuelle Lage auf vielen Bauernhöfen dramatisch. An der Fleischtheke im Supermarkt kostet das Fleisch so viel wie zuvor, aber insbesondere bei den Schweinehaltern sind die Einnahmen durch die Pandemie und die Afrikanische Schweinepest extrem eingebrochen: Innerhalb von Monaten ist der Schlachtschweinepreis von über zwei auf unter 1,20 Euro pro Kilo gesunken, der Preis für Ferkel von über 90 auf nur noch 22 Euro – das ist ein krasser Preissturz. Zeitweise Schließung großer Schlachthöfe, geringere Nachfrage wegen coronabedingten Schließungen in der Gastronomie, jetzt noch Exportbeschränkungen wegen der Schweinepest – das bringt viele Tierhalter in arge Nöte. Aber auch alle anderen Produktionsbereiche sind inzwischen betroffen: So erhält der Erzeuger derzeit für 100 Kilo Kartoffeln nur noch drei Euro.

In dieser akuten Krise sind schnelle Maßnahmen erforderlich. Deshalb hat die NRW-Koalition im vergangenen Plenum in einem Antrag vorgeschlagen, eine Fördermöglichkeit für die Teilnahme von Betrieben an einem ASP-Früherkennungsprogramm zu prüfen. Die Landwirte könnten sich dann – so unsere Idee – von Beschränkungen „freitesten“ lassen. Helfen werden sicher auch die fünf Millionen Euro aus dem NRW-Konjunkturpaket, die rasch zugunsten von mehr Tierwohl in den Ställen des Landes ankommen sollen.

Für uns in der CDU-Fraktion sind die Landwirte Nordrhein-Westfalens systemrelevant. Insbesondere Handelshemmnisse in der Corona-Krise und die ASP-Bedrohung zeigen uns doch die Bedeutung einer hochwertigen regionalen Versorgung auf. Deshalb fordern wir vom Bund, Landwirte beispielsweise mit Tilgungszuschüssen zu unterstützen. So kommt staatliche Hilfe gezielt bei denen an, die langfristig weitermachen und sogar investieren wollen. Wir haben der Bundesregierung aber auch den Wunsch mit auf den Weg gegeben, die Landwirtschaft bei der Überbrückungshilfe III zu berücksichtigen.

Auffällig und aussagekräftig ist aus meiner Sicht, dass der aktuelle Preissturz die Ladentheke gar nicht erreicht. Die Kunden zahlen die gleichen Preise, die Landwirte bekommen weniger – das ist eine Unwucht. Die Krise zeigt, wie richtig und wichtig unser im Koalitionsvertrag verankertes Ziel ist, unsere Erzeuger in NRW gegenüber der Markt- und Machtkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel zu stärken. Das Landwirtschaftsministerium erarbeitet jetzt, wie Wertschöpfungsketten im wichtigen Feld der Lebensmittelversorgung in Zukunft fairer gestaltet werden können, so dass alle davon leben können – vor allem die Landwirte, ihre Familien und Mitarbeiter.

Langfristig muss unser Ziel eine konsequente Umsetzung der Empfehlungen aus der Borchert-Kommission und ein Umbau der Nutztierhaltung sein – auch bei uns in Nordrhein-Westfalen. Das ist ein ambitioniertes Programm für die kommenden zwei Jahrzehnte, aber ich bin zuversichtlich, das zuletzt alle davon profitieren werden: Landwirte, Tiere und die Verbraucher.“