Heike Wermer zu TOP 11 "Tanz als Bestandteil kultureller Bildung in Nordrhein-Westfalen stärken – Strukturen sichern und Teilhabe erhalten!"

05.06.2025

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine Damen und Herren,

wahrscheinlich werden Sie es nicht wissen, aber ich habe seit meiner Kindheit – über 15 Jahre lang – leidenschaftlich gern Ballett getanzt. Es hat zwar nicht als Primaballerina gereicht, aber da war der kindliche Wunschgedanke wohl größer als der vorhandene Ehrgeiz und ich war ehrlicherweise auch nur Mittelmaß. Aber diese Liebe zum und Begeisterung für das Tanzen besteht bis heute. Durch das Tanzen habe ich enorm viel über Rhythmus, Körperhaltung, Spannung und Ausdruck gelernt. Und auch passiv als Zuschauerin genieße ich es und weiß es zu schätzen, Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne zuzusehen, ihre Schritte und ihre Performance zu verfolgen.

Tanzen ist eine großartige Bereicherung. Tanzen ist eine einzigartige Art, sich künstlerisch und kreativ mit dem Körper auszudrücken, den ganzen Körper in Schwingung zu bringen. Im Einklang mit der Musik, mit dem Rhythmus können Emotionen transportiert werden – von der Fuß- bis zur Kopfspitze. Von Trauer über Lebensfreude. Es gibt keine Sprachbarriere oder ähnliches. Es gibt keine Altersgrenze. Tanzen verbindet.
Tanzen ist universell, wenngleich es kulturelle Unterschiede geben mag. Aber gerade diese sind eine Bereicherung und Befruchtung. Tanzen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kunst und Kultur.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich glaube, in diesen Punkten sind wir uns hier im Hohen Haus weitestgehend einig. Und auch darüber, welchen Stellenwert Tanzen im Bereich der kulturellen Bildung einnimmt.

Umso enttäuschter bin ich über den vorliegenden Antrag, liebe Kollegin Gebauer von der FDP. Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns über das Tanzen in der kulturellen Bildung verständigt hätten. Stattdessen legen Sie in meinen Augen einen Gemischtwarenladenantrag vor.
Auf der einen Seite betonen nämlich auch Sie die Bedeutung des Tanzens allgemein und speziell in der kulturellen Bildung.
Auf der anderen Seite nehmen Sie dann aber Bezüge zur allgemeinen Tanzförderung des Landes und der Freien Szene. Das, so finde ich, wird dem Tanzen in der kulturellen Bildung nicht gerecht. Aber so lautet doch Ihr Antrag. Ich zitiere: „Tanz als Bestandteil kultureller Bildung in Nordrhein-Westfalen stärken – Strukturen sichern und Teilhabe erhalten!“

Was meine ich konkret? Sie lassen unerwähnt, wie, wo und was das Land NRW schon alles im Bereich Tanzen in der kulturellen Bildung fördert. Kein Wort von JeKits. Wofür steht denn das T? Musik und Bewegung werden immer zusammen gedacht. Insbesondere Grundschulkinder brauchen die Bewegung dringend. Kein Wort von dem Landesprogramm „Künstlerinnen und Künstler in die Kita“. Auch kein Wort von den Programmen „Kultur und Schule“ oder vom „Kulturrucksack“. Alles Programme, in dem Tanzen vorkommt. Auch über das mit der Kulturstiftung der Länder geförderte Fortbildungs- und Qualifizierungsprojekt „Tandem Tanz“ verlieren Sie kein Wort. Ganz zu schweigen von den profilgebenden Schulen in unserem Land mit dem Schwerpunkt Tanz. Oder vom Projekt „180 Grad Drehung“ vom NRW-Landesbüro Tanz, wo sich Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen sowie Schulen für außerunterrichtliche Tanzprojekte noch bis Montag, 16. Juni, bewerben können.

Stattdessen nutzen Sie den Antrag über kulturelle Bildung, um die Tanzszene zu verunsichern. Das kann man so machen, wird aber – wie ich finde – weder dem Thema kultureller Bildung noch der angesprochenen freien Tanzszene gerecht.
Sie hätten besser zwei separate Anträge stellen können: Einmal zum Tanzen in der kulturellen Bildung. Vielleicht wären wir uns hier sogar einig geworden. Und einmal zur Unterstützung des Tanzes allgemein. Und ja, ich gebe zu, hier gäbe und gibt es Diskussionsbedarf. Denn wir alle wissen, dass die Haushaltsplanberatungen unter schwierigen Vorzeichen stehen. Aber wir wissen auch, dass die Haushaltsberatungen im Ausschuss erst nach der Sommerpause stattfinden werden. Sie greifen hier also dem Prozedere vorweg.

Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, so sehr ich große Sympathien für das Tanzen im Allgemeinen und bei der kulturellen Bildung im Besonderen hege, missfällt mir Ihr Antrag. Der Überweisung in den Kulturausschuss stimmen wir als CDU aber selbstverständlich zu.

Vielen Dank.

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