
Sehr geehrte Damen und Herren!
Der vorliegende Antrag ist ein weiterer Baustein, um eine praktische Antwort zu geben auf die grundlegende Frage „Wie gestalten wir Digitalisierung?“.
Meine sehr geehrten Damenund Herren, der Schlüssel ist Bildung! In den älteren, berufstätigen Generationen müssen wir in Weiterbildung investieren und für Fortbildung begeistern. Die globalisierte und digitalisierte Gesellschaft, genauso wie die globalisierte und digitalisierte Arbeitswelt sind eine große Chance. Dafür ist lebenslanges Lernen unverzichtbar und bedeutet auch: Bildung für jeden und zu jeder Zeit.
Wir wollen dafür Sorge tragen, dass unsere Jüngsten bereits mit einer guten Grundbildung von den allgemeinbildenden Schulen kommen. Die Landesregierung hat zu Beginn dieses Schuljahres Informatik als Pflichtfach in den Klassen 5 und 6, also in der Sek I eingeführt. Sehr gut!
Ich halte es da gerne mit dem Vergleich mit dem Unterrichtsfach Englisch: Keiner wird darüber diskutieren, dass Englisch eine sinnvolle Grundlage für jeden Menschen in dieser globalisierten Welt ist. Heute jedenfalls nicht mehr. Also wird vollkommen zurecht Englisch an allen Schulen unterrichtet. Trotzdem erwartet niemand, dass deswegen alle Schülerinnen und Schüler als Dolmetscher oÄ später tätig werden. So wird es sich auch mit Informatik verhalten: Niemand erwartet, dass alle Kinder später Programmierer werden. Aber ein Grundverständnis von Programmiersprachen, von Datenanalyse und Algorithmen wird jedem Menschen in seinem Leben weiterhelfen und ist heutzutage hilfreiches und notwendiges Grundwissen: Also nicht nur mit der Frage auseinandersetzen „Wie funktioniert das?“, sondern auch „Wie nutze ich das?“ und „Wie wirkt das?“.
Um es klar zu sagen: Digitalkompetenz, Grundkenntnisse des Programmierens und fundiertes Wissen über Informationstechnik – das alles ist Grundlage für eine Teilhabe an der Gesellschaft und an der Arbeitswelt der Zukunft.
Durch die Einführung des Fachs Informatik in der Sek I führen wir neben dem didaktisch-positivem Effekt auch eine erhöhte Sichtbarkeit und Attraktivität des Fachs herbei und damit ein gesteigertes Interesse, Informatik auch im weiteren Verlauf der schulischen Laufbahn zu belegen, oder sich sogar beruflich in diese Richtung zu orientieren. Bei dem unbestritten branchenübergreifenden Bedarf an dringend benötigten Nachwuchskräften im Bereich Informatik ist das wohl kein schlechter Pull-Effekt.
Schon vor einiger Zeit habe ich mit Informatiklehrern zusammengesessen, die dafür warben, Informatik in der Sek II gleichgestellt mit den naturwissenschaftlichen- und technischen Fächern im Abitur zuzulassen, um denjenigen, die besonders talentiert und affin sind, die Möglichkeit zu geben ihre informatischen Fähigkeiten auszuprägen. Ich habe mich für diese Idee begeistern lassen und freue mich, dass wir als NRW-Koalition heute diesen Antrag einbringen.
Einen Punkt will ich dabei betonen, weil er mir wichtig ist: Je früher wir junge Mädchen und Jungs für Informatik, eine vermeintlich männliche Domaine, je früher wir sie damit in Kontakt bringen und dafür begeistern, umso eher werden wir Erfolg damit haben, auch langfristig und nachhaltig Mädchen und junge Frauen als Informatik-affine Menschen später in Studium und Beruf zu sehen.
Es gibt auch didaktisch gute Gründe dafür:
Prof. Dr. Norbert Breier von der Uni Hamburg hat schon 2006 formuliert, dass die Wissenschaft der Informatik als „Lehre von der Information und deren Verarbeitung“ zu sehen ist. Damit stehe Informatik im Fächerkanon neben Chemie und Physik.
Die Problemstellung liegt auf der Hand: In der Sekundarstufe II besteht zwar die Möglichkeit, Informatik als Grund- oder Leistungskurs zu belegen; jedoch gehört es nur zu den nachgeordneten Fächern. Daher besteht nicht die Möglichkeit, Informatik anstelle von Biologie, Physik oder Chemie zu wählen.
Es besteht also Handlungsbedarf: Informatik soll ohne Ausnahmen mit den „klassischen“ Naturwissenschaften gleichgestellt werden. Mit dem vorliegenden Antrag wird die NRW-Landesregierung beauftragt, eine Änderung der Verordnung über die Abiturprüfung, die sog. APO-GOSt, eine Gleichstellung des Schulfachs „Informatik“ mit den drei naturwissenschaftlichen Fächern in der Sekundarstufe II in Nordrhein-Westfalen herbeizuführen und damit Informatik als gleichwertiges Fach sowohl in der Einführungs-, als auch in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe zuzulassen.
Damit nehmen wir die Informatik als relevante Grundlage für die Lebenswege junger Menschen ernst.
Zwei Sätze zum Änderungsantrag der Fraktion der Grünen: Ich nehme das grundsätzlich als Zustimmung zum vorliegenden Antrag auf, was mich erfreut. Dass es ausreichend Fachlehrpersonal an den Schulen braucht, ist eine Selbstverständlichkeit, die deshalb allerdings auch keine eigene Beschlusslage braucht. Was mir wichtig ist und was offensichtlich gut anläuft, sind die Zusatzqualifikationskurse für das Fach Informatik von Bestandslehrpersonal. Nach Auskunft des Schulministeriums sind die Kursplätze in allen Bezirksregierungen deutlich ausgebaut worden und laufen unter Volllast. Das ist ein gutes Zeichen und schafft Handlungs- und Planungssicherheit.
Ich werbe daher nochmals nachdrücklich für das Anliegen des vorliegenden Antrags von CDU und FDP und freue mich über Unterstützung aus dem Hohen Hause.
Herzlichen Dank.
Empfehlen Sie uns!