Charlotte Quik zu TOP 11: Junge Elternschaft fördern – Vereinbarkeit von Familiengründung und Ausbildung in die Tat umsetzen

28.04.2021

Sehr geehrte Frau Präsidentin / sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein Kind bereichert das Leben seiner Eltern. Es ist – unabhängig vom Alter seiner Eltern – immer ein Geschenk.

Wenn ein Kind in das Leben seiner Eltern tritt, ist es Aufgabe der Politik, sie auf diesem Weg bestmöglich zu unterstützen. Familien sollen sich in Nordrhein-Westfalen wohlfühlen und tun das auch. Sie erhalten die bedarfsgerechte Unterstützung durch die Politik, die sie für ihre individuelle Wahl und die Realisierung ihres persönlichen Lebensmodells benötigen.

Familienarbeit im Allgemeinen, insbesondere Erziehungs- und Pflegeleistungen, müssen auch in Zukunft weiterhin höchste gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung erfahren.
Dies ist aber nicht die alleinige Aufgabe der Frauen - das rufe ich insbesondere den Kolleginnen und Kollegen sehr weit rechts von mir gerne noch einmal zu! Auch in Nordrhein-Westfalen steigt der Anteil der Väter, die sich für eine bezahlte berufliche Auszeit zur Kinderbetreuung entscheiden.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung tut vieles, um die Rahmenbedingungen für Familien zu verbessern. In den Familien spiegeln sich die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wider.
Angesichts der vielfältigen Aufgaben und Anforderungen in der „Rush-Hour des Lebens“ zwischen dem 27. und 35. Lebensjahr ist die Balance zwischen Bildungs- und Berufsverlauf einerseits und der Entwicklung von Familienbeziehungen andererseits genauso wichtig geworden wie die alltägliche Organisation von Fürsorge- und Erwerbsarbeit.
Mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Ausbildung und Studium ist für einen Teil der Familien mit ökonomischen Risiken verbunden.
Wir wissen, dass der Wunsch, eine Familie zu gründen, unter jungen Menschen ungebrochen groß ist und als Teil ihres privaten Lebensglücks angesehen wird. Dennoch steht die Entscheidung für Kinder heute stärker als je zuvor in Konkurrenz zu anderen Formen der Lebensgestaltung.
Die Familiengründung selbst fällt oftmals in die gleiche Lebensphase wie Studium und Berufseinstieg. Wir unterstützen schon heute Eltern dabei, ihrem Erziehungs-, Betreuungs- und Bildungsauftrag nachzukommen und dabei gleichzeitig berufliche Ziele weiterverfolgen zu können.
Familien brauchen langfristige Planungssicherheit und stabile Rahmenbedingungen. Vor allem brauchen sie die Wahlfreiheit für eine Familie.
Die Reform der Kita-Finanzierung wurde durch die Tatenlosigkeit der rot-grünen Vorgängerregierung viel zu lange vernachlässigt. Mit der Regierungsübernahme durch CDU und FDP wurde der strukturellen Unterfinanzierung des Systems der Kindertagesbetreuung mit dem neuen KiBiz ein Ende bereitet und diese zukunftsfest gemacht.
Die NRW-Landesregierung stellt schon heute u.a. Mittel für bedarfsgerechte Betreuungsangebote zur Verfügung und hat die frühkindliche Betreuung ausgebaut. Bildung und Betreuung dürfen nicht vom Einkommen der Eltern abhängig sein.
Aber auch die Möglichkeit einer Teilzeitberufsausbildung für junge Mütter und Väter haben wir schon lange. Seit 2009 gibt es das Programm "Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven öffnen" (TEP), das inzwischen beispielgebend in allen Regionen Nordrhein-Westfalens umgesetzt wird.
Das TEP-Programm unterstützt Menschen mit Familienverantwortung, vor allem junge Mütter (und Väter), bei der Suche nach einem betrieblichen Ausbildungsplatz in Teilzeit. Es gibt Hilfestellung, um Familie und Ausbildung zu vereinbaren. Diese Ausbildungsform eröffnet auch Unternehmen die Chance, dem wachsenden Fachkräftebedarf zu begegnen und Auszubildende zu gewinnen.  Die Erfahrung in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass insbesondere Alleinerziehende von dieser Möglichkeit einer Teilzeitausbildung profitieren.
Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung haben wir als NRW-Koalition schon vieles zur Flexibilisierung der Öffnungszeiten von Kindertagesstätten getan. Auch die Betreuungsangebote in den sogenannten Randzeiten wurden deutlich verbessert. Aber auch eine arbeitsplatznahe oder betriebliche Betreuung unterstützt die Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung.

Vieles wurde bereits erreicht, aber es ist noch einiges zu tun. Es gibt einige Vorhaben, wie wir Nordrhein-Westfalen noch familienfreundlicher machen können.
Wir verwehren uns aber gegen eine Politik des Kinderkriegens, die uns der vorliegende Antrag suggeriert. Es steht jedem Paar frei zu entscheiden, in welchem Alter es sich für ein Kind entscheidet. Wir brauchen keine zeitliche Wegmarkierung und schon gar keinen „Gebärdruck“ in jungen Jahren.
Der vorliegende Antrag verfehlt die Bedürfnisse und Interessen junger Familien in Nordrhein-Westfalen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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