
Sehr geehrte/r Herr/Frau Präsident/in,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Antrag, über den wir jetzt beraten, ist bereits am 20. März des vergangenen Jahres im Plenum das erste Mal aufgeschlagen. Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Hauptforderungen sind bereits gelöst: Die Gebührenordnung für Tierärzte ist durch die Bundesregierung angehoben worden und eine weitere, ausführliche Novellierung soll studiengestützt längerfristig erfolgen.
Der Kernpunkt, um den es sich drehte, war das liebe Geld. Die Tierärzte konnten ihre Leistungen nicht mehr kostendeckend durchführen und die wirtschaftliche Grundlage ging verloren. Vor allem, wenn sie zu ihren Patienten weite Wege zurücklegen
oder viel Arbeit im nächtlichen Notdienst leisten mussten. Die Bundesregierung hat richtigerweise die Notfallgebühr und das Wegegeld für die Tierärzte in der zuständigen Verordnung erhöht.
Aus der Anhörung ergibt sich aber auch das Bild, dass die Problematik nicht so dringend und akut ist, wie der Antrag der Grünen es erscheinen lässt. Die Verbände haben durchgehend zu verstehen gegeben, dass eine Notsituation in der tierärztlichen Versorgung im ländlichen Raum nicht vorliegt. Unsere Tierärzte arbeiten engagiert und gewissenhaft für das Wohl der Tiere und Menschen. Die wohnortnahe Versorgung von Nutz- sowie Kleintieren ist gewährleistet. Auch die Situation der Veterinäre im öffentlichen Dienst ist nicht wirklich besorgniserregend.
Es gibt also keine tatsächliche Krise der Tierärzte. Wir sollten perspektivisch aber dafür sorgen, dass es zwischen Stadt und Land zu gleichwertigen Lebensverhältnissen kommt. Dann wird auch eine potenzielle Schieflage der Tierärzte auf dem Land kein Problem darstellen.
Einige Punkte haben sich in der Anhörung aber doch ergeben, die wir etwas intensiver beleuchten sollten: Viele Studienanfängerinnen und -anfänger beginnen ihr Studium mit falschen Vorstellungen. Die Meisten haben ein sehr verromantisiertes Bild von ihrem zukünftigen Arbeitsfeld, auch weil sie im Vorfeld wenig Kontakt mit der Tiermedizin hatten. Ein frühzeitiger „Realitätscheck“ der Studierenden würde klar machen auf was sie sich da einlassen und wie die Lebensrealität von Tierärzten aussieht. Das wäre sicher keine verkehrte Idee. Um den Beruf attraktiver zu machen, wäre auch eine Reduzierung von Verwaltungsaufgaben ein sinnvolles Vorhaben. Wir müssen dazu kommen, dass die Tierärzte wieder mehr Zeit direkt am Tier bzw. an ihren Patienten verbringen, als beim Ausfüllen von Formularen.
Unter den Vorgaben, die in Deutschland herrschen, produzieren unsere Bäuerinnen und Bauern das beste Fleisch der Welt. Die Landwirte kennen Ihre Tiere, sie werden von den Tierärzten hochprofessionell betreut. Ausdruck dieser guten Zusammenarbeit ist beispielsweise der Rückgang im Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung seit 2011 um 58 Prozent.
Das Ministerium arbeitet derzeit an einer neuen Strategie zur Nutztierhaltung, an den Ställen der Zukunft. Wir versuchen, die Vorstellungen der Gesellschaft, wie Tiere zu halten sind, mit der guten fachlichen Praxis der Landwirte überein zu bringen. Dabei spielt die tiermedizinische Betreuung eine wesentliche Rolle und wir sehen uns auf einem guten Weg.
Bevor ich nun zum Schluss komme, lassen Sie mich folgendes noch sagen: Es gibt den Begriff der Feminisierung bei den Tierärzten, der beklagt, dass zunehmend Frauen diesen Beruf ergreifen. Ich möchte an dieser Stelle für alle Tierärztinnen eine Lanze brechen. Durch meine 30 jährige Tätigkeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Rinderhaltung kann ich mit Fug und Recht sagen, dass eine Tierärztin einem Tierarzt in nichts nachsteht. Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Wir hatten mal einen Mastbullen mit ca. 700 Kilogramm Lebendgewicht zu behandeln. Und als ich sah, wie couragiert die junge Tierärztin dort zur Sache ging, wusste ich, dass wir in guten Händen waren. Deshalb macht es überhaupt keinen Unterschied, ob ein Tierarzt nun männlich oder weiblich ist.
In diesem Sinne freut es mich also, dass viele Forderungen aus Ihrem Antrag bereits erledigt und somit hinfällig sind. Eigentlich könnten Sie ihn zurückziehen – wir werden ihn deshalb ruhigen Gewissens ablehnen können.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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