Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Kinder schützen. Das klingt im ersten Moment so „selbstverständlich“. Ist es aber leider nicht.
Der Austausch und die Gespräche im Rahmen unserer Kommissionsarbeit führen uns das immer wieder neu und schmerzvoll vor Augen.
Allein von bis zu einer Million von sexuellem Missbrauch betroffenen Kindern und Jugendlichen im Bundesgebiet müssen wir ausgehen. Plus Dunkelfeld!
Die Herausforderungen – insbesondere im digitalen Raum – sind groß.
Aus diesem Grund war es wichtig, dass wir die Themen „Peer to Peer Gewalt im digitalen Kontext“ und „Cybermobbing“ in den Fokus genommen haben.
Mithilfe der Fachexpertise, für die ich herzlich danke, ist es gelungen, viele Einblicke in bisher eher unterbeleuchtete Bereiche zu gewinnen.
Der digitale Raum ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Altersgrenze der Kinder, die sich darin bewegen, sinkt dabei zunehmend.
Sie kommunizieren selbstverständlich über soziale Plattformen, bewegen sich im Internet.
Die Experten raten zu möglichst frühzeitiger Aufklärung über Gefahren.
Hierbei wird nicht nur an die Schulen, sondern insbesondere an die Elternverantwortung appelliert.
Wir alle kennen Mobbing. Beispielsweise aus der Schule. Schlimm allemal, aber immerhin für das Opfer irgendwann ein stückweit „endlich“, wenn es zuhause einen sicheren Rückzugsort findet.
Sobald digitale Medien ins Spiel kommen, verschärft sich die Situation bis ins Unerträgliche.
Es ist vielfach eine Fortsetzung des Mobbens in digitaler Art und Weise. Cybermobbing!
Kaum kontrollierbar, mit rasanter Verbreitung, größeren Tätergruppen und einer Anonymität, hinter der sich versteckt wird.
Etwa jedes sechste Schulkind im Alter von 11 bis 15 Jahren wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2022 in Onlinediensten gemobbt.
Häufig mit fatalen gesundheitlichen Folgen.
Ein wichtiger Gedanke der Experten, künstliche Intelligenz unterstützend und präventiv im digitalen Raum zu nutzen. Eine Chance!
Unsere Kinder meistern in nahezu jeder Grundschule einen Lese- oder Füllerführerschein. Ich selbst erinnere mich noch als zu gut an den Fahrradführerschein.
Expertenseits wird – zwecks Sensibilisierung – ein Internetführerscheins empfohlen.
Wir haben schon viel geschafft in NRW, aber – sie hören es - es bleibt auch noch viel zu tun:
Denn digitale Welten wandeln sich rasant.
Manchmal so schnell, dass Lehrer und Eltern bei der Fülle, der Schnelligkeit sowie den wachsenden Möglichkeiten neuer Technologien kaum hinterherkommen.
Die Plattform, das Spiel, der Onlinedienst, der heute noch im Trend liegt, kann morgen schon out sein.
Es ist so gesehen ein anhaltender Wettlauf gegen die daraus entstehenden Gefahrenpotentiale, bei dem wir versuchen müssen, auf der Überholspur zu bleiben.
Es gilt, das Problembewusstsein dafür zu schärfen, dass die digitale Welt Chancen bietet, aber eben auch eine sehr reale Gefahr sein kann.
Ingo Wünsch vom LKA hat es treffend umschrieben:
Wir würden niemals ein Kind ohne Begleitung, ohne genaue Vorstellung, wo es hin muss - nachts alleine durch einen dunklen Wald schicken.
Aber das Internet kann ein dunkler Wald sein – und wir lassen sie allein laufen…
Ein ebenso wichtiges Themenfeld:
„Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Sport”
Die Auseinandersetzung mit Gewalt und Machtmissbrauch im Sport nimmt zu und unsere Kommission war und ist ein aktiver Teil dessen. Wir schauen hin!
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist oft ein Tabuthema – auch im Sport.
In NRW gibt es 17.700 Sportvereine mit 5,1 Millionen Mitgliedern.
Die Schutzkonzepte sind gerade im Sport äußerst individuell. Das kann bedeuten, dass tausende Konzepte gelebt werden und sie fortlaufender Anpassung bedürfen.
Schutzkonzepte müssen also „lebende Dokumente“ sein, damit sie ihre Wirkung entfalten können.
Kein Ordner oben im Regal!
Fakt ist zudem, dass auffällige Trainerinnen und Trainer häufig die Vereine wechseln.
Das sogenannte Vereinshopping:
Wer aufzufallen droht, geht einfach weiter.
Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden!
Lassen Sie mich zum Abschluss meiner Ausführungen allen Kolleginnen und Kollegen und unserer Ausschussassistentin in der Kinderschutzkommission für die immer am Thema orientierte und gute Zusammenarbeit danken.
Wenn wir durch unsere Arbeit auch nur eine Kinderseele retten, so ist es das gemeinsame Engagement jede Mühe wert.
In meinen Dank schließe ich unsere Kollegin Nadja Büteführ ausdrücklich ein. Sie hat uns viel zu früh verlassen.
Ihr Tod schmerzt nach wie vor und ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit und Zusammenarbeit. Ich habe sie nochmal neu kennen- und sehr schätzen gelernt.
Sie war eine bemerkenswerte Frau, denen die Kinder und Jugendlichen sehr am Herzen lagen.
Danke
Empfehlen Sie uns!