
Sehr geehrter Herr Präsident/Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte Sie gerne auf eine gedankliche Reise nach Meckenheim, einer
Stadt in meinem Wahlkreis, mitnehmen. In der „Apfelstadt“, wie wir
Meckenheim aufgrund der Vielzahl ansässiger Obstbauern auch nennen,
befindet sich ein großer Schulcampus. Auf einem Areal im Zentrum der
Stadt arbeiten ein Gymnasium, eine Realschule und eine Hauptschule
Hand und in Hand. Der geteilte Pausenhof und schulformübergreifende
Projekte führen zu einer engen Vernetzung und zu Freundschaften quer
durch die drei Schulformen.
Mehr noch: Die Stadt Meckenheim bietet als Schulträger jeder Schülerin
und jedem Schüler eine Schulplatzgarantie. Was bedeutet das in der
Praxis? Wenn eine Schülerin beispielsweise in die fünfte Klasse der
Realschule eingeschult wird und nach zwei Jahren ersichtlich wird, dass
die Leistung auch einen Besuch des Gymnasiums zulassen würde, kann
diese Schülerin unbürokratisch die Schulform wechseln. Es ändert sich
dabei weder der Schulweg noch werden die bestehenden Freundschaften
zerrissen. Aber die Schülerin erhält durch den Schulwechsel ein auf ihre
Bedürfnisse zugeschnittenes Bildungsangebot, das sie fordert und fördert.
Doch nicht jede Schülerin und jeder Schüler in Meckenheim möchte Abitur
machen. Die Stadt hat deshalb gemeinsam mit der Handwerkskammer
und ansässigen Betrieben das MeGA-Projekt, die Meckenheimer Garantie
für Ausbildung, geschaffen. Dabei schließen Schüler bereits während
ihres letzten Schuljahres einen Vertrag mit einem Betrieb in der Region
ab, der verbindliche Rechte und Pflichten enthält. Statt wie üblicherweise2
10 bis 15 Prozent verlassen die Geschwister-Scholl-Hauptschule in
Meckenheim ca. 70 Prozent der Schüler mit einem Ausbildungsvertrag in
der Tasche –eine echte Erfolgsgeschichte und ein klares Bekenntnis zur
beruflichen Bildung!
Erst letzten Sommer durfte ich unsere Schulministerin Dorothee Feller auf
dem Schulcampus in Meckenheim begrüßen, die sich das dreigliederige
Schulsystem, die enge Vernetzung der drei Schulen und das MeGA-
Projekt aus der Nähe angeschaut hat.
Liebe Kollegen der FDP, das in ihrem Antrag aufgeführte dreigliedrige
Schulsystem, die Durchlässigkeit innerhalb des Schulsystems, eine
Benotung ab der 3. Klasse und starke Strukturen der beruflichen Bildung
sind doch längst gängige Praxis bei uns in Nordrhein-Westfalen. Es ist
schön, dass Sie dies noch einmal in einem Antrag zusammenfassen.
Sollten Sie für Ihre Ausführungen ein Praxisbeispiel suchen, vermittle ich
gerne Kontakt zum Schulcampus in Meckenheim. Liebe Franzi Müller-
Rech, aus Bonn bist du in nur 20 Minuten in Meckenheim.
Im Antrag wird ein Bekenntnis zum gegliederten Schulsystem und zur
Vielfalt der Schulen in NRW gefordert. Für die Vorbereitung des nächsten
Antrags empfehle ich, vorab einen kurzen Blick in den Zukunftsvertrag zu
werfen. Denn dort heißt es –ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten/der
Präsidentin: „Um Chancengerechtigkeit zu schaffen, werden wir auf Basis
des Schulfriedens zu gezielten und nachhaltigen Verbesserungen in
unserem vielfältigen Schulsystem kommen.“Und weiter: „Wir begrüßen
schulformübergreifende Kooperationen von Schulen und prüfen den
Abbau möglicher rechtlicher Hürden.“Die Position der Zukunftskoalition
dürfte damit klar sein: Wir tragen der Individualität unserer Schülerinnen3
und Schüler Rechnung und bieten ihnen ein breites Bildungsangebot, das
vielfältige Wege für jede und jeden Einzelnen eröffnet.
Zu recht weisen Sie auf die Bedeutung außerschulischer Lernorte, auf
eine enge Kooperation mit den Hochschulen und auf die Wettbewerbe wie
„Jugend forscht“hin. Lernorte wie beispielsweise das Deutsche Museum
in Bonn, begeistern für Bildung und wecken bei Schülerinnen und
Schülern das Interesse an KI und Technologie. Der Besuch solcher
außerschulischer Lernorte und die Teilnahme an Wettbewerben liegen in
der Verantwortung der Schulen –lassen Sie uns deshalb alle gemeinsam
in unseren Wahlkreisen Werbung dafür machen! Ich bin fest davon
überzeugt: es mangelt nicht an spannenden Lernorten und auch nicht an
Wettbewerben –wir müssen die bestehenden Angebote nur besser an
unsere Schulen kommunizieren –eine Aufgabe für uns alle!
Und gestatten Sie mir zum Abschluss noch eine Bemerkung zum
Leistungsgedanken. Jedes Kind ist mit Talenten, Stärken und Schwächen
ausgestattet. Zentral bleibt daher der Blick auf den einzelnen Schüler und
der Leitgedanke des Fördern und Forderns. Die zunehmende
Heterogenität in unseren Schulklassen –über alle Schulformen hinweg –
macht diesen Grundsatz noch bedeutsamer. Unsere über 200.000
Lehrerinnen und Lehrer stellen sich dieser Herausforderung jeden Tag.
Für ihren Einsatz, ihre Motivation und ihre didaktisch-methodischen
Ansätze, mit denen Schüler auf ihrem Bildungsweg begleitet und auf ein
selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden, sind wir Ihnen allen sehr
dankbar!
Ob Förderklassen für Hochbegabte, die JuniorAkademien NRW oder
Wettbewerbe wie die Mathe-Olympiade –der Leistungsgedanke ist für uns4
zentral und findet deshalb auch Berücksichtigung in der nordrhein-
westfälischen Bildungsarchitektur. Darüber hinaus schafft der verstärkte
Einsatz digitaler und KI-basierter Lernanwendungen weitere
Möglichkeiten, ein maßgeschneidertes Lernangebot zu entwickeln, das
die individuellen Stärken jedes Kindes zukünftig noch besser
berücksichtigen wird.
In diesem Sinne freue ich mich auf die Beratungen im Ausschuss und
danke für die Aufmerksamkeit!
Empfehlen Sie uns!