„Der Gender Health Gap kostet Menschenleben“

05.06.2025

Katharina Gebauer (CDU) und Meral Thoms (Grüne)

Trotz medizinischen Fortschritts werden Frauen in der Gesundheitsversorgung oft benachteiligt, weil geschlechtsspezifische Unterschiede zu wenig beachtet werden – deshalb soll das Gesundheitswesen gendergerechter werden. Ein entsprechender Antrag der Landtagsfraktionen von CDU und Grünen wurde am heutigen Donnerstag im Landtag beschlossen. Dazu erklären Katharina Gebauer, Mitglied für die CDU-Landtagsfraktion im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Sozialen, und Meral Thoms, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Grünen-Landtagsfraktion:

Katharina Gebauer: „Herzinfarkte gelten als typische Männerkrankheit. Doch Frauen sind nicht weniger betroffen – sie zeigen aber oft andere Symptome: Übelkeit, Rückenschmerzen oder Atemnot statt der bekannten Brustschmerzen. In der Folge werden Herzinfarkte bei Frauen oft später diagnostiziert und dann weniger effektiv behandelt. Die medizinische Forschung und Praxis orientieren sich noch immer überwiegend am männlichen Körper. Wir müssen den sogenannten Gender Health Gap als das erkennen, was er ist: eine strukturelle Benachteiligung, die Menschenleben kostet. Geschlechterspezifische Medizin darf kein Nischenthema mehr sein, sondern muss ein selbstverständlicher Bestandteil einer modernen und gerechten Gesundheitsversorgung sein. Ein wichtiger Hebel ist die medizinische Ausbildung. Geschlechtersensible Medizin muss in Lehrpläne integriert werden, damit zukünftige Ärztinnen und Ärzte früh für diese Problematik sensibilisiert sind. Und wir brauchen verpflichtende Fortbildungen für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass geschlechtsspezifische Symptome erkannt und richtig behandelt werden.“

Meral Thoms: „Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland – bei Männern wie bei Frauen. Trotzdem werden diese Erkrankungen bei Frauen immer noch zu oft zu spät erkannt, falsch diagnostiziert oder nicht ausreichend behandelt. Der Grund: Frauen haben andere Symptome als Männer, doch der männliche Körper gilt in der Medizin immer noch als Norm und das hat Folgen für Frauen – spätere Diagnosen, schlechtere Versorgung. Gerade in und nach den Wechseljahren steigt das Risiko für Frauen deutlich – und bleibt oft unerkannt. Dabei kann durch gezielte Prävention viel für die Herzgesundheit erreicht werden. Wir wollen, dass Prävention geschlechterspezifisch gedacht wird und dass bestehende Datenlücken endlich geschlossen werden.“