
Sehr geehrter Herr Präsident,
(sehr geehrte Frau Präsidentin),
liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit Blick auf die Altersstruktur unseres Landesparlaments kann man wohl festhalten, dass viele von uns in den 1980er Jahren zur Schule gegangen sind. Ich selbst auch. In meiner Klasse waren wir mindestens 32 Schülerinnen und Schüler, manchmal auch mehr. Zu unserer Schulzeit, liebe Kolleginnen und Kollegen, gab es keine Schulpsychologen, es gab keine Schulsozialarbeiter und auch kein Mittagessen in den Schulen. Dafür hatten wir zu Beginn meiner Schulzeit in der Sekundarstufe noch an jedem 2. Samstag vier Stunden Unterricht.
Es gab sicher auch schon Mobbing, aber eben kein Cybermobbing, da es keine Handys gab, und es gab eine Schulküche, in der wir gemeinsam die ersten Gerichte gekocht haben.
Doch die Rahmenbedingungen, unter denen Kinder heute groß werden, haben sich geändert und auch die Herausforderungen für Familien haben sich geändert. Daher ist es gut, dass auch Schule in einem ständigen Wandel ist.
Heute gibt es an den meisten Schulen in Nordrhein-Westfalen Sozialarbeiter und Alltagshelfer, es gibt Familiengrundschulzentren, eine verlässliche Betreuung, die sich Offener Ganztag nennt. Mensen, in denen Schülerinnen und Schüler eine warme Mahlzeit bekommen.
In den Grundschulen in meinem Wahlkreis in Minden-Lübbecke, und nicht nur da, wird bereits sehr viel für die Gesundheit der Kinder getan.
Ich denke hier beispielsweise an die Angebote der Landfrauen und der FachFrauen für Ernährungs- und Verbraucherbildung, die Bildungsprojekte in Schulen durchführen.
So lernen mit ihrer Unterstützung Kinder in den Jahrgangsstufen 3 und 4 beim Ernährungsführerschein Grundlagen über Lebensmittel, Küchenhygiene und weitere wichtige Alltagskompetenzen.
Das EU-Schulprogramm für Obst, Gemüse und Milch ist seit langen Jahren an vielen Schulen in NRW etabliert.
Oder beispielsweise das Bildungs- und Teilhabepaket oder der Härtefallfonds „Alle Kinder essen mit“. Förderungen, die dafür sorgen, dass auch Kindern aus finanziell benachteiligten Familien ein gesundes Essen pro Tag ermöglichst wird.
Die regelmäßige Thematisierung eines gesunden Frühstücks, das Angebot von Rohkosttabletts und anderen gesunden Alternativen, aber auch Aspekte wie die wiederholte Sensibilisierung für das Thema Zahngesundheit gehören nach meiner Erfahrung ebenfalls zum Schulalltag dazu.
Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung des Themas Gesundheit, auch mit Blick auf die im Antrag der SPD geforderte Bewegungsförderung, begrüße ich auch hier Umfang und Qualität der bereits vorhandenen Angebote. Dazu gehören schulspezifische Sportfördergruppen und u.a. bewegungsorientierte AGs im Rahmen der schulischen Ganztage.
Es gibt bereits heute einen bunten Blumenstrauß an Unterstützung und Maßnahmen und dafür bin ich wirklich dankbar.
Und auch außerhalb der Schule können Familien zahlreiche Hilfen und Unterstützung in Anspruch nehmen.
Beispielsweise die regelmäßigen U-Untersuchungen beim Kinderarzt. Erscheinen Eltern dort nicht mit ihrem Kind, dann steht das Jugendamt vor der Tür und führt ein Gespräch zur Entwicklung und Gesundheit des Kindes mit den Eltern.
Oder die Sozialpädiatrischen Zentren, die es an zahlreichen Kliniken NRWs gibt. Dort können Eltern sich frühzeitig und umfassend mit Kinderärzten zur Entwicklung ihres Kindes beraten und unterstützen lassen.
Dann haben wir noch die flächendeckenden Erziehungsberatungsstellen, in denen Eltern und Kinder sich zu erzieherischen Fragestellungen kostenfrei beraten lassen können. Und nicht zuletzt haben wir die Jugendämter, die neben der kostenlosen Erziehungsberatung auch ein breites Spektrum an ambulanten und stationären Hilfen anbieten.
Was es für den Bereich Schule, Jugendhilfe und Sozialarbeit also festzuhalten gilt: Vieles, sehr vieles ist in NRW auf einem guten Weg. Mehr, gerade um die Gesundheit unserer Kinder zu verbessern, geht natürlich immer.
Ich frage mich allerdings, mit Blick auf Ihren Antrag, was Schule noch alles leisten soll?
Und wer in einem Antrag fordert:
- Mehr Stellen und finanzielle Ressourcen für Schulpsychologen und Schulsozialarbeit bereitzustellen
- Ein kostenloses Mittagessen nach DGE-Standard jedem Schüler zur Verfügung zu stellen
- Kommunale Präventionsketten auszubauen und vieles mehr….,
von dem erwarte ich auch Finanzierungsvorschläge zu machen.
Was ich bis jetzt von Ihnen gehört habe, wirkt auf mich nicht zu Ende durchdacht, eins zu eins dem Kindergesundheitsbericht entnommen oder nicht solide finanzierbar.
Die von der SPD benannten Forderungen sind in vielerlei Hinsicht nicht neu und ich bin überzeugt, dass unsere Landesregierung gute Lösungen für diese Herausforderungen entweder bereits bereithält oder aktiv daran arbeitet. Ich freue mich daher auf unsere Diskussion im Ausschuss und auf die weitere Debatte Ihrer Vorschläge.
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