Jens Kamieth zu TOP 8 "Die KI-ta für NRW - Künstliche Intelligenz für moderne und zukunftsfähige frühkindliche Bildung"

21.05.2025

Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Zukunftskoalition von CDU und Grünen arbeitet fortlaufend daran, die Rahmenbedingungen in unseren Kindertageseinrichtungen zu verbessern.

Für unsere Kinder, für ihre Familien und für die Mitarbeitenden.

Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren strukturelle Voraussetzungen für eine spürbar verbesserte Finanzierung, zusätzliche Kita-Plätze und eine stärkere Qualitätsentwicklung geschaffen.

Immer mit dem Ziel, das Kindeswohl in den Mittelpunkt zu stellen.

Und gerade deshalb ist es gut, dass wir heute über den vorliegenden Antrag zur Rolle Künstlicher Intelligenz im Bereich der frühkindlichen Bildung sprechen.

Die antragstellende Fraktion greift dabei ganz ohne Zweifel ein hoch relevantes Thema auf.

Denn die Dynamik der KI-Entwicklung wird nicht nur die pädagogische Praxis beeinflussen.

Sie wirft grundsätzliche Fragen auf, auf die wir gemeinsam Antworten finden müssen.

Und zwar mit der gebotenen Sorgfalt und mit Tiefgang. Nicht allein mit Tempo.

Denn KI ist kein „Gimmick“ oder „Tool“.

Nein: KI verändert Prozesse, Interaktionen – und möglicherweise sogar das pädagogische Selbstverständnis als solches.

Deshalb, meine Damen und Herren, braucht es eine fundierte Bestandsaufnahme – in der Breite und in der Tiefe.


Eine Analyse, die Orientierung schafft – und auf deren Grundlage gute Entscheidungen getroffen werden können.

Entscheidungen, bei denen das Kindeswohl stets im Zentrum stehen muss.

Und dabei, davon bin ich überzeugt, müssen wir auch die Fachkräfte strukturell mitdenken.

Ihre Haltung, ihre Kompetenzen, ihre Perspektive.

Ja: KI kann die pädagogische Arbeit unterstützen – etwa bei der Dokumentation oder bei Gestaltung individueller Förderung.

Aber genau dafür braucht es tragfähige, partizipativ entwickelte Ansätze, die über Trägergrenzen hinweg wirken und die pädagogische Qualität stärken – ohne dabei zu überfordern.

Und ein weiterer Punkt darf dabei nicht übersehen werden: Auch die Bildungsverwaltung als solche ist Teil des Systems.

Ob Meldestrukturen, Qualitätsverfahren oder operative Steuerung – auch hier gibt es Potenziale für sinnvollen KI-Einsatz.

Doch diese müssen erkannt, bewertet und sinnvoll erschlossen werden.

Und wer vorschnell Einzelprojekte ins Schaufenster stellt – davon bin ich fest überzeugt – springt bei diesem richtungsweisenden Thema einfach zu kurz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
was wir brauchen, ist ein strukturiertes, möglicherwiese sogar wissenschaftlich fundiertes Vorgehen.

Wir brauchen ein begleitendes Monitoring, eine Übersicht über bestehende Ansätze – und auch über weiße Flecken.

Und: Wir brauchen einen Diskurs darüber, ob und wie KI im System frühkindlicher Bildung einen echten Mehrwert schaffen kann.

Für Kinder.
Für Fachkräfte.
Und für eine moderne Verwaltungsstruktur.

Das ist der Dreiklang, an den ich in diesem Zusammenhang denke.

Dabei geht es auch und insbesondere um die Frage des altersgerechten Einsatzes und der Begriffseinordnung. Gerade im Umgang mit unseren Kleinen und Kleinsten ist hier höchste Sensibilität gefragt.

Denn Kinder müssen lernen, selbstständig zu denken, sich ein eigenes Bild zu machen, reale Interaktionen zu erleben.

Wer in diesem Bereich mit KI arbeitet, braucht pädagogische Orientierung. Keine technischen Schnellschüsse.

Ich denke, ein Austausch über Zuständigkeiten hinweg kann hier helfen, Potenziale besser zu nutzen – und Insellösungen zu vermeiden.

Meine Damen und Herren,
politische Verantwortung bedeutet, Komplexität anzuerkennen. Es geht nicht darum, Technik zu feiern – sondern darum, sie verantwortungsvoll einzusetzen.

Deshalb begrüßen wir die Überweisung des Antrags in den Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend ausdrücklich.

In diesem Sinne freue ich mich auf die weitere Beratung: sachlich, offen und konstruktiv.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Autoren