Tom Brüntrup zu TOP 8 "NRW-Kitas vor dem „Kollaps“ bewahren: Weitere Betreuungsmodelle endlich ermöglichen! "

25.01.2023

Sehr geehrter Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,

als ich diesen Antrag zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich: wer hat noch nicht wer will noch mal?
Man nehme ein Thema, das uns alle bewegt und eine Studie, die wir bereits kennen und formuliere ein Antrag daraus. Tatsächlich hat das Abschreiben der Problembeschreibung noch ganz gut funktioniert, schwieriger scheint es den AfD Vertretern bei der Suche nach Lösungsansätzen gefallen zu sein.
So propagiert man erstmal in Punkt vier der Feststellungen, dass die bisherigen Lösungsversuche ergebnislos seien, nur um in den darauffolgenden Feststellungspunkten die Bedeutung der Fachkräftegewinnung hervorzuheben und die Landesregierung im Ergebnis dazu aufzufordern, aktiver zu werden. Beinahe so, als hätte bislang kein anderer das Problem und die Bedeutung der Fachkräftegewinnung erkannt.
Ich darf die Antragsteller aber beruhigen. Wir als schwarz-grüne Koalition und auch die Landesregierung sind aktiv damit beschäftigt, Fachkräfte zu gewinnen und die Situation für unsere Kinder weiter zu verbessern.
Wir haben hierzu bereits das Alltagshelferprogramm verlängert, um die Erzieherinnen und Erzieher von nicht pädagogischen Aufgaben zu entlasten.
In unserem Antrag zur Fachkräfteoffensive in Kindertageseinrichtungen, der morgen im Plenum diskutiert wird, legen wir darüber hinaus weitere konkrete Maßnahmen vor:
Wir setzen uns für den Einsatz von Verwaltungsassistentinnen und Verwaltungsassistenten ein, wollen die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen erleichtern und weitere Wege für Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern in den Sozial- und Erziehungsbereich eröffnen. Weil das Interesse für pädagogische Berufe schon früh geweckt werden kann, wollen wir außerdem Anreize schaffen, Freiwilligendienste im Erziehungswesen zu absolvieren. Mehr Studienplatzkapazitäten im Bereich der Kindheitspädagogik sowie eine Ausbildungsplatzoffensive an Fachschulen sollen zudem allen geeigneten Interessentinnen und Interessenten den Einstieg in das Berufsfeld ermöglichen.
Wie Sie anhand unserer Maßnahmenvorschläge sehen, sind wir uns der Komplexität und der Problemfelder bewusst und stärken deshalb die schulische sowie die praxisintegrierte Ausbildung, ergreifen Maßnahmen um Erziehungsberufe attraktiver zu gestalten, befreien Erzieherinnen und Erziehern von bürokratischen Lasten und ermöglichen es Ihnen, sich auf Ihre pädagogische Arbeit zu fokussieren.
Mit Blick auf den vorliegenden Antrag der AfD, lassen Sie mich dagegen folgendes feststellen:
Wie so oft, macht es sich die AfD zu einfach.
Zu einfach deshalb, weil sie im Antrag kaum über die Problembeschreibung hinwegkommt und noch viel schlimmer, weil sie die qualifizierte, pädagogische Betreuung des Fachpersonals offenbar als schlichtweg austauschbar versteht. Lassen Sie mich daher eines klar feststellen: Die Betreuung von Kindern durch nicht weiter definierte nahestehende Verwandte als neues Betreuungsmodell verkaufen zu wollen, ist so wenig überzeugend wie sinnvoll.
Im Gegensatz zu den Antragstellern haben wir einen Anspruch. Und das ist der Anspruch der Kinder auf frühkindliche Bildung. Die wertvolle und gesellschaftlich höchst relevante Aufgabe der Erzieherinnen und Erzieher ist die professionelle Betreuung, Förderung und Bildung unserer Kinder. Hier wird der Grundstein gelegt, dass die soziale Schere nicht weiter auseinander geht. Dem Anspruch dies zu ermöglichen stellen wir uns gern.
Lassen Sie uns daher gemeinsam am Bildungsanspruch unserer Kindertagesstätten festhalten und hoffen wir darauf, dass der nächste AfD-Antrag auch einen hat.

Vielen Dank!

Autoren