Die Zeugenvernehmungen im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum Kindesmissbrauchsfall von Lügde zeichnen ein desaströses Bild der Arbeit des zuständigen Jugendamts im Kreis Lippe.
An diesem Freitag sagte der Leiter eines Regionalbüros des Kreisjugendamtes im Landtag aus und sollte beantworten, warum weder er noch sein Team einschritten, obwohl eine Jobcenter-Mitarbeiterin nach eigenen Worte wiederholt und vehement auf den Missbrauchsverdacht aufmerksam gemacht hatte. Im Gespräch mit ihr habe Andreas V. in Anwesenheit seiner Pflegetochter etwa erklärt, diese „tue alles für Süßigkeiten“ oder „sie mache ihn erst heiß, will kuscheln und dann doch nicht … Frauen sind echt komisch“. Das Kind habe selber gesagt, es „hasse den Geruch von stinkenden Männern“.
Auf die Nachfragen der CDU im PUA, warum er daraufhin nicht tätig geworden sei, gab er an, man habe mit den zuständigen Kollegen im Landkreis Hameln-Pyrmont telefoniert und darüber hinaus keinen Handlungsbedarf gesehen. Dazu unser Sprecher für den PUA Kindesmissbrauch, Dietmar Panske:
„Es macht mich fassungslos zu beobachten, wie sich im Untersuchungsausschuss ein Behördenvertreter nach dem anderen wegduckt. Da sitzt ein Pädophiler, in dessen Obhut eine Fünfjährige übergeben wurde, und schildert, wie sie ihn heiß mache – und das Jugendamt tut nichts. Diejenigen, die sich schützend vor das kleine Kind hätten stellen müssen, fühlen sich nicht zuständig, nicht schuldig. Da wird die Verantwortung zwischen Kollegen, zwischen Dienststellen, zwischen zwei Landkreisen hin- und hergeschoben. Aber klar ist: Eindeutige Hinweise auf den Missbrauch gab es im Kreis Lippe. Dort hätte gehandelt werden müssen. Wir sind mehr als gespannt auf die Aussage des SPD-Landrates Axel Lehmann am Montag. Wir hoffen und fordern, dass er endlich die politische Verantwortung für dieses Behördendesaster übernimmt. Wir haben zu viele Zeugen gehört, die ihre Hände in Unschuld gewaschen haben. Der Landrat ist es den Opfern und ihren Angehörigen schuldig, dass damit endlich Schluss ist. Wir geben ihm am Montag die Chance, reinen Tisch zu machen.“
Hinweis: Axel Lehmann sagt am Montag, 22. Juni, um 11.30 Uhr im Untersuchungsausschuss aus.
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