Charlotte Quik zu TOP 8: „Solidarität mit Jugendlichen zeigen – Landesweiten Impfplan frühzeitig entwickeln und Perspektiven schaffen“

19.05.2021

Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin/
sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

sollte es tatsächlich wahr werden, was das Unternehmen Biontech uns in Aussicht gestellt hat, nämlich dass wir nicht nur hoffen dürfen, dass der Corona-Impfstoff ab Juni für Kinder ab 12 zugelassen sein wird, sondern auch, dass ab September auch Kinder im Kindergartenalter geimpft werden können, dann bin ich in der Situation, meinem jüngsten Sohn, der dann 3 sein wird, gegenüber ein Versprechen brechen zu müssen: Ich habe ihm Anfang des Jahres, als er gegen Meningokokken geimpft worden ist, was er ziemlich uncool fand, fest versprochen, dass es nun sehr lange dauern wird, bis er wieder geimpft werden muss. Versprechen breche ich sehr ungern - und trotzdem werde ich es in diesem Fall guten Gewissens und natürlich mit ausführlicher Erklärung tun, denn dass auch meine Kinder gegen Corona geimpft werden, sobald dies möglich ist, das steht für mich außer Frage. Nur das Impfen ermöglicht uns allen die Rückkehr zu unserem normalen Leben und das ist gerade für unsere Kinder und Jugendlichen von elementarer Bedeutung.

In dieser Analyse sind wir uns sicher alle, wie wir hier sitzen, einig. Worin wir uns offensichtlich nicht einig sind, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist der richtige Weg zu diesem Ziel. Denn dass es für das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium mit Minister Karl-Josef Laumann an der Spitze tatsächlich eines Antrags bedarf, um die Impfkampagne für Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen zu planen und auf den Weg zu bringen, das können ernsthaft nicht einmal Sie glauben, sehr geehrte Damen und Herren von der SPD-Fraktion.

Es ist eine absolute Selbstverständlichkeit, diese wichtige Gruppe im Fokus zu behalten. Die Bedürfnisse von Kindern und jungen Menschen müssen im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Nichtsdestotrotz dürfen wir dabei nicht die Älteren, die bisher noch nicht oder nicht vollständig geimpft sind, aus den Augen verlieren. Insofern stellen die verfügbaren Impfdosen eine Grundvoraussetzung für diese Überlegungen dar.

Jedes Kind ab zwölf Jahren soll bis zum Ende der Sommerferien ein Impfangebot bekommen – das ist unser erklärtes Ziel. Bereits im April – als Biontech/Pfizer eine Notfallzulassung für Kinder ab 12 Jahren in den USA beantragt hatte - hat die Landesregierung mit der Entwicklung einer landesweiten Kinder- und Jugend-Impfstrategie begonnen.

Nicht nur betroffene Eltern, sondern auch Kinder und Jugendliche selbst haben zahlreiche Fragen zu einer möglichen Impfung. Um Vertrauen zu schaffen, müssen diese geklärt werden.

Sie müssen über Risiken, aber auch über einen Impfstart informiert werden. Es ist wichtig, sie einzubinden und ihnen ein Mitspracherecht einzuräumen. Dies ist gerade für die Akzeptanz der Impfung bei Jugendlichen unabdingbar.
Dafür ist es wichtig, ihnen und ihren Eltern so schnell wie möglich eine transparente Lösung anzubieten.

Die Impfung von Kindern und Jugendlichen ist bei der Bewältigung der Pandemie in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Zunächst könnten besonders Kinder mit Vorerkrankungen geschützt werden, diese sollten nach einer Zulassung zuerst geimpft werden.

Schwere Covid-19-Verläufe sind auch bei Kindern möglich. Nach aktuellem Kenntnisstand erkranken Kinder zwar dramatisch seltener schwerwiegend an Covid-19, schwere Verläufe sind aber nicht ausgeschlossen.

Kinder sind als mögliche Überträger des Virus an dessen Zirkulation beteiligt und spielen damit eine große Rolle für die Herdenimmunität. Auch muss es so wenig Virusvermehrung wie möglich geben - denn während dieser könnten potenziell gefährliche Mutanten entstehen.

Die Ständige Impfkommission warnt trotz allem vor zu viel Eile: Vor einer generellen Impfempfehlung für Kinder steht eine sehr genaue Prüfung der Daten zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung ganz oben auf der Agenda.

Gerade für Jugendliche und Kinder muss genauestens geprüft werden, welche Dosis notwendig ist und ob Nebenwirkungen auftreten können. Auch muss geklärt werden, ob der Impfstoff die gleiche Immunität wie bei Erwachsenen hervorruft. Ein mRNA-Impfstoff ist auch für Kinder- und Jugendärzte etwas Neues.

Wir dürfen an dieser Stelle nicht vorschnell handeln. Das Wichtigste ist, dass wir einen zugelassenen, absolut sicheren Impfstoff haben, der auch die STIKO-Empfehlung hat. Hier darf nicht der Wunsch nach Herdenimmunität im Vordergrund stehen. Wichtig ist, Kinder und Jugendliche zu impfen, um sie für sich selbst zu schützen.

Junge Menschen sind bereits jetzt schon deutlich durch die Pandemie belastet. Bildungs- und Lernrückstände sind nur einige Faktoren. Wichtig ist aber auch, den verpassten Alltag dieser Generation im Blick zu behalten: Kinder und Jugendliche haben eine entscheidende Phase ihrer Entwicklung nicht ausleben können.

Es ist gut und absolut notwendig, dieses Thema zu diskutieren. Allerdings stellt der vorliegende Antrag nicht die wirklich wichtigen Fragen, so dass wir ihm nicht zustimmen können.

Diese gilt es zu diskutieren. Vorsicht und Abwägung sind geboten – kein vorschnelles Handeln, wie es der vorliegende Antrag suggeriert.
Corona hat - insbesondere für junge Menschen - eine wesentliche Zeit der Vergangenheit geprägt, aber ihre Zukunft darf nicht durch die Pandemie belastet werden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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