„Wir müssen das Unrecht aufklären – und zwar in ganz Deutschland“

07.06.2021
Charlotte Quik zur Anhörung Verschickungskinder

Der Landtag hat an diesem Montag Sachverständige zur Aufarbeitung des Schicksals von Verschickungskindern in und aus Nordrhein-Westfalen angehört. Dazu erklärt unsere Abgeordnete Charlotte Quik:

„Die Anhörung hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt: Das Unrecht und Leid, das Verschickungskinder zwischen den 50er- und 80er-Jahren erdulden mussten, ist keinesfalls ein Rand-, sondern ein Massenphänomen. Schläge und Demütigungen in den Kinderkuren waren keine Begleiterscheinung, sie hatten System. Leider wissen wir bis heute nicht, wer oder was hinter diesem systematischen Leid stand – nur dass damit offensichtlich Geld verdient werden konnte.

Und wir wissen – auch das haben uns die Sachverständigen von Betroffenenvereinen bei der Anhörung bestätigt –, dass viele ehemalige Verschickungskinder noch Jahrzehnte nach den schlimmen Erfahrungen traumatisiert sind. Sie haben ein Anrecht auf Aufklärung, und es ist unsere politische Aufgabe, diese Aufklärung voranzutreiben.

Die Aufarbeitung wird in Nordrhein-Westfalen durch eine Arbeitsgruppe im Gesundheitsministerium intensiv betrieben. Von dort aus wird die Archivarbeit bei ehemaligen Trägern der Verschickungsheime koordiniert, um einen Überblick über die Zahl der Betroffenen in NRW zu erreichen. An der Aufklärung beteiligt wird auch die Initiative Verschickungskinder NRW, die dafür eine Projektförderung vom Land erhält. Damit gehört Nordrhein-Westfalen zur Spitze bei der Aufarbeitung.

Ich selbst habe bei zahlreichen Gesprächen mit ehemaligen Verschickungskindern und Betroffenenverbänden in den vergangenen Monaten aber erkannt: Diese Aufarbeitung darf nicht nur jedes Bundesland für sich selbst betreiben. Kinder aus NRW wurden nicht nur innerhalb von NRW verschickt, sondern etwa nach Schleswig-Holstein oder Bayern. Andersherum waren Kinder aus anderen Ländern in Heimen in NRW untergebracht. Damit sie irgendwann Klarheit erlangen können, wo, durch wen und warum ihnen Erniedrigung, Hunger, Gewalt angetan wurde, müssen wir über Ländergrenzen hinweg denken. Es braucht eine zentrale Erforschung der Verschickungskinder-Problematik, die insbesondere auch vom Bund mit Priorität vorangetrieben werden muss. Unsere Fraktion hat in der vergangenen Woche mit einem digitalen Austausch aller CDU- und CSU-Familienpolitiker dazu einen ersten Aufschlag gemacht, und wir bleiben bei dem Thema am Ball.“

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