Bianca Winkelmann zu TOP 8 „Umweltverträgliche Zusammensetzung und Entsorgung von Reitböden in NRW Sicherstellen“

18.09.2019

Anrede!

3,89 Millionen Menschen bezeichnen sich bundesweit als Reiter. Der uns vorliegende Antrag der Grünen betrifft also eine große Anzahl von Bürgern – (mich übrigens auch- denn auch ich gehöre zu den Menschen die sich dem Reitsport verbunden fühlen).

Nordrhein-Westfalen kann sich mit Fug und Recht als Pferdeland bezeichnen, allein über 50.000 Pferde werden nur in Westfalen gehalten. Weit über 100.000 Mitglieder sind in Westfalen nach Angaben des LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) in fast 600 Reitvereinen organisiert.

Sind all diese engagierten Tierhalter und ihre geliebten Vierbeiner jetzt dauerhaft toxischen Einflüssen und Belastungen aus Feinstaub ausgesetzt?

Denn mit dieser Frage beschäftigen die Kollegen der Grünen sich und uns alle, eine Anzahl von Sachverständigen und selbstverständlich auch die Presse seit mittlerweile über 9 Monaten.

Um eines hier nochmal ganz klar zu sagen – gesundheitsgefährdendes Material gehört nicht in Reitböden, und nichtorganische Zuschlagstoffe gehören nicht auf Ackerflächen entsorgt. Das Ganze, und dafür war die Anhörung im Ausschuss dann doch sehr zielführend, ist auch im Abfallrecht, dem Kreislaufwirtschaftsrecht geregelt - wie wir alle in der Anhörung erfahren haben. Das von Ihnen im Antrag monierte Entsorgungsproblem, gibt es das wirklich?

Böden in Reitanlagen müssen in der Regel für die verschiedenen Disziplinen des Reitsports geeignet sein. Da sind beispielsweise die Dressurreiter. Diese bevorzugen für ihre Pferde elastische Böden. 

Springreiter benötigen guten Grip, damit die Pferde in engen Wendungen zwischen den Hindernissen nicht wegrutschen.

Rutschen wollen hingegen Westernreiter bei Sliding Stops; sie bevorzugen daher weiche, bewegliche Böden.
Wieder anders ist bei den Voltigierern. Sie haben von allen Pferdesportlern den direktesten Kontakt mit den Böden und benötigen deshalb einen federnden, elastischen Boden, der sowohl die Gelenke des vierbeinigen Sportkameraden, als auch die der turnenden Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen schont.

Und, es geht bei diesem komplexen Thema auch um die Gesundheit der vierbeinigen Sportkameraden. Zuschlagstoffe in Reitböden sind gelenkschonend und bieten den Pferden einen höheren Laufkomfort.

Reitsport in den höchsten Leistungsklassen, der in Deutschland auf einem enorm hohen internationalen Spitzenniveau stattfindet, wäre ohne gute, aufbereitete Sandböden gar nicht mehr erlaubt.

Dass die Staubbelastung in Reithallen, ähnlich wie beispielsweise an vielen Industriearbeitsplätzen, höher ist als auf einem Rasenplatz oder in einem Schwimmbad, lässt sich nicht wegdiskutieren. Genau deshalb werden ja Zuschlagstoffe eingesetzt – auch, um Staub bzw. dann Wasser zu binden.

Und einen weiteren Aspekt darf man in dieser Diskussion nicht aus den Augen verlieren: Im harten Wettbewerb der Hersteller von Reitböden zeigt nur eine kurze Recherche im Internet, dass diese mit der Umweltverträglichkeit ihrer Produkte werben und sich die Unbedenklichkeit auch durch unabhängige Prüfer zertifizieren lassen.

Mit Vorschriften, wie sie laut dem uns vorliegenden Antrag nur für NRW angedacht sind, muss hier mit einer Wettbewerbsverzerrung befürchtet werden. Außerdem würden den Reitplatzbetreibern enorme Kosten für die Entsorgung von möglicherweise gerade erst angelegten Reitplätzen zukommen, obwohl eine Gesundheitsgefahr noch nicht nachgewiesen werden konnte.

Wenn es gesetzliche Auflagen geben soll, dann wäre es sinnvoller, zunächst einheitliche, möglichst EU-weit geltende Kriterien festzulegen - und vor allem zunächst, wie es das zuständige Ministerium bereits in die Wege geleitet hat, Inhaltsstoffe prüfen. Weiterhin sollte es selbstverständlich sein, dass ein ausgedienter Reitboden vor der Entsorgung zuerst auf seine Inhaltsstoffe hin überprüft wird und im Anschluss dann der geeignete Entsorgungsweg festgestellt wird.

Positiv ist auf jeden Fall, dass NRW bereits angestoßen hat, dass sich die Bund/ Länder AK mit diesem Thema befasst.

So rum sollte man das Pferd aufsatteln, um im Sinne des Umweltschutzes, im Sinne des Gesundheitsschutzes und auch der Wirtschaft zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen.

Ansonsten kann ich am Ende nur sagen - passen Sie auf, dass sie ihrem Namen als Verbotspartei nicht wieder mal alle – zweifelhafte - Ehre machen.

In jedem Reiter einen vermeintlichen Umweltfrevler, oder gar einen illegalen Sondermüllentsorger zu sehen, dass ist jedenfalls nicht die Sichtweise der CDU in Nordrhein-Westfalen.