Rüdiger Scholz zu TOP 7 "Erste Hilfe und Wiederbelebung durch Laien stärken – Modellprojekt des Landes an Schulen als Regelangebot fortsetzen – Apps zur Ersthelferalarmierung weiter verbreiten"

17.09.2020

Sehr geehrter Herr/Frau Präsident/Präsidentin
liebe Kolleginnen und Kollegen,

zehntausende Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland durch plötzlichen Herztod. Es ist die dritthäufigste Todesursache in unserem Land. Viele Opfer könnten noch leben, wenn schnelle Hilfe zur Stelle wäre. Hier kommt dem Einsatz von Laien eine besondere Bedeutung zu.

Wer einen Führerschein macht, der muss spätestens dann einen Erste-Hilfe-Kurs nachweisen. Es gibt aber einen Ort, an dem alle in noch viel jüngeren Jahren zusammenkommen. Das sind unsere Schulen. Und hier müssen wir bei der Ersten Hilfe ansetzen.

Beim plötzlichen Herzstillstand ist die Chance zu überleben sehr gering. Und das, obwohl wir eines der besten Rettungssysteme der Welt und eine hohe Krankenhausdichte haben.
Deshalb kommt es beim plötzlichen Herzstillstand nicht nur auf jede Minute, sondern auf jede Sekunde an.

Im Schnitt braucht ein Rettungswagen acht bis zwölf Minuten, bis er den Ort des Geschehens erreicht. Doch schon nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff wird das Gehirn irreversibel geschädigt.

Mit jeder Minute, die bis zum Beginn der Reanimation verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit.

Ohne umgehende Hilfe überleben die meisten Betroffenen nicht. Umso wichtiger ist der Einsatz von Laien, die mit einer Herzdruckmassage die Überlebenschance deutlich erhöhen können.

Viele Menschen sind aber leider zu unsicher und trauen sich die Wiederbelebung eines Menschen nicht zu. Nur in 30 Prozent der Fälle legen Laien bis zum Eintreffen des Notarztes Hand an und halten per Herzdruckmassage von außen den Kreislauf der Betroffenen in Gang.

Deshalb ist es wichtig, das möglichst schon junge Menschen die Bedeutung der Ersten Hilfe erkennen und die wichtigsten Schritte zur Hilfe erlernen.

Die NRW-Koalition setzt sich deshalb dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte, Eltern und andere am Schulleben Beteiligte wieder verstärkt Erste Hilfe und Reanimation lernen. Die Wiederbelebungskompetenz muss deutlich erhöht werden.

Ich bin selbst Lehrer. Wir haben an unserer Schule mit dem Kollegium diese Ausbildung gemacht. Und wir haben auch die regelmäßigen Nachschulungen umgesetzt. Ich war froh, dass ich diese Schulung noch einmal machen konnte.

Das Ziel der NRW-Koalition ist es, die Erste Hilfe als Regelangebot in den Schulen zu etablieren.
In Nordrhein-Westfalen haben wir diese Ausbildung im Koalitionsvertrag von CDU und FDP verankert. Ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten:

„Durch die Unterrichtung an allen Schulen in Nordrhein-Westfalen wollen wir die Bereitschaft zur Ersten Hilfe und Wiederbelebung von Anfang an fördern.“ Zitat Ende.

Folgerichtig hat das Schulministerium im Schuljahr 2017/2018 die Kooperationsvereinbarung mit Partnern zum Modellprojekt „Laienreanimation an Schulen“ unterzeichnet. 2018 haben wir im Landeshaushalt 100.000 Euro für die Unterrichtung und die Beschaffung der Übungspuppen bereitgestellt. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales setzte die Förderung 2019 und 2020 fort.

In den drei Jahren der Einführungsphase waren die Rückmeldungen von den Schulen durchweg positiv. Nach diesen Erfahrungen wollen wir das Projekt nun als Regelangebot in der Fläche etablieren.

Ein schrittweiser Ausbau mit den bewährten Partnern ermöglicht uns dies. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. 

Zudem setzen wir uns für eine landesweite Ersthelferalarmierungs-App ein, die einen Zeitgewinn bei Notfällen und damit eine höhere Rettungschance für die betroffenen Menschen bedeutet. Über sie können Ersthelferinnen und Ersthelfer informiert werden, die sich zufällig in unmittelbarer Nähe eines Opfers aufhalten und so schneller Hilfe leisten als die herbeigerufenen Rettungskräfte.

Durch fundierte Ausbildung in Erste-Hilfe-Techniken schon an den Schulen wollen wir unseren Beitrag leisten, mehr Menschenleben in akuten lebensbedrohlichen Situationen retten zu können. Mit der Etablierung der Ersten Hilfe an Schulen schaffen wir die Voraussetzung, langfristig die Zahl der Menschen, die einen plötzlichen Herzstillstand überleben, deutlich erhöhen zu können.
Deshalb möchten wir das Modellprojekt in ein Regelangebot umwandeln, damit alle Schulen eine entsprechende Ausbildung anbieten können. Wir wollen die Versorgung aller Schulen mit geeigneten Übungspuppen. Und wir wollen möglichst in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden die Einführung einer landesweiten App zur Ersthelferalarmierung.

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