
Anrede.
Wolfgang Schäuble würde heute 82 Jahre alt. „Große Krisen sind große Chancen“ – das war sein Optimismus.
Instabile Lieferketten, Energiekosten, digitale Transformation: Die Krisen schlagen durch auf die Mobilität – auf die Wirtschaft – auf Versorgungssicherheit.
Der Personalmangel in der Logistik trifft uns am Nerv: im Gütertransport, in der Verwaltung, in der Sortierung. Und ebenfalls im Personenverkehr. Ohne Fahrer – ohne Fahrerinnen – gibt es keine verlässlichen Angebote im ÖPNV und erst recht keinen Ausbau.
Rund 30.000 gehen pro Jahr in Rente – aber nur halb so viele, die neu einsteigen. Fast 40 Prozent der Aktiven sind 55 Jahre und älter – aber weniger als drei Prozent, die im Alter unter 25 anfangen. Das sind Lagebilder.
Vor der Aussetzung der Wehrpflicht hat die Bundeswehr 17.800 Kraftfahrer im Jahr ausgebildet: Wehrpflichtige und Zeitsoldaten, die uns jetzt fehlen.
Der Fachkräftemangel endet nicht an Landesgrenzen. Prognosen für den Güter- und für den Personenverkehr zeigen nach oben. Hauptverkehrsträger bleibt die Straße. Wir haben die Konkurrenz von Beruf gegen Beruf: Was gibt den Ausschlag für die Ausbildung zum Kraftfahrer? Welche Arbeitsmodelle sind attraktiv, um die Gesundheit zu schonen und das Familienleben zu fördern, insbesondere bei Alleinerziehenden?
In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes und des Personenbeförderungsgesetzes neu aufgelegt.
Der nächste Schritt ist die Änderung des Berufskraftfahrerqualifikationsgesetzes: mit dem Schwerpunkt E-Learning, Prüfungen in acht Fremdsprachen und der Wegfall von Mindeststunden in der Ausbildung.
In der EU geht es um den Lkw-Führerschein ab 18 – mit der Perspektive, im Lkw begleitet zu fahren, ab 17 Jahren.
Bei uns in NRW laufen die Fachkräfteoffensiven. Alle Verkehrsträger sind im Blick. Leistungsfähige Wasserstraßen. Schiene und ÖPNV. Die Straße ist und bleibt Lebensader. Die Antriebswende gehört dazu.
Es gibt nicht den einen „Gamechanger“, um den Fachkräftemangel wettzumachen. Aber wir haben hochwertige Berufsabschlüsse, die duale Ausbildung:
mit den Effekten für Qualität, für Sicherheit und Umwelt. Wir haben Berufsbilder, die zukunftssicher sind.
Potenziale sind identifiziert, damit Prozesse schneller werden. Und einfacher. Es gibt Best Practice: die effektivere „Verzahnung von Fahrausbildung und Berufskraftfahrerqualifikation“ zum Beispiel. Dabei immer fest im Blick: Die Verkehrssicherheit.
Hürden müssen runter auf ein Normalmaß der EU. Die Kosten für den Führerschein sind ein Punkt. Die Aufenthaltstitel – die Anerkennung von Fahrern aus Drittstaaten – Abbau von Sprachbarrieren: Da sind EU und Bund am Zug. Die Parkraumsituation: Dafür brauchen wir auch die kommunale Zusammenarbeit.
Die Realität, der Alltag der Berufskraftfahrer muss unbedingt außerhalb der Fahrerkabine Gehör finden. Daher freue ich mich über die positive Resonanz auf unseren vorliegenden Antrag. Beispielhaft darf ich Andy Lieben nennen, Berufskraftfahrer aus dem Raum Hamburg. Er weist darauf hin, wie wichtig faire Arbeitsbedingungen für alle sind: Ausreichend Stellplätze für LKW zur Einhaltung der Ruhezeiten, saubere, sichere Rastanlagen mit Sanitäranlagen und Gastronomieangebote.
Doch auch die besten politischen Initiativen können eines nicht leisten, was die Fahrerinnen und Fahrer von uns erwarten dürfen:
Wir alle schulden Respekt und Dankbarkeit: für Leistungen, die absolut systemrelevant sind. Unternehmen und die Gesetzgeber stehen in der Verantwortung: für Attraktivität, für Wettbewerbsfähigkeit, für die gerechte Praxis.
Das wollen, das müssen wir weiter unterstützen: auf allen Ebenen. Denn es geht um uns. Dafür bitte ich um Zustimmung.
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