Claudia Schlottmann zu TOP 6 „Das kleine ABC für eine kindgerechte Sprachförderung – NRW braucht ein ganzheitliches Konzept“

23.08.2023

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kollegen,

wie meine Kollegin Frau Quick bereits ausführlich erläutert hat, ist uns die Bedeutung von Sprache für unsere Kinder und deren Zukunft mehr als bewusst.

Sprache ist der Zugang zur Teilhabe an unserer Gesellschaft und zu Bildung. Bereits Wilhelm von Humboldt sagte: „Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt.“

Der Grundstein für das Erlernen von Sprache und Sprachentwicklung wird bei Kindern bereits in jungen Jahren gelegt. Zwischen dem ersten und dem sechsten Lebensjahr bilden sich bei Kindern sprachliche Fähigkeiten heraus. Entscheidend ist hier bereits frühzeitig Probleme und Förderbedarfe zu erkennen.

Dementsprechend hat die Sprachförderung in der Landesregierung einen hohen Stellenwert. Es ist unsere Pflicht den Kindern in unserem Land die bestmögliche Bildung und damit das Rüstzeug für eine selbstbestimmte und erfolgreiche Zukunft zu geben.

Vielfach hat sich die Situation in den letzten Jahren auch bedingt durch die Corona-Krise verschlechtert. Viele Kinder sind damit aufgewachsen, dass Münder hinter Masken versteckt waren. Damit fehlten ihnen wichtige Hilfestellungen für das Erlernen von Sprache – dazu gehören beispielsweise die Lippenbewegung. Gerade hier benötigen die Kinder Unterstützung.

Damit betroffene Kinder so früh wie möglich die entsprechende Förderung erhalten gibt es die Sprachstandsfeststellung. Diese wird von den Schulämtern an Grundschulen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt.

Die Sprachstandsfeststellung ist ein wichtiges Instrument, um die Sprachfähigkeiten von Kindern zu ermitteln. Sie gibt uns wichtige Informationen über den frühkindlichen Bildungsstand bei angehenden Schülerinnen und Schülern.

Sie gibt uns Möglichkeit den Familien frühmöglich Unterstützung zu bieten. Und hier zeigt sich deutlich auf, dass in bestimmten Brennpunktbereichen die Bedarfe besonders hoch sind.
Wird auf der Grundlage des Sprachstandstests bei einem Kind, ein Bedarf an Sprachförderung festgestellt, erhalten die Eltern entsprechende Informationen und Hilfestellung. Gerade in Brennpunkten ist der Bedarf nach einer solchen Hilfestellung besonders hoch.

Hier steuern wir bereits mit der Ausweitung der Familiengrundschulzentren nach. Mit diesen bringen wir die Förderung direkt an die Schulen vor Ort und bauen ein umfangreiches, multiprofessionelles Netzwerk zur Unterstützung von Kindern und Familien aus. Dort erhalten die Familien die wichtige Rückendeckung und Zugänge zu wichtigen Unterstützungsangeboten, um die notwendige Förderung für ihre Kinder zu erhalten.

Im Schuljahr 2023/2024 sollen weitere Standorte zu Familiengrundschulzentren ausgebaut werden. Hier knüpfen wir an das Erfolgskonzept der Familienzentren an Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen an.

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich Ihnen versichern, dass uns das Problem bewusst ist und dass wir bereits in diesem Bereich aktiv geworden ist.

Mit der Sprachstandserhebung versuchen wir frühzeitig zu ermitteln, welche Kinder Förderbedarfe haben und diese zu unterstützen.
Wir statten unsere Schulen mit Sozialpädagogen und Multiprofessionellen Teams aus, um besonderen Bedarfen von Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden und ihnen eine bestmögliche Lernatmosphäre zu geben. Und auch mit dem geplanten landesweiten Screening vor der Einschulung wollen wir Kinder gezielt fördern, um ihnen einen erfolgreichen Bildungsweg zu ermöglichen. Derzeit prüfen wir, welche Methode die Beste ist, um hier anzusetzen.

Dennoch müssen wir uns hier ehrlich machen, meine Damen und Herren. Uns fehlen einfach – wie in allen anderen Bundesländern Deutschlands auch – die personellen Ressourcen, um die Mehrbedarfe die in den letzten Jahren entstanden sind aufzufangen. Erzieher, Sozialpädagogen, Lehrkräfte.

Hier steuern wir bereits mit dem Handlungskonzept Unterrichtsversorgung gegen. Wir tun unser Möglichstes, um Schülerinnen und Schüler guten Unterricht bieten zu können. Jedoch werden wir keine Lehrerinnen und Lehrer von heute auf morgen bekommen. Mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen werden wir an der Versorgung kontinuierlich weiterarbeiten.

Wie ich bereits eingangs erwähnte, ist Sprache der Schlüssel für die Teilhabe an unserer Gesellschaft. Wir müssen alles daran setzen, dass jedes Kind in unserem Land diesen Schlüssel erhält und damit aktiv an unserem gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann.

Dies ist unsere Verpflichtung gegenüber den Kindern und der Zukunft unseres Landes. Lassen Sie uns weiter gemeinsam daran mit konstruktiven Vorschlägen arbeiten.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.