Charlotte Quik zu TOP 6 „Das kleine ABC für eine kindgerechte Sprachförderung – NRW braucht ein ganzheitliches Konzept“

23.08.2023

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein kluger Mensch hat einmal gesagt:

„Durch Worte lernen wir Gedanken und durch Gedanken lernen wir das Leben.“

Frühkindliche Bildung und Sprachförderung sind heutzutage wichtiger denn je sind, weil jedes vierte Kind - unabhängig von seiner Herkunft - einen Förderbedarf hat. Dieser begründet sich nicht immer durch das soziale Umfeld, sondern oft auch durch zentrale Verarbeitungsstörungen und ist damit krankheitsbedingt.

Nachdem die Ampel im Herbst vergangenen Jahres holterdipolter angekündigt hat, die Mittel für die Sprach-Kitas zu streichen, ist die Landesregierung eingesprungen und seit dem 01. Juli 2023 in die Förderung der so wichtigen „Sprach-Kitas“ eingestiegen. Dies ermöglicht die Fortsetzung der Arbeit in mehr als 1.300 Sprach-Kitas in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommen die mehr als 90 Fachberatungsstellen, die kontinuierlich und prozessbegleitend die Qualitätsentwicklung in den Sprach-Kitas unterstützen. Auch das zeigt: Unsere Kinder stehen im Mittelpunkt der Politik dieser Landesregierung. Wir lassen sie, ihre Familien und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sprach-Kitas nicht im Regen stehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP,
die zentrale Forderung Ihres Antrags regelt bereits §19 des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) zur Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrages für eine kontinuierliche Förderung der sprachlichen Entwicklung. Das KiBiz fordert, dass die Sprachbildung ein alltagsintegrierter und wesentlicher Bestandteil der frühkindlichen Bildung sein muss. Ein klarer konzeptioneller Rahmen ist damit vorgegeben. Auch muss der Träger der Tageseinrichtung - im Rahmen einer kontinuierlichen Qualitätsentwicklung - auch in Bezug auf die Qualifizierung des Personals dafür Sorge tragen, dass die alltagsintegrierte Sprachbildung aller Kinder mit sprachlichem Unterstützungsbedarf verbindlich sicher gestellt wird.

Deswegen haben wir in NRW rund 1.700 PlusKITAs. Um für alle Kinder gerechte Bildungschancen von Anfang an zu ermöglichen, erhalten diese Kindertageseinrichtungen, die in ihrem Umfeld einen hohen Anteil an Familien mit erschwerten Startbedingungen haben, eine zusätzliche Förderung. Nach §44 des KiBiz ist die PlusKITA eine Kindertageseinrichtung mit einem hohen Anteil von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf des Bildungsprozesses – und zwar insbesondere des sprachlichen Förderbedarfs. Darüber hinaus hat die PlusKITA die Aufgabe - zur Stärkung der Bildungschancen und Steigerung der Nachhaltigkeit-, die Eltern durch adressatengerechte Elternarbeit,         -beratung und -stärkung regelmäßig in die Bildungsförderung miteinzubeziehen.

In jeder PlusKITA steht dem Team zusätzlich eine sozialpädagogische Fachkraft mit besonderer Erfahrung und Kenntnissen im Bereich der Umsetzung alltagsintegrierter Sprachförderung zur Verfügung.

Die NRW-Landesregierung stellt für Einrichtungen mit einem zusätzlichen Sprachförderungsbedarf seit 2020/21 einen Zuschuss von 100 Millionen Euro bereit.

Auch die Familienzentren haben den Auftrag zur Stärkung der Sprachbildung und –förderung. Insbesondere sind dies Sprachförderungsmaßnahmen für Kinder im Alter zwischen vier Jahren und Schuleintritt mit zusätzlichem Bedarf, die keine Kindertageseinrichtung besuchen.

Selbstverständlich sind die Ergebnisse des  IQB-Bildungstrends ein Alarmsignal. Leider zeigt sich dieser Trend in allen Bundesländern und damit auch in Nordrhein- Westfalen. Die NRW-Landesregierung nimmt diese Ergebnisse sehr ernst und wird als Konsequenz daraus ein Screening mit zuverlässiger Diagnose noch vor der Einschulung einführen. Es ist gut, dass sich die Fachministerinnen Dorothee Feller und Josefine Paul gemeinsam den Herausforderungen stellen. Nur so kann die Trendumkehr gelingen.

Aktuell beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe im Auftrag der Landesregierung mit der Verbesserung der mathematischen und sprachlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Zwischen dem Ministerium für Schule und Bildung und dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration besteht ein konstruktiver Austausch darüber, wie die Zahl der Kinder, die die Mindeststandards im Grundschulalter nicht erreichen, reduziert werden kann.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Maßnahmen immer Zeit brauchen, um Ergebnisse zu erzielen.

Der Personalmangel ist bundesweit aktuell eine der größten Herausforderungen, insbesondere eben auch für die Kitas und Grundschulen in Nordrhein-Westfalen. Da es überall an Fachkräften fehlt, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich mehr leisten – von Krankheitswellen gar nicht zu sprechen. Deswegen ist es eine gute Nachricht, dass sich Jahr für Jahr mehr Menschen für eine Tätigkeit in der Kindertagesbetreuung entscheiden. Natürlich sind wir noch weit davon entfernt, den Fachkräftemangel beseitigt zu haben. Aber die Richtung stimmt.

Das zuständige Fachministerium hat schon heute einen hohen Stellenwert. Die NRW-Landesregierung hat bereits zusätzliche Mittel für Investitionen in frühkindliche Bildung, weitere Familienzentren und eine starke Förderung der Kinder- und Jugendarbeit bereit gestellt. Die größte Herausforderung besteht aber darin, mit den gesellschaftlichen Veränderungen Schritt zu halten.

In Zeiten einer angespannten Haushaltslage stellt das Land mehr als 37 Milliarden Euro, deutlich mehr als ein Drittel des Gesamtetats, für die Bildung unserer Kinder zur Verfügung. Und insbesondere lassen wir die Kinder nicht im Stich, die auf eine besondere Förderung ihrer sprachlichen Kompetenzen angewiesen sind.

In einem gemeinsamen Kraftakt aller Ressorts ist es gelungen, dass unsere Kinder nicht die Verlierer der aktuellen Umstände werden. Kinder sind und bleiben der Schwerpunkt dieser Landesregierung. Kinder sind unsere Zukunft. Sie stehen deshalb im Mittelpunkt unserer Politik.

Natürlich geht immer mehr. Aber bestimmt werden uns die Antragsteller im Ausschuss genauer erklären, was sie mit den einzelnen Forderungspunkten konkret meinen und dann auch genaue Zahlen nennen und Deckungsvorschläge machen.

In diesem Sinne freue ich mich auf die Debatte im Ausschuss.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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