Bodo Löttgen zum Werkstattgespräch „Antisemitismus – Herausforderung, Umgang und Prävention“

04.07.2018
Konsequent gegen Antisemitismus vorgehen – Bildung als Schlüssel für Prävention

Die CDU Landtagsfraktion hatte gestern Abend zu ihrem achten Werkstattgespräch in den Landtag eingeladen. Zum Thema „Antisemitismus – Herausforderung, Umgang und Prävention“ diskutierte eine hochkarätige Expertenrunde, moderiert von der Journalistin Gisela Steinhauer mit den rund 90 Gästen. Der Fraktionsvorsitzende, Bodo Löttgen, und der parlamentarische Geschäftsführer, Matthias Kerkhoff freuten sich über die Teilnahme des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, der Staatssekretärin im Integrationsministeriums, Serap Güler, des Diplompsychologen und Autors, Ahmad Mansour und des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein.
Zu den Ergebnissen des Gesprächs erklärt Bodo Löttgen:

„Es war ein intensives Gespräch mit starken Impulsgebern. Dafür bedanke ich mich im Namen der Fraktion. In nahezu allen Wortbeiträgen ist klar geworden: Wegschauen löst keine Problem. Offenlegung und Anprangern von Antisemitismus ist notwendig aber nicht ausreichend. Spürbare Konsequenzen sind müssen die Folge sein. Auch hier muss eine Null-Toleranz-Strategie gelten, die nur dann nachhaltigen Erfolg haben kann, wenn wir als Gesellschaft denjenigen, die konsequent handeln, Rückhalt geben. Viele Gäste bestätigten in ihren Beiträgen, dass Antisemitismus inzwischen leider ein Alltagsphänomen ist. Offene Fragen, aber auch viele praktische Vorschläge zur Verbesserung der Situation sind nun Grundlage für die weitere Arbeit der CDU-Landtagsfraktion.

Ahmad Mansour hat einen weiteren wichtigen Aspekt auf den Punkt gebracht: ‚Es geht um die historische Verantwortung Deutschlands: Menschen sind erst integriert, wenn sie begreifen, wieso Deutschland so ist, wieso Antisemitismus hier keinen Platz hat und wieso die Existenz Israels hier nicht in Frage gestellt wird.‘ Wir müssen Wissen vermitteln – Bildung ist der Schlüssel. Deswegen müssen wir die Lehrerausbildung in jüdischer Geschichte verbessern und ausreichend Zeit in den Lehrplänen reservieren, um über das Thema reden zu können. Nur so lernen Kinder bereits früh, dass das Judentum abseits der Opferrolle seit Jahrhunderten zu Deutschland gehört und maßgeblich zur Stärke unseres Landes beigetragen hat. Schule, so sagte Mansour, hat nicht nur den Auftrag unseren Kindern Mathe und Englisch beizubringen, Schule hat auch den Auftrag, aus Jugendlichen Demokraten zu machen.

Prävention macht den Unterschied. Der Kampf gegen Antisemitismus braucht langen Atem und ist vielschichtig. Wir wollen diesen Kampf entschlossen aber  gut vorbereitet führen. Wir freuen uns, dass mit dem fraktionsübergreifenden Antrag aller demokratischen Parteien im Landtag zukünftig ein Antisemitismusbeauftragter für Nordrhein-Westfalen die Arbeit koordiniert und eng mit dem Bundesbeauftragten Felix Klein zusammen arbeiten wird. Dies ist ein erster wichtiger Schritt, der zusammen mit der durch die Fraktionen  der NRW-Koalition veranlasste Erhöhung der Mittel für die Besuche von Schulklassen an Stätten der Erinnerungskultur zeigt, dass wir Antisemitismus offensiv entgegentreten.

Der Abend hat gezeigt: Wir können auf breite Unterstützung zählen und haben starke Partner an unserer Seite! Gemeinsam und im ständigen Dialog werben und arbeiten wir weiter für ein respektvolles und zugewandtes Miteinander mit unseren jüdischen Nachbarn, in dem Antisemitismus keinen Platz hat.“

Hintergrund:

Etwa 80 Prozent der in Deutschland lebenden Juden meinen, der Antisemitismus nehme zu. Etwa 80 Prozent der nicht-jüdischen Deutschen glauben, er sei kein so großes Problem. Antisemitismus kommt in verschiedensten Formen vor, rechtsmotiviert, religiös begründet oder auch einfach versteckt hinter vermeintlicher Kritik an Israel. Viele Juden in Nordrhein-Westfalen sind schon Opfer von verbalem oder auch gewalttätigem Antisemitismus geworden. Die Dunkelziffer ist hoch, da viele die Übergriffe nicht melden.