
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
eine Europa-Rede ohne Konrad Adenauer ist wahrlich nahezu unmöglich. Und das nicht nur, weil er unser erster Fraktionsvorsitzender in diesem hohen Haus war – auch wenn sich das Hohe Haus damals noch woanders befunden hat. Sondern vor allem deshalb, weil sich Konrad Adenauer Zeit seines Lebens für den europäischen Frieden und den Wohlstand in Europa eingesetzt hat. Unvergessen die Worte seiner Regierungserklärung 1954: „Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle.“
Und genau aus diesen Worten leitet sich auch die Aufgabe für die heutige Generation ab. Denn Frieden, Freiheit und Toleranz sind allgemeingültig in der europäischen Wertecharta.
Mit Stolz können wir feststellen, dass Adenauers europäisches Vermächtnis wichtiger Bestandteil der DNA Deutschlands und Nordrhein-Westfalens ist. Damit dies auch so bleibt, müssen wir in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft weiterhin für Europa werben.
Neben den Benelux-Staaten ist natürlich auch Frankreich wichtig für NRW. Was als damalige, insbesondere wirtschaftliche Partnerschaft startete, hat sich auch dank solcher Tandems wie Adenauer - De Gaulle und Kohl – Mitterand zur heutigen Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich entwickelt. Sie alle trugen die Freundschaft nicht nur auf der Zunge, sondern vor allem im Herzen.
Doch große Gefühle sind das eine. Wichtig war damals und ist es heute, diesen Worten und Gefühlen auch Taten folgen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland als auch für die Europäische Union insgesamt.
Apropos Europäische Union: Dieses Gemeinschaftsprojekt wäre ohne den Mut Adenauers und de Gaulle nicht möglich gewesen, die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich war sozusagen der Motor für die EU, der diese immer wieder angetrieben hat, zuletzt 2019 mit dem Vertrag von Aachen als Erneuerung dieser Freundschaft. Oder wie Jacques Chirac es sagte: „Wenn der deutsch-französische Motor stillsteht, tritt Europa auf der Stelle“. Dies ist auch ein Appell Richtung Berlin, denn auf bundesdeutscher Ebene stotterte der Motor zuletzt.
Bei all dieser Bedeutung von damaligen und aktuellen Persönlichkeiten und Verträgen: Die Medaille der deutsch-französischen Freundschaft braucht zwei Seiten.
Zum einen das Visionäre, dass von diesen Verträgen und großen Gesten ausgeht. Dass wir uns nicht im Klein-Klein verstricken, sondern die ganze Kraft einer Freundschaft entfalten. Wer früher an Deutschland und Frankreich dachte, dachte an Soldatenfriedhöfe. Wer heute an diese beiden Länder denkt, denkt an Frieden und Freiheit.
Zum anderen brauchen wir auch das Konkrete und Greifbare, denn nur so ist Freundschaft spür- und erlebbar. Denn wir vereinigen nicht Staaten, sondern wir verbinden Menschen.
Und die Menschen brauchen eben Taten als Antwort auf die Zukunftsfragen. Getreu dem Motto: „Betroffene zu Beteiligten machen“ müssen wir den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, nicht nur ein Teil von Europa zu sein, sondern Europa zu mitgestalten.
Die Partnerschaft mit Hauts-de-France spielt da eine wesentliche Rolle, genauso wie die vielen gelebten Freundschaften, Projekte und Handelsbeziehungen zwischen NRW und Frankreich insgesamt.
Frankreich ist mittlerweile der drittgrößte Handelspartner von Nordrhein-Westfalen und die rund 20.000 Französinnen und Franzosen sind wichtige Fachkräfte in unserem Bundesland. Darüber hinaus sind sie Brückenbauer zwischen unseren Ländern und Kulturen. Sie engagieren sich in Städte- und Schulpartnerschaften, sind aktiv im sportlichen und künstlerischen Bereich und vermitteln Sprache und Wissenswertes über ihr Land. Andersherum lernen Sie von uns Nordrhein-Westfalen Aspekte des hiesigen Lebens, Kultur und Wirtschaft kennen, die sie dann zu ihren Familien und Bekannten in Frankreich weitertragen.
So entsteht und verfestigt sich ein unsichtbares Band der Freundschaft zwischen NRW und Frankreich, das dann auf vielfältige Art und Weise sichtbar wird.
Insbesondere die junge Generation steht für mich und uns im Fokus, denn sie ist es, die die europäischen Werte weiterträgt, Freundschaften vertieft und wiederum an die übernächste Generation weitergibt.
Damit der Geist von Konrad Adenauer auch im 21. Jahrhundert weiterlebt.
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