Raphael Tigges zu TOP 10 "Mehr Chancengleichheit im Studium! Die Landesregierung muss einen Masterplan für den Übergang von der Schule an die Hochschule vorlegen!"

30.03.2023

Sehr geehrter Herr Präsident!/ Frau Präsidentin
Liebe Kolleginnen und Kollegen! 
Vielen Dank, Frau Kollegin Siebel. Sie haben gerade versucht uns Ihren Antrag zu begründen. Aber ehrlich gesagt, bin ich auch jetzt nicht schlauer geworden, was sie nun eigentlich da-mit bezwecken wollen.
Sie stellen in ihrem Antrag fest, dass ihrer Meinung nach die Ursache für Probleme beim Studienstart im Schulsystem lie-gen, adressieren aber die Vorschläge im Forderungsteil, bis auf einen Punkt, nur an die Hochschulen.
Sie fordern einen Masterplan für den Übergang Schule und Be-ruf, stellen aber eigentlich das Schulsystem in Gänze in Frage, bzw. sprechen den Schulen gar die Kompetenz ab, diese Übergänge vorbereiten zu können.
Dann fordern Sie die Hochschullehre an die Bedürfnisse der Studierenden anzupassen. Was denn jetzt, wollen Sie die Stu-dierfähigkeit der Schulabsolventen verbessern, oder die Hoch-schullehre anpassen? Was aus meiner Sicht aufgrund der Freiheit der Lehre auch mal eben nicht so einfach vorzugeben ist.
Im ersten Absatz suggerieren Sie, dass alle Schülerinnen und Schüler - egal mit welchen Voraussetzungen und an welcher Schulform - studierfähig sein müssen. Aber sollte das unser Ziel sein?
In NRW verfügen wir über eine vielfältige Schullandschaft, mit unterschiedlicher Ausprägung, mit dem Ziel Kinder und Ju-gendliche auf das weitere Leben vorzubereiten. Egal ob für ein Studium oder für eine Ausbildung, die von uns als gleichwertig angesehen wird. Hier setzen wir als Zukunftskoalition an.
Uns ist es wichtig, diese Schulvielfalt zu bewahren und allen jungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die gleichen Chancen auf Bildung zu ermöglichen.
Und tun Sie mir einen Gefallen – lassen Sie bitte den Begriff  „Bildungskatastrophe“ weg. Die reden sie doch mit solchen An-trägen herbei und diskreditieren und demotivieren doch damit alle, die in unseren Schulen engagiert und qualifiziert tätig sind.
Bei allem Verständnis für aktuelle Probleme, haben wir in NRW doch ein funktionierendes Bildungssystem. Wir haben hervor-ragende Pädagogen und Mitarbeitende, die sich jeden Tag für unsere Kinder und Jugendlichen einsetzen und wir haben eine gute Bildungsinfrastruktur in Gebäuden und Ausstattung.
Gerade im Vergleich zu anderen Ländern, in denen jungen Menschen aufgrund von Kriegen oder sonstigen widrigen Um-stände gar keinen Zugang zu Bildung haben, ist es vermessen von einer Katastrophe zu sprechen. 
An dieser Stelle müssten Sie auch einmal ehrlich zu sich sel-ber sein. Zum Beispiel der Lehrkräftemangel entsteht ja nicht über Nacht. Bis 2017 haben Sie – liebe Kolleginnen und Kolle-gen von der SPD – rein gar nichts getan, die von Ihnen ange-sprochenen Probleme zu beheben.
Dieses hat die CDU erst seit 2017 konsequent, Stück für Stück getan. Mit rund 195.000 Lehrkräften haben wir so viele Men-schen wie nie zuvor im Bildungssystem.
Ihnen scheint entgangen zu sein, dass wir in den letzten Wo-chen und Monaten bereits mehrere Anträge hier im Plenum miteinander diskutiert haben, die sich mit der Stärkung unserer Bildungslandschaft bereits beschäftigen.
Gerne verweise ich da unter anderem auf unseren Antrag zur Fachkräfteoffensive im MINT-Bereich, den wir vor kurzem noch in einer Anhörung behandelt haben.
Dieser Antrag befasst sich eingehend damit wie wir die Kennt-nisse und das Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwis-senschaften und Technik bereits in Kitas und Schulen vertiefen und fördern können, um eben dann die Übergänge in Studium und Ausbildung optimal vorzubereiten.
Auch die Stärkung von Beratungsstrukturen wie Arbeiter-kind.de usw. und eine bessere Talentförderung sind bereits da-rin enthalten.
Interessant – denn derselbe Punkt steht in Ihrem Forde-rungsteil. Sie sehen also, Sie laufen wieder einmal nur hinter-her.
Zur Studienabbruchquote und zur Stärkung von Vorkursen ver-hält sich der bereits hier diskutierte und von uns gestellte Fachkräfteantrag.
Es ist wie so oft hier, während sich CDU und Grüne um Lösun-gen kümmern, schreiben Sie - um in der Schulbegrifflichkeit zu bleiben- mit Ihren Anträgen ab und präsentieren wie immer keine eigenen Ideen.
Wir haben ja noch Gelegenheit Ihren Antrag im Ausschuss zu diskutieren, da wir ihn heute dahin überweisen. Vielleicht ma-chen Sie dann ja dort eigenen Vorschläge.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.