Wer Kinder vor Armut schützen will, muss Eltern aus Hartz IV holen

22.07.2020
Jens Kamieth zu Kinderarmut

Die Bertelsmann Stiftung sieht in der Kinderarmut in Deutschland ein großes Problem, das sich zudem durch die Corona-Krise verschärfen könnte. Dazu unser familienpolitischer Sprecher Jens Kamieth:

„Die Corona-Krise hat die Wirtschaft stark getroffen. Aber darüber dürfen wir nicht vergessen: Die Einschränkungen für das soziale Leben in der Pandemie waren für niemanden härter als für die Kinder. Das gilt insbesondere für Kinder aus Familien, die aufgrund ihrer wirtschaftlich schwierigen Situation diese Krise weniger abfedern konnten. Deshalb bleiben wir dabei: Es war richtig, so früh wie möglich über die Öffnung von Kitas, Schulen, Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Spielplätze zu diskutieren und Lockerungen, von denen unsere Kleinsten profitieren, auf den Weg zu bringen. Soziale Kontakte und Zugang zu frühkindlicher Bildung sind wichtige Bausteine zur Krisenbewältigung für unsere Kinder.

Für die NRW-Koalition hat der Kampf gegen Kinderarmut und für gerechte Startchancen eine hohe Priorität. Deshalb haben wir das Projekt „Kein Kind zurücklassen“ der Vorgängerregierung von SPD und Grünen, das 2017 auslaufen sollte, bei Regierungsübernahme nicht nur fortgeführt, sondern mit dem Programm „Kinderstark“ deutlich weiterentwickelt. Damit werden Präventionsketten in den Kommunen aufgebaut und etabliert. Ein Kernpunkt ist für uns, Kitas und Kindertagespflege im ganzen Land zu stärken. Mit mehr Personal, einem sicheren finanziellen Fundament, mehr Sprachförderung und Fachberatung. Zum 1. August tritt das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz) in Kraft und bringt unter anderem ein zweites beitragsfreies Kita-Jahr mit  - auch das stärkt Familien und ihre Kinder in NRW.

Die Liste unseres Engagements für Familien, Kinder und Jugendliche ist lang: Wir steigern dynamisch die Mittel für den Kinder- und Jugendförderplan auf zuletzt 125,3 Millionen Euro im Jahr, wodurch wir die offene Kinder- und Jugendarbeit sowie vielfältige Bildungsangebote unterstützen. Unsere Landesprogramme „Zusammen im Quartier - Kinder stärken - Zukunft sichern“ und „Alle Kinder essen mit“ platzieren staatliche Hilfe gezielt dort, wo Familien sie brauchen, um selbst stark sein zu können. Eine schwarz-gelbe Erfolgsgeschichte sind die Familienzentren in Nordrhein-Westfalen, die niederschwellig Unterstützung für Eltern und Kinder vor Ort anbieten. Wir richten 150 neue Zentren jedes Jahr ein, ihre jährliche Förderung steigt mit dem neuen KiBiz deutlich auf 20.000 Euro an.

Was uns grundsätzlich von der Symptompolitik der SPD unterscheidet, ist aber unsere Überzeugung: Wir müssen Familien helfen, die in Schwierigkeiten geraten sind – die wirksamste Prävention gegen Kinderarmut ist allerdings ein sicherer und gut bezahlter Arbeitsplatz der Eltern. Das zeigen auch die Ergebnisse der Bertelsmann Stiftung: Wer Kinder vor Armut bewahren will, der muss Eltern aus Hartz IV holen.“

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