Fabian Schrumpf zu TOP 13 "Das Einstein-Teleskop – die Euregio Maas-Rhein überzeugt als Standort des internationalen Großprojekts"

11.11.2020

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei einer Rede zum Einstein-Teleskop drängt es sich geradezu auf, aus dem schier unerschöpflichen Fundus von Albert Einstein zu zitieren, der einmal gesagt hat:

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“

Auf dieses Zitat werde ich gleich noch zurückkommen. Zuerst werde ich Ihnen allerdings einen kleinen Einblick geben, um was es sich bei dem Einstein-Teleskop handelt und warum es ein wichtiges Ziel für Nordrhein-Westfalen ist und Sie alle diesem Antrag zustimmen sollten.

Das Einstein-Teleskop wird tief unter der Erdoberfläche gebaut. Es besteht aus einem Dreieck aus Tunneln mit einer Länge von je 10 km. Mit Hilfe von Laserbündeln, Siliziumspiegeln und anderen Spezialgeräten werden Gravitationswellen gemessen.

Dazu eine kurze Erläuterung: Gravitationswellen sind winzige Erschütterungen der Raumzeit, die Albert Einstein bereits 1915 in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt hat. Diese Wellen hat die Menschheit erstmals im Jahr 2015, also genau 100 Jahre später, auch nachweisen können.

Das Einstein-Teleskop ist durch seine Konstruktion zu Messungen fähig, die mindestens zehnmal genauer sind als das, was mit den heutigen Detektoren möglich ist. Das erlaubt es, ein tausendfach größeres Areal des Weltalls auf der Suche nach Gravitationswellen abzusuchen und deren Quellen aufzuspüren, die zu schwach sind, um sie mit den Detektoren der aktuellen Generation erfassen zu können.

Das Einstein-Teleskop ist kurzum ein Projekt der Spitzenforschung mit globaler Ausstrahlung. Es ermöglicht den Forscherinnen und Forschern, die Historie der Entwicklung von Sternen zu rekonstruieren und bietet der Wissenschaft die Chance, schwarze Löcher und die Struktur des Universums bereits kurz nach dem Urknall zu erforschen.

Ich werde an dieser Stelle nicht weiter auf die wissenschaftlichen Details eingehen; denn viel entscheidender sind die Vorteile, die weit über wissenschaftliche Faktoren hinausgehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Nordrhein-Westfalen bewirbt sich als internationales Trio mit unseren Nachbarländern Belgien und den Niederlanden für den Bau dieses Teleskops. Das Dreiländereck Aachen–Lüttich–Maastricht hat damit die vielversprechende Möglichkeit, sich als Leuchtturm von Wissenschaft und Forschung zu etablieren. Zugleich können wir die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarländern vertiefen und ausbauen. Der Standort wurde bereits in einer Studie des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms als geeignet ausgewiesen.

Ich könnte Ihnen an dieser Stelle noch viele weitere Argumente aufzählen, aber deutlich wichtiger ist es, dass wir hier keine Zeit verlieren. Denn mit Regionen wie Sardinien haben wir starke Konkurrenz für den Bau des Einstein-Teleskops. Ich bin allerdings überzeugt, dass wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnern die besten Startvoraussetzungen mitbringen. Wir haben hier die Möglichkeit, ein europäisches Projekt mit weltweiter Strahlkraft an den Start zu bringen.

Gemeinsame grenzüberschreitende Forschung ist gelebtes Europa. Mein besonderer Dank gilt daher auch den Kolleginnen und Kollegen der Euregio, die sich alle gemeinsam für dieses Projekt im Hohen Hause starkgemacht haben. Die Standortentscheidung soll im Jahr 2024 fallen. Sie kann allerdings bei entsprechenden Finanzierungszusagen auch vorgezogen werden. Deshalb freue ich mich, dass wir bei diesem Thema fraktionsübergreifend an einem Strang ziehen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

deshalb sollten wir heute diesem Antrag gemeinsam zustimmen.
Dann kann sich die Landesregierung mit den Niederlanden und Belgien auf allen Ebenen für das Einstein-Teleskop einsetzen. Die Vorteile liegen eindeutig auf der Hand: für Forschung und Wissenschaft, für neue Arbeitsplätze und damit auch für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen.

Am Ende komme ich auf das Zitat von Albert Einstein zurück:

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“

Ich möchte das um folgende Worte ergänzen: Mit dem Einstein-Teleskop bringen wir Licht in das Geheimnisvolle, und dieses Licht wird Nordrhein-Westfalen guttun. – Herzlichen Dank.

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