Sehr geehrter Herr Präsident,
Meine Damen und Herren,
Zoodirektor oder Ballerina, Polizist oder Sekretärin – Können Sie sich daran erinnern, was sie werden wollten als Sie noch ein Kind waren?
Hatten Sie ein Vorbild für Ihren Berufswunsch?
Wer war es?
Der Vater oder die Mutter?
Die nette Grundschullehrerin ?
„Was willst du werden, wenn du groß bist?“ – Mit dieser Frage werden Kinder bereits früh konfrontiert.
Ganz bewusst und anschaulich wird diese Auseinandersetzung, wenn Jugendliche im Alter zwischen 10 und 15 Jahren sich konkret die Frage stellen: Was möchte ich später im Leben beruflich machen? Welche Stärken habe ich? Hier geht es zum ersten Mal nicht mehr um den kindlich-verträumten Wunschberuf des Ritters oder der Prinzessin.
Hier geht es um die modernen Berufe der Realität.
Die Beantwortung dieser Frage entscheidet über den weiteren Lebensweg. Ein erster Einstieg in diese Entscheidungsfindung ist der Girls und BoysDay.
Fakt ist, dass der Ausbildungsmarkt und der Arbeitsmarkt in Deutschland immer noch geschlechterspezifisch aufgeteilt ist. Das heißt: Mädchen wählen sog. Frauenberufe, Jungs wählen sog. Männerberufe.
Warum ist das 2017 immer noch so?
Weil die Vorstellungen bezüglich der persönlichen beruflichen Eignung zum großen Teil mit stereotypen Rollenmustern verknüpft sind!
In unseren Köpfen hält sich immer noch hartnäckig der Irrglaube, dass Mädchen eher sprachbegabt sind, während Jungs eher eine mathematisch-naturwissenschaftliche Veranlagung haben. Diese falsche Vorstellung existiert auch in den Köpfen der jungen Schüler! Daraus folgt, dass sich die Jugendlichen bei der Berufswahl auf bestimmte, geschlechtsspezifisch orientierte Berufe beschränken und das erstaunlicherweise in den letzten Jahren ohne große Veränderung!
Dadurch geht sehr viel ungenutztes Potential verloren. Chancen für unsere jungen Menschen, genauso wie für die Wirtschaft!
Das antiquierte Geschlechterdenken können und wollen wir uns nicht weiterhin leisten. Wir wollen individuelle Fähigkeiten fördern und sie so auf dem Arbeitsmarkt geschlechtsunabhängig platzieren.
Dabei kann die Initiative des Girls und Boys Days nur ein erster Schritt bei der stärkeren Förderung der individuellen Fähigkeiten unserer Nachwuchskräfte sein.
Aber was genau ist der Girls und BoysDay? Hier möchte ich von der offiziellen Homepage des GirlsDays zitieren:
„Am Girls'Day öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Die Mädchen lernen dort Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind. Oder sie begegnen weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik.“
Es geht also darum, den Mädchen Berufsfelder näher zu bringen, die sie sich selber entweder nicht aussuchen oder nicht zutrauen würden. Auch bei dem gleichzeitig stattfindenden Boys Day geht es darum, Jungen bei der Berufswahl dort zu unterstützen, wo männliche Fachkräfte gesucht werden, weil sie zur Zeit unterrepräsentiert sind. Jungen kommen hier mit männlichen Vorbildern in Berührung, die ihnen zeigen können, dass diese Berufsfelder einen interessanten und ansprechenden Berufsalltag bieten.
Sie sehen: hier werden neue Horizonte eröffnet! Daher sollte es nicht bei einer jährlichen Aktion des Girls und Boys Days bleiben. Wir wollen diese Idee stärker aufgreifen und möglichst effizient ausbauen, damit sich die jungen Frauen und Männer in NRW bei ihrer Berufswahl auf ihre persönlichen Fähigkeiten und Talente konzentrieren und diese nicht durch stereotypes Denken verkommen lassen.
Und meine Damen und Herren, glauben Sie mir: die Erkenntnis zu erlangen, dass in einem Fähigkeiten stecken, die man bisher nicht entdeckt hatte, wecken ungeahnte Motivationsschübe für ungeliebte Schulfächer und das Lernen an sich. Diese positive Kraft des Girls und BoysDay darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Frauen in sogenannten Männerberufen und Männer in sogenannten Frauenberufen zu fördern und dies möglichst frühzeitig zu machen, das ist der Anspruch unserer Arbeit. Dies mit eigenen, erweiterten Aktionen zu unterstützen, die über den Girls und Boys Day hinausgehen, ist unser Ziel.
Denn die Mädchen und Jungen würden an dieser Stelle sagen: Wir wollen nicht für die Schule lernen. Wir wollen fürs Leben lernen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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