Politische Bildung ist das Bindeglied von Möglichkeit und Verantwortung

23.05.2025

Werkstattgespräch: Mit KI und Social Media verantwortungsvoll umgehen

Künstliche Intelligenz prägt unsere Welt immer stärker – nicht nur die reale, sondern auch die der sozialen Medien: von personalisierten Inhalten hin zu täuschend echten Deepfakes. Das bedeutet neue Chancen für Information und Bildung, aber auch Herausforderungen. KI-generierte Inhalte, Fake News und gezielte Desinformation beeinflussen die politische Meinungsbildung und erschweren den Zugang zu verlässlichen Informationen, besonders bei jungen Menschen.

Wie können wir mit diesen Entwicklungen umgehen? Welche Rolle spielt politische Bildung, um kritisches Denken und digitale Mündigkeit zu fördern? Welche Verantwortung tragen Plattformen, Politik und Zivilgesellschaft? Darüber hat sich die CDU-Landtagsfraktion mit Experten und fast 100 Gästen im Rahmen eines Werkstattgespräches ausgetauscht.

„KI entwickelt sich rasant, sie verändert Wirtschaft, Bildung und politische Kommunikation. Sie wirkt oft im Verborgenen und kann für Aufklärung, aber auch für Manipulation eingesetzt werden. Dieses Thema könnte aktueller und bedeutender kaum sein“, führte Klaus Voussem, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, in das Thema ein. „Wir brauchen einen verlässlichen rechtlichen Rahmen für eine Regulierung. Dabei muss es um Verantwortung gehen, nicht um Verbote.“

„Das Thema Künstliche Intelligenz betrifft uns alle: Die Dynamik von KI wird besonders in den Sozialen Medien deutlich, sie sind Schauplatz von Desinformation geworden. Junge Menschen wachsen in einer digitalen Welt auf, in der Echt oder Fake oft kaum zu unterscheiden ist. Bei aller Sorge dürfen wir aber nicht das Potenzial von KI übersehen“, sagte Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft.

Hatice Kahraman, Journalistin und Chefredakteurin der Jugendredaktion „Salon5“ des gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV, gab einen eindrücklich Einblick in ihren Alltag: „Viele junge Menschen finden Nachrichten nicht wichtig oder wissen gar nicht, was Journalismus, was eine Nachricht ist. Sie halten Inhalte von Influencern für Nachrichten. Informationen, auch von Künstlicher Intelligenz, werden unreflektiert übernommen. Wir brauchen mehr digitale Medienkompetenz bei jungen Menschen. Nachrichtenkompetenz wird immer wichtiger – junge Menschen müssen lernen, wie wichtig Nachrichten für die Demokratie sind.“

Auch Rana Aydin-Kandler berichtete aus der Praxis. Sie leitet die Stabsstelle Prävention gegen Antisemitismus, politischen und religiösen Extremismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit im Ministerium für Kultur und Wissenschaft und weiß: „Prävention muss digital mitgedacht werden.“ Um das umzusetzen, hat das Ministerium den Account „NRW Realtalk“ auf TikTok ins Leben gerufen. Denn: „Wir müssen die Zielgruppe ernst nehmen und dorthin gehen, wo die jungen Menschen sich aufhalten. TikTok ist ein solcher Ort.“

„Die Bedeutung von KI als Informationsquelle wächst“, bestätigte Dr. Matthias Begenat, Leiter der Wissenschaftskommunikation am Center for Advanced Internet Studies. Er verwies auf die KI-Zusammenfassung, die Google seit einiger Zeit an prominenter Stelle anbietet. „Generative KI gefährdet die gesellschaftliche Wissensbasis. Aber wir können sie auch gewinnbringend nutzen. Politische Bildung kann mit ihr neue Zielgruppen erreichen, Formate interessanter gestalten, bei der Evaluation von Wirkung helfen.“

Dass Soziale Medien als Quelle für Information und politische Meinungsbildung genutzt wird, erlebt auch Celia Sokolowsky, Verbandsdirektorin der Volkshochschulen. „Die Menschen müssen aber in der Lage sein, die Informationen kritisch einzuordnen. Digitale Teilhabe hängt stark vom Bildungsgrad ab. Die Bildung aller Menschen, jedes Alters und Hintergrunds, muss deshalb unbedingt gestärkt werden.“

Politikberater Martin Fuchs weiß um die Vorteile von Künstlicher Intelligenz: Komplexe Inhalte ließen sich besser darstellen. KI gestalte Flyer, biete Rechtschreibehilfe und Übersetzungen. „Wichtig ist der Hinweis darauf, wenn KI eingesetzt wurde. Wir brauchen Selbstverpflichtung – auch wenn es noch kein Gesetz dafür gibt, müssen wir kenntlich machen, was KI-generiert ist.“

„Die heutige Debatte hat deutlich gemacht, wie zentral der enge Austausch über ein Thema ist, das immer dynamischer und immer relevanter wird. Denn Künstliche Intelligenz ist mehr als ein Werkzeug. Sie ist Spiegel und manchmal auch Verstärker unserer Haltung, unserer Strukturen und unserer Sprache“, fasste Daniel Hagemeier, Sprecher des Hauptausschusses, zusammen. „Deshalb braucht es Bildung, die nicht nur fragt, wie wir diese Technik nutzen, sondern auch wofür und mit welchem Menschenbild im Gepäck.

Es geht um Verstehen, um Einordnung und um eine demokratische Kultur, die Gestaltungsspielräume schafft und zugleich Grenzen markiert. Politische Bildung darf sich dabei nicht zurückziehen. Im Gegenteil: Sie ist das zentrale Bindeglied – zwischen Technik und Mensch, zwischen Möglichkeit und Verantwortung. Sie erreicht Menschen in allen Altersgruppen und vielen Teilen unserer Gesellschaft. Wir benötigen auch mehr Forschung zur KI und deren Auswirkung, das ist hier heute deutlich geworden. Auch die Prävention muss mitgedacht werden. Dazu braucht es Kenntnis, Können sowie einen klaren rechtlichen Rahmen.“

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