„Unsere Schritte bei der Aufklärung sind beispielgebend“

17.01.2022
Charlotte Quik zur Studie über Verschickungskinder aus NRW

Das NRW-Sozialministerium hat jetzt eine Studie vorgelegt, welche die umfassende wissenschaftliche Aufklärung des Schicksals von Verschickungskindern seit 1945 vorbereitet. Die Studie enthält bereits umfangreiche Informationen etwa über die Dimension des Problemfeldes – so wurden den Ergebnissen zufolge zwischen 1949 und 1990 allein in und aus Nordrhein-Westfalen mehr als zwei Millionen Verschickungen organisiert. Die Studie identifiziert zudem weiteren Forschungsbedarf. Dazu erklärt unsere Abgeordnete Charlotte Quik, stellvertretende Vorsitzende des Kinder- und Familienausschusses:


„Es ist viel zu viel Zeit vergangen, in der zig- und hunderttausende Opfer von Gewalt bei Kinderverschickungen mit ihrem Leid allein waren. Umso gewaltiger ist das Tempo, das unser Sozialministerium mit Karl-Josef Laumann an der Spitze jetzt bei der Aufarbeitung vorlegt. Die Arbeitsgruppe wurde vor nicht einmal anderthalb Jahren eingesetzt und soll Licht in ein bis dato völlig im Dunkeln liegendes Problemfeld bringen. Jetzt gibt es bereits valide Forschungsergebnisse, die erste Hinweise auf die Systematik des unterirdischen Umgangs mit Kindern bei den Kuren geben: Laut Studie gab es nach dem Ende des NS-Regimes bei den Verschickungen weder personell noch mental einen Bruch. Diejenigen, die das Quälen als pädagogische Methode unter den Nazis gelernt hatten, durften weiter kleine Kinder betreuen – eine schmerzhafte Erkenntnis, die gleichwohl einiges erklärt.

Besonders freue ich mich, dass die Einrichtung des Runden Tisches für die Aufarbeitung der Verschickungskinder-Schicksale vorangeht. Der Landtag hatte erst im November einstimmig beschlossen, auf diesem Weg alle wichtigen Akteure zusammenzubringen – das Ministerium setzt dieses Votum unmittelbar in die Tat um. Ich bin sehr froh, dass sich unserer Initiative alle demokratischen Fraktionen angeschlossen hatten und auch heute von der SPD-Fraktion viel Lob für das schnelle Handeln des Sozialministeriums zu hören ist. Das zeigt, dass sich die ehemaligen Verschickungskinder unabhängig von Partei- und Fraktionsgrenzen auf ihre gewählten Volksvertreter verlassen können. Und ein großer Dank gebührt dem Verein ,Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V.‘ mit Detlef Lichtrauter an der Spitze für den unermüdlichen Einsatz und die konstruktive Begleitung. Nordrhein-Westfalen ist mit dieser Entschlossenheit und diesem Schwung bei der Aufklärung beispielgebend in ganz Deutschland. Hoffentlich kommt ein bisschen davon in Berlin an, wo das Thema jetzt umgehend übergeordnet für die ganze Republik angegangen werden muss.“

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