
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Ausbau des islamischen Religionsunterrichts ist eine überparteiliche, seit vielen Jahren kontinuierlich angegangene Aufgabe in Nordrhein-Westfalen.
Und der islamische Religionsunterricht in der Schule ist für tausende Schülerinnen und Schüler ein wichtiges Signal für ihre Identität.
Diese beiden Aussagen sind nicht von mir, auch wenn ich ihnen zustimmen würde.
Sie sind von der Internetseite der Landesregierung und es sind Zitate einer Schul- und Bildungsministerin.
Da die Sätze etwas mehr als drei Jahre alt sind, stammen sie nicht von Ministerin Dorothee Feller, sondern von der ehemaligen Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer.
Und sie stammen aus der Pressemitteilung, in der mitgeteilt wurde, dass die neue Kommission in Sachen islamischen Religionsunterricht ihre Arbeit aufnimmt.
Nun gab es leider einzelne Betrugsfälle – und man muss aus solchen Fällen lernen und sehr genau hinschauen.
Aber sie reichen zeitlich auch in die Zeit, in der das Ministerium noch in FDP-Hand war.
So oder so wundert es mich, dass die FDP nun das gesamte Projekt „Islamischer Religionsunterricht“ abschaffen will.
Zur Sache wurden bereits viele wichtige Punkte in den erfolgten Redebeiträgen genannt.
Vieles wurde gesagt, was dafürspricht, den islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen fortzusetzen, ihn auszubauen und weiterzuentwickeln.
Denn dieser Unterricht bietet die Möglichkeit, dass dort über den Islam in deutscher Sprache gelehrt wird und dies unter staatlicher Schulaufsicht mit in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften geschieht.
Auf der Grundlage unserer demokratischen Werte und unseres Grundgesetzes.
Er bietet die Möglichkeit, dass dies in einem geschützten Raum passiert, ein pluralistisches Bild des Islams gelehrt wird und die jungen Menschen ihre Religiosität frei entwickeln können.
Und er bietet die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler die eigene Religion reflektieren können – so wie bei anderen Religionen auch -– und kann somit die Integration in die Gesellschaft fördern.
Außerdem ist es auch eine Frage der Gleichberechtigung – warum sollten muslimische Schülerinnen und Schüler nicht die Möglichkeit haben, mehr über ihre Religion zu lernen? Christen aber schon?
Und was wäre die Alternative, falls das Thema in anderen Fächern, die dann stattdessen unterrichtet werden, zu kurz käme?
Setzen wir darauf, dass die Kinder sich bei TikTok oder YouTube die Informationen holen und diese unreflektiert als wahr begreifen?
Und hoffen darauf, dass der Algorithmus die richtigen Suchergebnisse hervorbringt?
Ist es nicht unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Kinder in der Schule ein Angebot erhalten, das ihnen hilft, ihre Religion zu verstehen.
Und ich glaube, keiner verschließt die Augen vor den Herausforderungen, die mit dieser Thematik einhergehen.
Die Einzelfälle gilt es lückenlos aufzuklären. Man darf aber nicht von so wenigen Einzelfällen auf die Gesamtheit schließen.
Statt in Populismus zu verfallen, sollten wir uns auf Fakten konzentrieren und sachlich den islamischen Religionsunterricht betrachten.
Für uns ist klar: Das Thema muss weiter bearbeitet und weiterentwickelt werden.
Und natürlich ist es wichtig, dass wir die Lehrkräfte entsprechend ausbilden und
dass wir vor allen Dingen die Qualität sicherstellen und mehr Nachwuchs zu diesem Studium bewegen.
Aber ich bin fest davon überzeugt, dass das Ministerium dies fest im Blick hat und dies angeht – auch das ist ja einer der Gründe, warum das Ganze wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird.
Wir müssen nicht den islamischen Religionsunterricht abschaffen,
wir müssen Extremismus jeder Art bekämpfen und weiter für eine aufgeklärte freie Gesellschaft für ein friedliches Miteinander arbeiten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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