Erinnerungskultur und Demokratie

20.08.2020
70 Jahre Charta der Vertriebenen - Dokument der Menschlichkeit

Es war ein historischer Tag, als am 5. August 1950 die Charta der deutschen Heimatvertriebenen beschlossen wurde. Das ist jetzt 70 Jahre her. Man versetze sich in die Zeit: Der Zweite Weltkrieg war gerade  zu Ende. Deutschland hatte unermessliche Schuld auf sich geladen. Diejenigen, die in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen lebten, wurden beim Vorrücken der Roten Armee vertrieben und verloren ihre Heimat. Dann, ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, entsteht ein Dokument, das für Versöhnung steht, für Verständigung. Ein bemerkenswerter Vorgang in einer Zeit, in der die tiefen Wunden des Leids in Europa noch lange nicht verheilt sind. Die Charta gilt als das Grundgesetz der Heimatvertriebenen und ist ein klares Bekenntnis zur Schaffung eines einigen Europas und ist damit ein Grundstein unserer Demokratie.

Der Beauftragte der CDU-Landtagsfraktion für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten Rüdiger Scholz hält die Charta gerade vor dem geschichtlichen Hintergrund für ihrer Zeit voraus und bewundernswert:

„Vor dem Hintergrund des erlittenen Leids ist der Verzicht auf Rache und Vergeltung hoch einzuschätzen. Dass man gesagt hat, wir wollen die Spirale der Gewalt nicht weiter drehen, sondern widmen uns dem Wiederaufbau dieses Landes und wir wollen, trotz der Trümmer, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, auch an der Einheit des europäischen Kontinents mitarbeiten, das war eine grandiose Leistung. Die europäische Einigung als Friedensprojekt ist mitunter das wichtigste Erbe und Vermächtnis der Menschen vom 5. August 1950.“

Wir als NRW-Koalition bringen im August einen Antrag ins Plenum ein, mit dem wir die Charta und deren Wirkung würdigen möchten. Deshalb fordern wir darin, die Vertriebenen und ihre Verbände in der Arbeit zu unterstützen, die Erinnerung auch für die junge Generation aufrechtzuerhalten, auch mit Hilfe der Digitalisierung. Wir wollen die historisch-politische Bildung fördern, Austausch ermöglichen und die Erinnerung wach halten.


Anbei der Antrag im Wortlaut, wie er in der Fraktion beschlossen wurde und kommende Woche ins Plenum eingebracht wird: http://landtag/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-10633.pdf

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