Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn es um den CO2-Fußabdruck von Gebäuden geht, richtet sich der Blick bisher fast ausschließlich auf die Betriebsphase. Wieviel Energie muss einem Haus zugeführt werden, damit es 20 Grad warm wird und auch bleibt, das sind so die Fragestellungen.
Es geht um Verluste, und die Herausforderung ist,
sie möglichst gering zu halten. Dazu wurde in der jün-geren Vergangenheit gedämmt, was das Zeug hält, aktuell ist eher die Haustechnik im Fokus.
Der Grenznutzen, also der Gewinn für das Klima im durch zusätzliche Zentimeter Polysterol auf der Wand, kann getrost in Frage gestellt werden. Und die Wär-mewende lässt sich auch nicht allein im Heizungskel-ler bewerkstelligen.
Wir wollen den Blick auf frühere Phasen im sog.
Lebenszyklus von Gebäuden lenken:
was bisher weitgehend unter den Tisch fällt, ist das CO2, das bei der Errichtung entsteht; denn rund ein Drittel der Treibhausgase werden freigesetzt, bevor ein Gebäude überhaupt in Betrieb geht.
Je nach Bauweise und Material besteht hier erhebli-ches Einsparpotenzial im Vergleich zu konventionell umgesetzten Vorhaben, und das lässt sich vielleicht sogar weniger konfrontativ heben als die eingangs genannten Ansätze, Stichwort Dämmung u. Heizung.
In dieser Hinsicht hat das Wohnhaus, das 2021 mit Unterstützung des Landes NRW in Beckum entstan-den ist, Maßstäbe gesetzt. Denn dank 3D-Druck konnte der eingesetzte Beton exakt dosiert werden.
Daran wollen wir anknüpfen und gerne Verfahren „pu-shen“, die mit noch weniger Materialeinsatz auskom-men.
Und wir wollen vor allem hinsichtlich der eingesetzten Baustoffe selbst neue Wege gehen bzw. für andere den Weg bereiten.
Beton ist – das kennt der, der selbst schon einmal ei-ne Speismaschine mit der Schüppe beschickt hat, be-sonders gut - ein Gemisch aus Zement, Sand bzw. Kies und Wasser. Stoffe, mit denen wir aus unter-schiedlichen Gründen zukünftig vorsichtiger umgehen sollten als bisher.
Die Herstellung von Zement trägt – das wurde
gestern sogar im ARD-Morgenmagazin thematisiert - mit sieben Prozent zum CO2-Anfall auf der Welt bei. Das ist kein Pappenstiel.
Beton ist je nach den Anforderungen, die an das Bau-werk- oder -teil gestellt werden, nicht einfach zu er-setzen, jedenfalls nicht im konstruktiven Ingenieur- oder im Tiefbau. Das heißt allerdings nicht, dass hier keine Spielräume beständen, im Umkehrschluss vor allem im Hochbau.
Auf Seiten der Produktion von Beton gibt es techni-sche Grenzen, was die Verringerung des Anfalls von CO2 im Prozess angeht.
Allerdings gibt es auf der Absatz- sprich Bauseite viel-versprechende Ansätze, die wir ausloten wollen, auch mit Blick über die Landes- und nationalen Grenzen hinaus.
So muss Beton nicht immer aus natürlichen Gesteins-körnungen (sprich Kies und Sand) bestehen, man kann auch Recycling-Körnungen einsetzen bzw. zu-schlagen.
In der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes hat der Gedanke bereits Einzug gehalten.
Ein weiteres Anwendungsgebiet wären öffentliche Bauten. Vor allem bei Landesbauten haben wir Vieles selbst in der Hand. Hier müssen die einschlägigen Kri-terien bei der Vergabe von Bauleistungen
auf den Prüfstand.
Und damit all das, was damit erreicht wird, Nieder-schlag findet in dem eingangs angesprochenen CO2-Fußabdruck, bedarf es eines Instruments, das diese Phase der Errichtung mit in den Blick nimmt und zu einer vollständigen Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken beiträgt.
Dazu stellen wir uns einen Gebäudepass vor, der in-haltlich den bekannten Energieausweis ergänzt, viel-leicht sogar integriert und zweckmäßigerweise mehr kann als das Stück Papier oder das pdf-Dokument, als das der Ausweis heute daher kommt.
Er soll aussagekräftig im Hinblick auf die damit ver-folgten Zwecke sein, aber auch praktikabel für die, die Nachweis zu führen haben. Wie man das in eine aus-gewogene Balance bringt, dazu könnte ein Pilotprojekt uns weiter helfen.
Der Gebäudesektor ist nicht der Primus, wenn es die Einsparung von Treibhausgasemissionen geht, diese Baustelle wollen wir mit neuen Ansätzen angehen, da-zu machen wir von der Bauseite einen Aufschlag.
Über breite Unterstützung dieses Ansatzes würden wir uns freuen.
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