Jochen Ritter zu TOP 3 "Innovatives Bauen im 3D-Druckverfahren fördern"

10.10.2019

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie kennen das Zitat aus dem Bestseller „Silicon Valley“ von Christoph Keese: „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Das macht auch vor dem nicht halt, was bisher in Stein gemeißelt oder in
Beton gegossen war. Digitalisierung ist dabei nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, auch und gerade wenn es darum geht, die großen Herausforderungen dieser Zeit zu
meistern.
Dazu gehört - es ist heute bereits angeklungen - die Versorgung mit Wohnraum. Gebäude digital zu planen ist lange schon Usus, die dritte Dimension kommt in Gestalt des Building-Integration-Modeling, kurz BIM, gerade hinzu. Das so Geplante dreidimensional auszuführen im Sinne von auszudrucken, ist allerdings noch „Neuland“ - jedenfalls in Deutschland.
Die FAZ sieht in ihrem Immobilien-Teil vom 13.09. Anwendungsmöglichkeiten bei der Besiedlung des Mars in ferner Zukunft, während das US-Unternehmen Space-X, das mit einer Rakete dahin unterwegs
ist, dreidimensional-gedruckte Triebwerke bereits verwendet 3D-Druck am Bau ist weder Science Fiction noch Rocket Science; denn das wird nicht nur im Nahen wie Fernen Osten, sondern auch in der Nachbarschaft
bereits praktiziert. In den NL entstehen so einstöckige, in China mehrstöckige Gebäude, in Arabien hält die additive Fertigung gar Einzug beim Bau von Hochhäusern.
Nun sind die tatsächlichen wie rechtlichen Verhältnisse hier nicht ohne weiteres vergleichbar mit denen in den Benelux-Staaten oder gar im Orient, aber vielleicht auch nicht so grundverschieden,
dass eine ähnliche Entwicklung hier völlig auszuschließen wäre.
Deshalb wollen wir uns dem öffnen mit der Devise: weg vom Betonkopf hin zum Druckkopf. Geste! Das beginnt mit F & E. Ansätze wie in anderen Bundesländern, z. B. im bayerischen München oder im
sächsischen Dresden, sehen wir in NRW jedenfalls nicht in dem Maße, in der Ausprägung. Sollte das daran liegen, dass sie hier nicht so konzentriert vorliegen, könnte es Sinn machen, diese
Diaspora zugunsten eines Clusters zu beenden, um mit gebündelter Kompetenz erfolgreicher zu agieren. Wir wollen jedenfalls, dass das Know-How hier entsteht und nicht irgendwann – von woher auch immer
- importiert werden muss.
Denn klar ist auch: wo F & E stattfindet, dahin zieht Produktion nach. Wir wollen, dass sich die Wertschöpfung hier entwickelt und nicht zusehen, wie die klassische Bauwirtschaft in NRW durch eine disruptive Technologie verdrängt wird, die woanders konzipiert worden ist. „Für Nordrhein-Westfalen als Industrieland liegen die größten Chancen der Digitalisierung in der Verbindung von Digitalisierung und industrieller Produktion.“
So unser Koalitionsvertrag. Produktion allein am Reißbrett zu konzipieren, vielleicht noch im Labor zu simulieren, halten wir dabei nicht für ausreichend. Wir wollen raus aus dem Elfenbeinturm, aus dem Reinraum nach draußen auf die von mir aus dreckige Baustelle. Es gibt solche Vorstellungen, ja Vorhaben, bereits im Lande, z. B. in der Gemeinde Nörvenich, sie stoßen allerdings noch an Restriktionen.
Wir wollen die Hemmnisse für diese zukunftsträchtige Technologie soweit vertretbar beseitigen und dafür - selbstverständlich unter Berücksichtigung solcher Aspekte wie Sicherheit - dafür sorgen,
dass die technologische Führerschaft von bzw. in NRW übernommen wird. Wir wollen zügig in die Anwendung und denken dabei nicht nur an Zweckbauten wie Garagen oder Hallen, sondern vorzugsweise an Wohnungsbau.
Ihn wollen wir weiter beschleunigen, würden das, was wir im Planungs- und im Genehmigungsrecht - Stichworte LEP und LBauO - bereits auf den Weg gebracht haben, gerne in der Ausführung fortsetzen.
Auf´m Bau liegen die Engpässe mitunter beim Material, meist beim Personal. Derart automatisiertes Bauen kann helfen, diese Flaschenhälse aufzuweiten. Geste!
Belastbare Bauteile können so mit relativ geringem Ressourcenverbrauch hergestellt, mehr oder weniger schwere körperliche Arbeit durch anspruchsvolle intellektuelle
Arbeit ersetzt werden, Maus oder Tablet statt Kelle oder Schüppe! Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns im Ausschuss tiefer in die dritte Dimension eintauchen und uns intensiver mit diesem faszinierenden Thema
auseinandersetzen, Sie werden Bauklötze staunen.