
Sehr geehrter Herr Präsident,
(sehr geehrte Frau Präsidentin),
liebe Kolleginnen und Kollegen,
dass wir hier im Landtag über das wichtige Thema „Zukunft der Landwirtschaft“ sprechen, freut uns immer.
Denn keine andere Branche sorgt für die Lebensgrundlagen aller Menschen in NRW, Deutschland und weltweit wie die Landwirte. Sie sorgen im wahrsten Sinne des Wortes für unser „täglich Brot“ und das an 365 Tagen im Jahr!
Daher waren wir zunächst sehr erfreut über einen Antrag zur Tierhaltung.
Bei näherer Betrachtung des FDP-Antrages stellt sich aber die Frage:
Was soll uns dieser Antrag sagen?
Was soll er erreichen?
In welche Richtung soll es gehen, in die wir nicht schon unterwegs sind?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, fangen wir hinten an – denn die Erläuterungen in der Prosa beschreiben ja richtig, was im Moment schon an vielen Stellen in der Landwirtschaft entsteht und weiterentwickelt wird.
Schauen wir also auf die Forderungen:
Unter anderem fordern Sie „[…] gezielt Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur KI-gestützten Prävention von Verhaltensstörungen wie Schwanzbeißen zu unterstützen, insbesondere in Zusammenarbeit mit […] Hochschulstandorten.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Freien Demokraten, ihr seid offenbar schon länger nicht mehr auf Haus Düsse gewesen.
Stichwort „KISS“: Das Kürzel steht für „KI gegen Schwanzbeißen bei Schweinen“ und ist in Bad Sassendorf von Frau Dr. Dahlhoff in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT)
etabliert worden – und die Forschung geht weiter.
Im Projekt „KISS“ wurde ein Support-System konzipiert und entwickelt, das anhand des Verhaltens von Schweinen vor drohendem Schwanzbeißen warnt. Hierfür kommen Verfahren des Deep Learning zum Einsatz.
Mithilfe des Früherkennungssystems sollen Tierhalterinnen und Tierhalter gewarnt werden und ein frühzeitiges Eingreifen ermöglicht werden, um das Tierwohl zu steigern, Verletzungen zu verhindern und auch ökonomische Verluste zu reduzieren.
In Kooperation unter anderem mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) in Osnabrück als führendem Projektpartner zeichnet sich Frau Dr. Dahlhoff auf Haus Düsse auch verantwortlich für das Projekt „smartMILC – Smart Multisensor Integration for Livestock Care“. Hier werden mithilfe von speziellen Kameras im Kuhstall verschiedene Anwendungsfälle aus den Bereichen Tierwohl, Management und Arbeitsorganisation analysiert.
Während die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Haus Düsse aufgrund der Ausstattung sicher den eher fachlich-praktischen Teil verantworten, arbeitet man mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) oder eben dem Fraunhofer-Institut (FIT) zusammen.
Die Impulspapierreihe der Kompetenzplattform KI.NRW setzt ebenfalls schon lange auf das Thema Landwirtschaft.
Auch diese Forderungen im Antrag sind in NRW also schon längst in die Praxis umgesetzt worden.
Und die DLG, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, stellte bereits im Sommer 2024 fest, dass zwischen 27 und 38 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe den Einsatz von KI planen und diskutieren. Und jeder zehnte Betrieb setzt bereits heute KI ein.
Bereits heute kommen in Schweineställen zunehmend KI-basierte Systeme zum Einsatz, die die Gewichtserfassung von Schweinen, die Überwachung von Geburten sowie die Analyse von Lautäußerungen der Tiere ermöglichen.
Und seit 2020 fördert das BMEL die Themen des KI-Einsatzes in der Landwirtschaft – vom Einsatz im Pflanzenbau über die Nutztierhaltung bis zum Thema Lebensmittelüberwachung.
Ich denke, diese Beispiele zeigen, dass in NRW bereits vieles angestoßen wurde. Ich will den Antrag aber nicht schlecht reden, denn er hat mir doch die Gelegenheit gegeben, den Kolleginnen und Kollegen hier im hohen Haus aufzuzeigen, was bereits alles passiert ist oder sich in der Umsetzung befindet.
Wir glauben auch, dass die Landwirtschaft vor einer KI-Revolution steht. Und gerade deshalb sollten wir uns mehr denn je zur Freiheit im Denken, Forschen und Handeln bekennen. Starre Förderprogramme würden doch zum jetzigen Zeitpunkt Innovationen ausbremsen. Und das gilt es unbedingt zu verhindern.
Lassen Sie uns also gern im Ausschuss weiter beraten. Die Bäuerinnen und Bauern in NRW haben es verdient. Und wir werden uns weiterhin mit aller Kraft für die Zukunft der Landwirtschaft einsetzen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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