
Sehr geehrter Herr Präsident/Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
kennen Sie Volker, Louisa und Ahmad? Für diese drei aus unserer Werbekampagne für das Lehramt sowie zehntausende weitere
Beschäftigte an unseren Schulen gilt: Lehrkraftsein ist mehr als Unterricht.
Sie brennen für ihren Beruf und widmen sich mit Fachlichkeit und Empathie den ihnen anvertrauten Schülern. Sie sind kreativ, probieren
neue Formate aus und stellen ihre LehrKraft jeden Tag aufs Neue unserer Gesellschaft zur Verfügung. Sie wissen um ihren wertvollen Beitrag für die
Zukunftsfähigkeit unseres Landes und dafür sind wir ihnen sehr dankbar!
Doch die Anforderungen an Schule steigen. In meinen Gesprächen mit Lehrerinnen, Schulleitungen und Schülern wird mir immer wieder
berichtet: Durch Inklusion, die Integration hunderttausender Kinder aus nicht deutschsprachigen Elternhäusern und eine Zunahme sozial-
emotionaler Auffälligkeiten, nimmt die Heterogenität an unseren Schulen deutlich zu! Deshalb ist es auch richtig, dass wir heute hier im Landtag
darüber sprechen, wie wir Lehrkräfte entlasten können.
Die Zukunftskoalition von CDU und Grünen hat daher die Reduzierung von möglichst vielen nicht-pädagogischen Aufgaben für Lehrkräfte in
Angriff genommen. Nicht zuletzt aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten der Ressourceneffizienz muss die LehrKRAFT unserer
pädagogisch ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer für die Konzeption und Durchführung von guter Bildung genutzt werden.
Deshalb haben wir die Einstellung von Schulverwaltungsassistenten, Schulsozialarbeitern sowie Alltagshelfern massiv vorangetrieben. Und mit
der digitalen Anwendung SPLINT, die wir zurzeit im Regierungsbezirk Münster pilotieren, digitalisieren wir die Dokumentation von Förderplänen
und optimieren Lernprozesse. Allen Unkenrufen zum Trotz, konnten allein im letzten Jahr fast 4.000 Stellen zusätzlich an unseren Schulen besetzt
werden. Ein großer Verdienst unserer Bildungsministerin Dorothee Feller.
Selbstredend sind wir offen für eine Debatte über Arbeitszeitmodelle, weshalb wir im Ausschuss auch der Durchführung einer Anhörung
zugestimmt haben. Nachdem wir uns mit den Experten ausgetauscht haben, bezweifeln wir jedoch, dass der SPD-Antrag in die richtige
Richtung geht. Sie erwarten eine sinkende Teilzeitquote bei der Einführung eines Arbeitszeitmodells –die Praxis zeigt jedoch das
Gegenteil: Gerade das in Ihrem Antrag vorgeschlagene „Hamburger-Modell“scheint nicht als Vorbild zu taugen, denn die bundesweit höchste
Teilzeitquote bei Lehrern haben wir…in Hamburg. Auf diesen Zusammenhang wiesen auch die Experten in der Anhörung hin.
Und auch grundsätzlich erscheint die pauschale Zuweisung von Zeitkontingenten für unterrichtsferne Aufgaben als wenig probates Mittel
zur Abbildung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit. Vielmehr ermöglicht das aktuell verwendete Deputatsmodell eine höhere Flexibilität, die für
viele Lehrer zur Attraktivität ihrer Tätigkeit beiträgt.
Und eine zu diskutierende Frage habe ich von Ihnen bisher noch nicht vernommen: Die Abkehr von der Vertrauensarbeitszeit könnte
konsequenterweise auch dazu führen, dass Lehrkräfte zukünftig ihren Anspruch auf dreißig Tage Urlaub anmelden müssten und die übrige
unterrichtsfreie Zeit auf die wöchentlichen Schulwochen umgerechnet werden müsste, was unter Umständen auch eine höhere Präsenzpflicht in
der Schule mit sich bringen würde –ob das wirklich dazu beiträgt, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten, wage nicht nur ich zu bezweifeln.
In der Anhörung ist ein weiterer Punkt angesprochen worden, der mir besonders wichtig erscheint: In den letzten Jahren hat sich in Teilen der
Gesellschaft eine Haltung entwickelt, immer mehr Erziehungs- und Bildungsaufgaben an den Staat zu delegieren. An dieser Stelle muss ich,
gerade auch als Christdemokrat, sagen, dass dies für mich völlig inakzeptabel ist. Das Elternhaus ist und bleibt der zentrale Ort der
Erziehung, den keine Kita und keine Schule vollständig ersetzen kann – und lassen Sie mich auch sagen, auch nicht ersetzen soll. Um diesem
Trend entgegenzuwirken und die Eltern in ihrer Verantwortung zu stärken, haben wir in den vergangenen Jahren die Familienzentren an Kitas und
Grundschulen massiv ausgebaut. Auch dies trägt zu einer Entlastung unserer Lehrerinnen und Lehrer bei!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Entlastung und die Wertschätzung unserer Lehrkräfte ist uns ein zentrales Anliegen, weshalb wir gemeinsam
mit der Landesregierung bereits zahlreiche Maßnahmen in Angriff genommen haben. Die im SPD-Antrag skizzierten Vorschläge zur
Einführung eines Arbeitszeitmodells halten wir nach der Expertenanhörung jedoch für wenig zielführend, weshalb wir den Antrag
ablehnen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!
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