Zweizügige Fortführung von Sekundarschulen ermöglichen - Eltern, Lehrer und Gemeinden im ländlichen Raum Planungssicherheit geben

17.11.2017
Dietmar Panske MdL zu TOP 5

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

eines der Wesensmerkmale von Nordrhein-Westfalen ist es, dass hier neben zahlreichen starken Ballungsregionen auch ausgeprägte ländliche Räume existieren - mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen, sicherlich auch beim Thema Schule. Deshalb ein kurzer Blick auf ein paar Zahlen aus dem Regierungsbezirk Münster. Vergleichbare Zahlen finden wir aber sicherlich auch in den anderen Regionen:
Bei den Gymnasien hat es in den vergangenen 4 Jahren keine Veränderung gegeben,
Rückgang bei den Realschulen von 83 auf 68,
Rückgang bei den Hauptschulen von 102 um fast die Hälfte auf 62,
Rückgang der Förderschulen von 89 auf 62,
dafür ein Aufwuchs bei den Gesamtschulen von 29 auf 43,
ein Aufwuchs bei den Sekundarschulen von 6 auf 22, dazu zwei neue Gemeinschaftsschulen und eine neue Primusschule, gleichzeitig sind mittlerweile 154 Schulen Orte des gemeinsamen Lernens geworden.

Ich glaube man kann feststellen, die Schullandschaft in NRW ist in Bewegung und sich verändernde Schulformen verändern das Anmeldeverhalten von Eltern.

Da gibt es im ländlichen Raum Sekundarschulen die vierzügig genehmigt wurden, aufgrund der sehr großen Nachfrage vorübergehend fünf- oder gar sechszügig an den Start gehen mussten – drei Jahre weiter, ohne erkennbaren Grund, aber um die Dreizügigkeit kämpfen müssen.

Die mit dem demografischen Wandel einhergehenden Schwankungen bei den Schülerzahlen und das veränderte Wahlverhalten der Eltern können also zur Folge haben, dass Schulen, die die im Schulgesetz vorgeschriebene Mindestgröße vorübergehend nicht erreichen können, in ihrer Weiterführung bedroht sind. Vorrangig sind es die noch relativen jungen Sekundarschulen die Gefahr laufen, geschlossen zu werden.

Und trotz all dieser Unsicherheiten, trotz all dieser Veränderungen erwarten wir, dass die Städte und Gemeinden in ihrer Funktion als Schulträger erhebliche finanzielle Kraftanstrengungen in den Erhalt und Ausbau einer guten Schulinfrastruktur tätigen.

Da wird eine neue Mensa für die Mittagsverpflegung der Schüler gebaut,
da müssen die Toilettenanlagen renoviert werden,
es bedarf Differenzierungsräume für die individuelle Förderung einer heterogenen Schülerstruktur,
die Schulhofgestaltung für den Ganztagsunterricht muss neu gedacht werden,
mit Blick auf die Inklusion braucht es möglichst barrierefreie Zugänge zu und in die Gebäude.

Die Liste könnte man auch noch weiterführen. Was aber oftmals vergessen wird: Was passiert eigentlich mit, wenn die Schule auslaufend gestellt wird und in wenigen Jahren verschwunden ist. Die Schule ist weg und der einmalige Verlust führt zu einer unumkehrbaren Situation; es ist keine Schulentwicklung mehr möglich.

Für die Attraktivität ländlicher Regionen gibt es viele wichtigen Standortfaktoren: die Arbeitsplatzsituation, ein gutes Einzelhandelsangebot, das Angebot im ÖPNV, neue Bau- und Gewerbegebiete um nur einige zu nennen. Vor allem aber ist ein sicheres Schulangebot von herausragender Bedeutung – es ist Teil von Heimat.

Denn Schule, sehr geehrte Damen und Herren, ist ein harter Standortfaktor.

Und fällt der Faktor Schule, fallen auf längerer Sicht auch andere Faktoren. Die NRW-Koalition hat sich zur Aufgabe gemacht, dass der ländliche Raum auch weiter attraktiv bleiben muss, dass sich junge Familien dort beruhigt ansiedeln können, wir junge Menschen in der Region halten und wir frühzeitig in einer boomen-den Wachstumsregion junge Menschen im Austausch von Schule und heimischer Wirtschaft binden. Und deshalb brauchen die Schulträger die Gewissheit, dass sie auch weiterhin genau richtig investieren – in beste Bildung.

Deshalb ist es erforderlich, dass Sekundarschulen – genauso wie es bei Realschulen oder Gymnasien schon geregelt ist – die rechtliche Gewissheit erhalten, ggf. auch über einen längeren Zeitraum zweizügig fortgeführt werden zu können. Hier-bei ist sicherlich auch zu prüfen, ob und wie gymnasiale Standards dabei umgesetzt werden können. Mit ist es dabei wichtig zu betonen, dass dieser Antrag nicht zulasten der Real- und Hauptschulen gehen soll - auch diese Schulformen wird die NRW-Koalition weiter stärken. Vielmehr geht es um starke und zukunftsfähige ländliche Regionen.

Ich lade Sie alle ein, unserem Antrag zu folgen! Herzlichen Dank!

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