
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine Damen und Herren,
Kulturforen, Sportvereine oder Vereine in der sozialen Arbeit – Migrantenselbstorganisationen gibt es viele. Und so vielfältig wie ihre Kulturen, Nationalitäten und Anliegen sind, sind es auch die Verbände und Vereine in Nordrhein-Westfalen. Die Vielfalt der Verbände bietet den Vorteil, dass Migrantenselbstorganisationen – kurz MSO – in unterschiedlichen Lebensbereichen aktiv sind und Lücken und Bedarfe füllen. Bedarfe, die ansonsten manchmal nicht offensichtlich sind oder übersehen werden können. Eines haben die Verbände aber gemein: durch ihre Vielfalt und ihre Arbeit verfügen sie über ein großes integratives Potenzial. Sie zeichnen sich durch Engagement und hohe Eigenmotivation aus. Deshalb ist heute nur sinnvoll, dass wir mit unserem Antrag ein Zeichen setzen und die Arbeit dieser Organisationen weiter fördern und stärken wollen.
MSO arbeiten vor Ort, in den Kommunen. Sie ermöglichen es oftmals, an der Gesellschaft im Dorf oder in der Stadt teilzuhaben und schlagen eine Brücke von der einen zur anderen Seite. Ich denke, dass ich den Begriff „Brückenfunktion“ nach unserer Anhörung im Ausschuss nicht weiter ausführen muss. MSO erklären, bilden, unterstützen und klären auf – sie agieren quasi als „Kulturdolmetscher“ in der Gesellschaft. Deshalb ist es auch parteiübergreifender Konsens, die Selbstorganisation von Migrantinnen und Migranten politisch zu unterstützen.
[Deshalb haben wir uns zu einem gemeinsamen Änderungsantrag zusammengeschlossen.]
Für eine aktivierende Integration sind MSO unerlässlich. Allein die Zahl von geschätzt 16.000 Organisationen in Deutschland, die der Sachverständige Pries genannt hat, spricht wohl für sich.
Aber: wir haben auch hohe Erwartungen an die MSO im Aufgabenbereich der Integration. Diese Erwartungen wollen wir nicht nur äußern, sondern wollen diese auch durch eine Förderung weitertragen.
Seit 2012 besteht die MSO-Förderung des Landes, um einen Anschub oder die Entwicklung zu stützen. Seit über 18 Jahren fördert das Land weiterhin die Fachberatung MigrantInnen-Selbstorganisation, angesiedelt beim Paritätischen NRW.
Die Anhörung im Integrationsausschuss hat gezeigt, dass die Förderinstrumente der MSO-Förderung sich bewährt haben.
Aber: Es gibt den Wunsch nach differenzierteren, passgenaueren Förderinstrumenten. Denn so vielfältig wie die MSO sind, sind sie es auch in ihrer Struktur, in ihrer Entwicklung, in ihren Möglichkeiten.
Wir sehen die großen Unterschiede bei den personellen und finanziellen Ressourcen. Bei wichtigen Projekten stoßen Vereine mit ehrenamtlichen Engagement schnell an ihre Grenzen. Andere haben sich zu professionellen Akteuren entwickeln können.
Hier wollen wir ansetzen, um die Stärkung der Strukturen, die Professionalisierung und Qualifizierung der Selbstorganisation zu ermöglichen.
Die Förderung von MSO muss mit einem gezielten und bedarfsorientierten Beratungs- und Qualifizierungsangebot einhergehen. Als Partner steht hier die Fachberatung MigrantInnen-Selbsthilfe zur Seite. Sie unterstützt sie bei der Neugründung, beim Aufbau von Strukturen und bei der Planung und Durchführung von Projekten.
Die Fachberatung MigrantInnen-Selbsthilfe hat bereits mit über 500 Vereinen und Verbänden zusammengearbeitet, sie beraten und Netzwerke gebildet. Auf diese Erfahrungen können wir aufbauen.
Durch eine wissenschaftliche Evaluierung kann das Potenzial der MSO verortet werden. Eine Evaluierung soll Bedarfe vor Ort aufzeigen (bspw. in Vergangenheit beim Thema Flucht).
Wir können hier auf die Jahresberichte und auf das Monitoring der Fachberatung zurückgreifen und so Ansatzpunkte für eine Qualifizierung lokalisieren.
Deshalb freue ich mich, wenn der Antrag heute Ihre Zustimmung findet und bin gespannt auf die Ergebnisse der Evaluierung und die sich daraus ergebenden Schlüsse.
Vielen Dank.
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