Rainer Deppe zu TOP 10 "Klimastabile Wälder für Nordrhein-Westfalen – zielgerichtet Förderung zur Schadensbehebung und Wiederaufforstung"

07.10.2020

Sehr geehrte Herr Präsident,

es ist gut, dass wir heute wieder über den Wald debattieren.

Viele Lebensbereiche bei uns sind von den Folgen des Klimawandels betroffen. Aber dadurch, dass die auf Generationen angelegten Waldlandschaften sich innerhalb von 1-2 Jahren so dramatisch verändern, sind im Wald die Auswirkungen des Klimawandels sichtbarer als sonst wo in unserem Land. Dürre, massenhafter Schädlingsbefall und Stürme bringen die Bäume zum Absterben.
Nur eine Zahlenreihe: Der normale Jahreseinschlag beträgt ca. 5 Mio. fm. Seit 2018 mussten mehr als 30 Mio. fm Schadholz aus den Wäldern entfernt werden. 3 Mio. in 2018, 15 Mio. in 2019 und 12 Mio. in diesem Jahr. Und ein Ende ist keineswegs abzusehen.

Unsere Generation hat die Verantwortung dafür, dass wir auch in 150 Jahren noch Wald in Nordrhein-Westfalen haben. Mit unserem Waldbaukonzept geben wir auf Basis des heutigen Erkenntnisstandes Empfehlungen, wie der Wald der Zukunft aussehen kann. Die Erkenntnisse aus der Wiederbewaldung nach Kyrill lehren uns, dass eine ausschließliche Naturverjüngung nicht zum Aufbau von klimastabilem Wald geeignet ist. Wir brauchen neben der Naturverjüngung das aktive Einbringen von unterschiedlichen, standortangepassten Baumarten. So werden nicht nur Douglasie und Küstentanne, sondern auch Traubeneiche, Spitzahorn, Esskastanie, Nussbaum, Vogelbeere, nur um einige zu nennen, in Abhängigkeit vom Standort eine wesentliche größere Rolle spielen. Vielfalt sorgt für Stabilität.

Wirtschaftlich ist diese Zeit für die Waldbesitzer eine Katastrophe. Was über Jahrzehnte aufgebaut wurde, geht nun innerhalb von zwei, drei Jahren kaputt. Unsere Hilfsprogramme werden laufend aufgestockt. In diesem Jahr sind es mindestens 57 Mio. EUR; hoffentlich noch mehr. Und wir sorgen dafür, dass die althergebrachten Förderabläufe schneller und unbürokratischer werden. Statt in 100 Prozent der Fälle erfolgt die Kontrolle nur noch auf Grund risikobasierter Stichproben. Statt vor Ort-Begutachtung der Schäden reichen jetzt Fotos und Luftbilder und die Zuschüsse können jetzt schneller ausgezahlt werden. Unser Antrag soll der Regierung den Rücken stärken, auf diesem Weg mutig weiter zu gehen. Unsere Unterstützung dafür haben Sie.

Das Wichtigste ist die Einführung der Baumprämie. Der Wald sorgt für Sauerstoff, speichert Wasser, gleicht Temperaturen aus, ist Lebensraum für Insekten, Pilze, Vögel, Wild, schützt vor Erosion und er speichert CO2.

Gerade jetzt, wo die einzige nennenswerte Einnahmequelle, der Holzverkauf, für viele Bewirtschafter mangels Masse für 30 bis 40 Jahre entfallen wird, kann die CO2-Prämie ein Anreiz sein, sich schnell um die Wiederbewaldung zu kümmern.

Finanzmittel für eine Baumprämie stünden durch den Energie- und Klimafonds des Bundes auch für die Landwirtschaft und den Wald zur Verfügung. Wir fordern Bundesumweltministerin Schulze auf: geben Sie endlich Ihren Widerstand gegen die Baumprämie auf! Machen Sie endlich den Weg frei, dass die einzige natürliche Möglichkeit, CO2 dauerhaft zu binden, nämlich wachsender Wald und langfristig verwendetes Holz, entsprechend honoriert wird.

Noch ein Wort zur 183 Mio. EUR-Klage der nordrhein-westfälischen Sägewerker gegen das Land. Natürlich werden wir alles tun, um diese Forderung, die erst durch die jahrelange Weigerung der SPD/Grünen-Regierung, die Realitäten zu erkennen, überhaupt entstehen konnte, abzuwehren. Eine Frage an die Adresse der Sägewerker sei mir gestattet: wir kämpfen mit allem Nachdruck und Millionen Haushaltsmitteln gemeinsam mit den Waldeigentümern um den Erhalt des Waldbaus und damit der Holzwirtschaft in NRW. Ist es da das richtige Signal, wenn der wirtschaftlich stärkste Teil der Wertschöpfungskette mit Hilfe eines Prozessfinanzierers gegen die genau die Partner vorgeht, die man zur Sicherung dieser Kette in Zukunft braucht?

Zusammenfassend: NRW soll auch in 150 Jahren gesunden Wald haben. Dazu muss er klimastabil und vital sein. Wir helfen den Waldeigentümern dabei, dass dies gelingt.

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