Erinnern für die Gegenwart – Start für die Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326

09.03.2023
Gemeinsame Pressemitteilung der Fraktionen von CDU, SPD, GRÜNEN und FDP

Der Landtag von Nordrhein-Westfalen hat gestern den Antrag „Erinnern für die Gegenwart – Gedenkstätte Stalag 326 zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung weiterentwickeln“ der Fraktionen von CDU, SPD, GRÜNEN und FDP beschlossen. Dazu erklären Klaus Kaiser (CDU), Elisabeth Müller-Witt (SPD), Christina Osei (GRÜNE) und Dirk Wedel (FDP):

„Über drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene wurden Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sie wurden in Kriegsgefangenenlagern systematisch ausgebeutet und ermordet. Die Dimension dieses Verbrechens spiegelt sich leider bis heute in der deutschen Erinnerungskultur noch nicht angemessen wieder.

Im Musterungslager Stalag 326 wurden Kriegsgefangene nach ihrer Arbeitskraft selektiert und von hier aus zu Arbeitskommandos verschickt. Die Prozedur von Registrierung, Entlausung und Musterung war ein erniedrigender, entmenschlichender und entrechtender Vorgang. Die Aufarbeitung der Geschehnisse im Stalag 326 zeigt deutlich, dass die umliegende Bevölkerung Kenntnis von dem menschenverachtenden Umgang des Nationalsozialismus mit den Kriegsgefangenen hatte. Die Neukonzeption der Gedenkstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock wird als Erinnerungsort und Ort der historisch-politischen Bildung dazu beitragen, die Lücke in der Erinnerungskultur weiter zu schließen und die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus voranzutreiben. Seit vielen Jahren machen sich ehrenamtlich Engagierte verdient um die Erinnerung an die Opfer des Stalag 326. Ihnen gilt unser Dank für diese wichtige Aufgabe.

Wir beauftragen die Landesregierung, die Planung zur Trennung der Gedenkstätte vom Gelände des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW zu veranlassen. Das ist ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2020. Zudem beauftragen wir die Landesregierung, parallel zur Planung die Gründung einer Stiftung als Rechtsträger der Gedenkstätte vorzubereiten und umzusetzen.
Die vom Bund (25 Mio. Euro), dem Land Nordrhein-Westfalen (25 Mio. Euro) und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (10 Mio. Euro) zur Verfügung gestellten Mittel sind wichtige Investitionen für die Zukunft der Erinnerungskultur weit über Nordrhein-Westfalen und die Bundesrepublik hinaus und leisten einen Beitrag, dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte aufzuarbeiten.“

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