Annika Fohn zu TOP 4 "Von der Kreide zur KI – ein Aktionsplan für alle nordrhein-westfälischen Schulen"

06.11.2025

Sehr geehrter Herr Präsident/sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

spätestens seit der öffentlichen Freigabe von ChatGPT im November 2022 ist Künstliche Intelligenz für uns alle erfahrbar und auch im Schulalltag angekommen. Unsere Schülerinnen und Schüler kommen vielfach mit KI in Kontakt – ohne unbedingt ein Grundverständnis darüber zu haben, wie KI wirklich funktioniert. Stichwort: De-Skilling.  Wir müssen sie darauf vorbereiten, mit Technologien kritisch, selbstbewusst und kompetent umzugehen.
Vor diesem Hintergrund hat Nordrhein-Westfalen mit Weitsicht gehandelt. Das Ministerium für Schule und Bildung hat nämlich unmittelbar nach der Veröffentlichung von ChatGPT einen Handlungsleitfaden für den Umgang mit KI erstellt. Damit wurde eine erste Basis für einen verantwortungsvollen Einsatz geschaffen. Auch gemeinsam mit den anderen Bundesländern wird intensiv an Qualität, länderübergreifenden Standards und einem flexiblen Konzept gearbeitet, um den spezifischen Bedarf aller Schulformen – von Grundschule bis Gymnasium und Berufskolleg – zu berücksichtigen.
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz empfiehlt für die Einführung von KI eine Übergangsphase zur systematischen Erprobung und dabei eine offene Fehlerkultur. Und genau das setzen wir zum Beispiel mit KIMADU konsequent um. Im KIMADU-Pilotprojekt testen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler an 25 weiterführenden Schulen verschiedene KI-Anwendungen und Unterrichtsformate, in den Fächern Mathematik und Deutsch. Die wissenschaftliche Begleitung bis 2027 stellt sicher, dass daraus umsetzbare Best-Practice-Beispiele und wertvolle Erkenntnisse für ganz Nordrhein-Westfalen erwachsen können. Der Fokus liegt auch auf der Förderung von Basiskompetenzen sowie der Kommunikation, der Kreativität und des kritischen Denkens – all das, was unsere Kinder für die Zukunft brauchen.
Auch der neue Chatbot „telli“ ist ein weiterer Baustein unserer digitalen Bildungsstrategie. Das Angebot soll landesweit ausgerollt werden und steht dann den Lehrkräften zur Verfügung und wird durch einen digitalen Moodle-Selbstlernkurs begleitet. Das ist kein kleiner Schritt – sondern verantwortungsvolle Bildungsentwicklung, denn wir geben zunächst den Lehrkräften den Raum, die Innovation kennenzulernen, sie auszuprobieren und die technischen und datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen zu verinnerlichen, bevor man dann überhaupt darüber nachdenken kann, einen landesweiten Rollout für alle Schülerinnen und Schüler vorzunehmen – so wie hier gefordert.
Klar ist: Nur mit qualifizierten und kompetenten Lehrkräften gelingt der Übergang zu einer Schule, in der KI produktiv und sicher eingesetzt wird. Bei der schrittweisen Einführung von KI-Angeboten können Schulleitungen zum Beispiel auch durch Digitalisierungsbeauftragte sowie die Medienberaterinnen und Medienberater unterstützt werden. Datenschutz hat dabei für uns große Bedeutung. KI-Systeme arbeiten nur dann sicher, wenn die sensiblen Daten der Schülerinnen und Schüler tatsächlich umfassend geschützt sind. Die aktuellen EU-Vorgaben machen hier strenge Auflagen – zu Recht. Gerade im Schulbereich muss immer der Schutz, aber auch die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Systeme gewährleistet werden.
Aus meiner Sicht ist es nicht notwendig, einen zusätzlichen Aktionsplan zu starten, wie ihn die FDP ins Gespräch bringt. Aktuell sind in Nordrhein-Westfalen bereits viele relevante Strukturen geschaffen und werden durch flexible und bedarfsorientierte Projekte weiterentwickelt. Der bestehende Fahrplan setzt gezielt auf schrittweisen Fortschritt: Lehrkräfte werden fortgebildet, Pilotprojekte umgesetzt und die Ergebnisse laufend bewertet und in die Fläche gebracht.
Ein weiterer Bezugspunkt für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in unseren Schulen ist der Medienkompetenzrahmen NRW. Dieser Rahmen legt fest, welche digitalen und medialen Kompetenzen im Unterricht vermittelt werden sollen, damit Schülerinnen und Schüler sich souverän, kritisch und sicher in einer digitalen Welt bewegen können. Das umfasst nicht nur die Nutzung von digitalen Tools, sondern explizit das Verstehen und Reflektieren algorithmischer Prozesse, Datenschutz, Informationssicherheit und den verantwortlichen Umgang mit neuen Technologien wie KI. Durch den Medienkompetenzrahmen wird sichergestellt, dass unsere Bildungsziele auch die nötige AI Literacy sowie ein ethisches Bewusstsein für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz einschließen.
Unsere Enquetekommission „Künstliche Intelligenz – Für einen smarten Staat in der digitalisierten Gesellschaft“ begleitet zudem diese Entwicklungen eng und fachlich fundiert. Sie wird auch wichtige Impulse für die Weiterentwicklung von KI in Schule geben und nimmt dabei relevanten Aspekte in den Blick – von Ethik über Pädagogik bis zu Gesellschaft und Wirtschaft.
Wir gestalten den digitalen Wandel mit Augenmaß, nachhaltig und mit dem Menschen im Mittelpunkt. Schulen öffnen sich für innovative Werkzeuge, bleiben aber sichere Orte mit pädagogischem Rahmen, klaren Strukturen und einem starken Fundament aus Vertrauen und Verantwortung. KI wird Schritt für Schritt qualitätsgesichert eingeführt – nach der Maxime: Technologie folgt Didaktik.
Der Überweisung in den Ausschuss stimmen wir selbstverständlich gerne zu.
Vielen Dank.

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