
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist nichts neues, dass der Mensch schon immer gerne am Wasser gelebt hat. Viele große Städte liegen entlang von Flüssen. Zum einem wegen der Versorgung mit Wasser aber insbesondere auch als wichtige Verkehrswege um Güter zu transportiere.
Auch in Innenstädten oder Parks halten wir uns gerne da auf, wo Wasser ist. Da liegt die Idee auf dem Wasser zu wohnen nicht fern und sie ist auch nicht neu. Hausboote oder auf Stelzen gebaute Häuser ermöglichen es uns auf dem Wasser zu leben. Schon vor Jahrhunderten haben Menschen ganze Städte ins Wasser gesetzt. Bereits in prähistorischen Zeiten bauten auch die Menschen in Deutschland Pfahlbauten. Funde am Bodensee gehen bis auf die Jungsteinzeit zurück.
Man könnte also sagen „floating Houses“ ist eine bewährte Baumethode und nicht neu, aber trotzdem stehen die meisten Häuser auf festem Untergrund und das hat Gründe.
Denn das Wohnen auf dem Wasser bringt ebenfalls viele Nachteile.
Was in der Jungsteinzeit noch ein Vorteil war, nämlich die eingebaute Müllentsorgung in das Wasser, ist unter heutigen Bedingungen eine große Gefahr. Eine breite Freigabe der Wasserfläche für Wohnzwecke wäre schon aus Gründen möglicher Verschmutzungseinträge, z. B. über Toiletten und andere Hausabfälle, problematisch.
Eine Lösung für die Wohnungsknappheit stellen „floating Houses“ aber schon deshalb nicht dar, da der Wohnraum vor allem in den Ballungsgebieten knapp ist und hier sind keine riesigen Seenlandschaften in NRW vorhanden. Hinzu kommt, dass die vorhandenen Wasserflächen stark genutzt sind, dafür brauchen sie nur einen Blick nach draußen auf den Rhein zu werfen.
Hier könnten sich aufgrund der Bauten sogar Gefahren durch die Veränderung der Strömungsdynamik ergeben. Schwimmkörper wirken als Hindernisse im Abflussquerschnitt und können bei Hochwasser Rückstau verursachen, wodurch die Überflutungsgefahr für angrenzende Flächen steigt. Treibgut kann sich an den Bauwerken verfangen und die Abflussverhältnisse zusätzlich verschlechtern. Ufererosion, Kolkbildung und Störungen im Sedimenttransport sind weitere Folgen.
Bei extremen Hochwasserereignissen besteht zudem das Risiko, dass sich Verankerungen lösen und die Häuser unkontrolliert abtreiben, wodurch Brücken, Wehre oder andere wasserbauliche Anlagen gefährdet werden.
Es müsste daher baulich ein hoher Aufwand für die Hochwassersicherheit getätigt werden und die Wohnfläche müsste deutlich über der Stauhöhe liegen, um neben der Hochwasserstauhöhe auch, Wellenschlag und einen Sicherheitszuschlag zu berücksichtigen.
Das Juli-Hochwasser 2021 hat gezeigt, dass bei den hohen Strömungsgeschwindigkeiten auch in den Seen Campingwagen und ganze Boote mitgerissen worden und sich in der Folge vor Hindernissen wie Floating Houses ansammeln. Die Fundamente und Aufständerungen der Häuser müssten daher sehr massiv aus Stahl- oder Stahlbetonkonstruktionen ausgeführt werden, um den starken Kräften aus Strömungsdruck und Anprall von Gegenständen ausreichend Widerstand leisten zu können. Der bauliche und somit auch finanzielle Aufwand für ein Floating House könnte damit erheblich über einem auf Land gebauten Haus liegen.
Es gibt sicherlich Bereiche, wo es möglich ist schwimmende Häuser zu bauen, dort wird es auch gemacht, dass sagen Sie ja bereits in Ihrem Antrag.
Aber es bringt auch viele Probleme mit sich, neben den genannten, ist vor allem fraglich, wo in den Ballungsräumen überhaupt genügend Wasserflächen vorhanden sind. Es bleibt daher eher eine Sonderbau, der nicht wesentlich zur Wohnsituation beitragen wird.
Empfehlen Sie uns!