Bianca Winkelmann zu TOP 2 "Ein Herz und Heim für Tiere in Nordrhein-Westfalen: Tierschutz fördern – Tierheime stärken"

26.03.2025

Sehr geehrter Herr Präsident,
(sehr geehrte Frau Präsidentin),
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in NRW leben circa 2,3 Millionen Katzen und etwa 2,2 Millionen Hunde.

Für viele Menschen gehören Hund und Katze zur Familie. Ich vermute, bei vielen Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus ist das auch so. Auch ich bin mit Katzen, Pferden, Wellensittichen und Kaninchen aufgewachsen.

Und ein Leben ohne einen Hund kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Hunde gehörten schon immer zu meiner Familie.

Nicht immer läuft aber der Erwerb und das Zusammenleben mit einem Haustier problemlos und vor allem während der Coronapandemie haben sich viele Menschen ein Haustier angeschafft und dann gemerkt, dass sie unter normalen Umständen nicht genug Zeit für ihre neuen Familienmitglieder haben.

Oft blieb dann nur der Weg in das nächstgelegene Tierheim, um den eigenen Alltag wieder bewältigen zu können.

Spätestens seit der Pandemie sind viele Tierheime überlastet.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen geben alles, um sich bestmöglich um ihre Schützlinge zu kümmern, arbeiten aber oft an der Belastungsgrenze.

Und das – ganz häufig ehrenamtlich.

Deshalb wollen wir in NRW helfen – und zwar gezielt: mit einer Anpassung der Förderrichtlinie, Schulungen und einer Evaluation der Finanzierung.

Nun ist die Finanzierung der Tierheime in NRW eigentlich Aufgabe der Kommunen bzw. der Kreise, zumindest was die Aufnahme von Fundtieren angeht.

Das Land NRW unterstützt die Tierheime allerdings bei den Kosten für bauliche Maßnahmen und beispielsweise mit einer Energiekostenentlastung in der Hochphase der Energiekrise.

Wir wollen nun unter der Moderation der Landestierschutzbeauftragten einen Dialogprozess anstoßen, um gemeinsam mit den entsprechenden Verbänden dauerhaft eine auskömmliche Finanzierung zu erreichen.

Unser Anliegen ist es, die Richtlinie über die „Gewährung von Zuwendungen zur Förderung baulicher Maßnahmen von Tierheimen“ so zu ergänzen, dass neben der Finanzierung baulicher Maßnahmen vor allem auch eine zeitgemäße IT-Ausstattung für die vielfältigen administrativen Aufgaben möglich ist.

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch einen Satz zum Entschließungsantrag der SPD sagen:
Wir haben es ja im vergangenen Jahr bereits diskutiert und an unseren Argumenten hat sich nichts geändert.

Wir wissen doch, dass die Tierheime heute schon überfüllt sind. Durch die Streichung der „Auslandstierklausel“ würden Sie doch immer noch mehr Tiere in die Heime holen.

Außerdem würde ein Anreiz erzeugt, im Ausland noch mehr neue Welpen zu „produzieren“.

Damit würden wir nur das Thema des illegalen Welpenhandels befeuern.

Und das treibt mich persönlich wirklich sehr um.

In meinem Heimatdorf Pr. Ströhen wurden im Jahr 2013 insgesamt zehn kleine, völlig verwahrloste Hunde, ausschließlich kleine Rassen, ausgesetzt. Immer ein kleiner Rüde und eine Hündin je Rasse – natürlich um mit den beiden möglichst viele Welpen zu „produzieren“.

Einen habe ich selbst gefunden. Einen kleinen Yorkshire-Terrier, der in einem Zustand war, den ich noch nie vorher erlebt habe.

Das, was den kleinen Lebewesen passiert ist, war eine unvorstellbare Tierquälerei, die immer noch, vor allem in süd- und osteuropäischen Nachbarländern, stattfindet.

Die Anonymität im Netz ist eine ideale Voraussetzung für die kriminellen Machenschaften im illegalen Welpenhandel.

Mit Erlaubnis des Präsidenten zitiere ich die Landestierschutzbeauftragte Frau Dr. von Dehn:
„Monatlich werden ca. 46.000(!) Hunde zwischen den EU-Ländern gehandelt. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher!“

Nun ist uns klar, dass wir aus NRW heraus keine Regelungen treffen können – dies muss von Seiten des Bundes bzw. auf europäischer Ebene geregelt werden, wenn es zielführend sein soll.

Wir sollten aber nicht nachlassen, immer wieder auf die Alarmsignale hinzuweisen, auf die potenzielle Hundekäufer achten sollten:

So finden sich auf der Homepage des NRW-Umweltministeriums Tipps für den Welpenkauf:

Jeder verantwortungsvolle Tierfreund sollte

• keinen Kauf über Internetportale oder soziale Medien tätigen
• keine Welpenübergabe auf Parkplätzen oder in Seitenstraßen durchführen
• Welpen frühestens mit der 8. Lebenswoche in seinen Haushalt übernehmen
• zwingend darauf achten, dass Muttertier und Welpen einen gepflegten und munteren Gesamteindruck machen und idealerweise entwurmt, geimpft und gechippt sind. Im besten Fall haben sie einen EU-Heimtierausweis.

(Bereits im Februar 2024 ist eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht worden, die sich genau mit diesem Problem beschäftigt.

Das Vorhaben soll aktuell in einer Gesetzesänderung münden. Das ist gut, kann aber nur ein erster Schritt sein, um weiteres Tierleid zu verhindern.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen: Für uns ist Tierschutz kein „Nice-to-have“. Es ist eine Grundhaltung und in NRW wollen wir diese aktiv unterstützen.