Petra Vogt zu TOP 8: "Aus der Pandemie lernen: Chancen der Digitalisierung für die Inklusion nutzen"

16.02.2022

Sehr geehrte/r Frau Präsidentin/Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich denke, dass wir uns in einer Angelegenheit sehr einig sind: Und zwar, dass die Pandemie gerade bei jungen Menschen – bei Schülerinnen und Schülern – den hohen Wert von Schule nochmal untermauert hat.

- Schule ist mehr als Lernen und Lehren
- Schule ist mehr als Unterricht

- Denn Schule ist für junge Menschen ein Lebensraum, der viel mehr bietet als Mathe und Englisch

Soziale Kontakte sind für Schülerinnen und Schüler enorm wichtig – sowohl in den Klassenzimmern als auch auf dem Schulhof.

Das Ausweichen auf den Distanzunterricht, der bei besonders hohen Infektionszahlen in der Pandemie teilweise alternativlos war, hat bei vielen Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen.

Gleichwohl konnten wir sehen, dass Distanzunterricht möglich ist.

Ja, natürlich gab es an manchen Schulen leichte Startschwierigkeiten. Aber das ist ganz normal.

Mittlerweile können die Schulen in NRW – auch dank der schnellen Finanzhilfe von Land und Bund – einen guten und qualitativen Distanzunterricht anbieten.

Die Erkenntnisse der letzten zwei Jahre kann man kurz zusammenfassen:

1. Präsenzunterricht ist und bleibt die Unterrichtsform der ersten Wahl

2. Distanzunterricht ist möglich und eine durchaus adäquate Alternative

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wollen mit unserem heutigen Antrag auf eine besondere Gruppe von Schülerinnen und Schülern aufmerksam machen:

Zu dieser Gruppe gehören immunsupprimierte und somatisch oder psychiatrisch erkrankte Schülerinnen und Schüler oder in Ausnahmefällen auch sogenannte „Young Carer“: Schülerinnen und Schüler, deren Eltern oder Geschwister schwer erkrankt sind.

Für diese Kinder und Jugendlichen ist der Schulbesuch vor allem durch Corona mit zu hohen Risiken verbunden.

Ja, es gibt die die so genannte „Klinikschule“, früher „Schule für Kranke“, die spezialisiert ist auf die Beschulung erkrankter Kinder und Jugendlicher.
Jedoch gibt es außerhalb des Systems Klinikschule bislang kein entsprechendes flächendeckendes und wohnortnahes Angebot.
Als NRW-Koalition wollen wir den Schülerinnen und Schülern mit Vorerkrankungen ein verbessertes bedarfsorientiertes und eng an der Stammschule angegliedertes Bildungsangebot machen. Und dieses Angebot ist unabhängig vom Behandlungsort.

Die Möglichkeiten von hybriden und rein digitalen Unterrichtsangeboten möchten wir dabei gezielt nutzen.

Denn wenn die Pandemie tatsächlich irgendwas Positives hervor gebracht hat, dann vermutlich den Aufschwung für digitalen Unterricht.

Und diesen Aufschwung nehmen wir mit, um den Anforderungen Schülerinnen und Schülern, die aus unterschiedlichen Gründen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, zeitgemäß und bedarfsorientiert gerecht zu werden.

Das richtige Werkzeug steht unseren Schulen idealerweise bereits zur Verfügung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Rede ist von LOGINEO NRW LMS. Das Lernmanagementsystem LOGINEO NRW LMS unterstützt Lehr-Lernprozesse digital, sei es in Phasen des Lernens auf Distanz oder im Rahmen des Präsenzunterrichts.

Dabei bietet es eine Vielzahl an Formaten, etwa Texte, Videos oder Tonaufnahmen. Lehrkräfte können also z.B. ihren Schülerinnen und Schülern auch eine gesprochene Rückmeldung geben.

Die NRW-Koalition hat die Aufholjagd bei der Digitalisierung an unseren Schulen sehr schnell angenommen.

Deshalb ist es unser Ziel, diese Chancen nun für Schülerinnen und Schüler, die aus verschiedenen Gründen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, zu nutzen.

Oberste Prämisse bleibt: ein Maximum an schulischer Teilhabe.


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit unserem Antrag wollen wir ein digitales Alternativangebot zur Präsenzbeschulung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Unterstützungsbedarfen aufbauen.

Wir benötigen dazu ein Konzept für ein staatliches Online-Angebot, mit dem wir ein flächendeckendes, wohnortnahes Angebot mit einer kontinuierlichen, lernförderlichen Anbindung an die jeweilige Stammschule zur Verfügung stellen.

Dieses Konzept ist anschließend die Basis für ein Modellprojekt, mit dem Schülerinnen und Schüler – soweit es ihnen gesundheitlich möglich ist – hybrid am Unterricht ihrer Schule teilnehmen können.

Eine starke Alternative zur Klinikschule existiert noch nicht. Mit unserem Antrag stellen wir die Weichen für eine solche Alternative.
Dafür bitten wir um Ihre Zustimmung!
Vielen Dank!

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