
Anrede
Wir alle waren und sind erschütterte Zeuginnen und Zeugen dieser
Flutkatastrophe im Juli - vor Ort oder informiert durch die Medien.
Niemand hat ein solches Ausmaß an Zerstörung für möglich
gehalten.
Was wir nicht sehen konnten und nicht sehen können, das sind das
Ausmaß und die Auswirkung der Zerstörung, die den Menschen
physisch und psychisch zugefügt worden sind – und zwar sowohl
den in den Regionen der Flutkatastrophe wohnenden Menschen als
auch den herbeigeeilten Helferinnen und Helfern.
In Ihrem Antrag weisen Sie zurecht auf diese fürchterlichen Folgen
der Flutkatastrophe hin – statt jedoch deutlich zu machen, dass hier
bereits nach bestem Wissen und Gewissen Abhilfe oder Linderung
erfolgen, stellen Sie einen Forderungskatalog auf, der suggeriert,
dass noch nichts geschieht, was die psychische Verfasstheit der
Flutopfer im Blick hat.
Der Vorlage 17/5638 an den Ausschuss für Familie, Kinder und
Jugend vom 1. September und der Vorlage 17/5560 an den
Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales vom 26. August ist
jedoch sehr wohl Gegenteiliges zu entnehmen:
So wurde u.a. eine Psychosoziale Notfallversorgung in der
Krisenregion eingerichtet und 117 Notfallseelsorger waren im
Einsatz. Es existieren Broschüren und Notfalltelefonanschlüsse.
Bedarfe nach Hilfe werden abgefragt – sowohl bei Erwachsenen als
auch bei Jugendlichen und Kindern.
Wir entnehmen diesen Berichten eindeutig, dass die Dimension der
seelischen Belastung der betroffenen Menschen erkannt ist und
dass das Hilfsangebot eine ganzheitliche Perspektive berücksichtigt.
Es sind also Maßnahmen eingeleitet worden, die selbstverständlich
dazu da sind, die Infrastruktur und das Zuhause der Menschen
wiederaufzubauen, aber genauso wird Sorge dafür getragen, dass
die traumatischen Erlebnisse der Menschen diese nicht ein ganzes
Leben lang in den Griff nehmen werden.
Armin Laschet hat in seiner Verantwortung als Ministerpräsident
fachlich, sachlich und empathisch genau die richtige Entscheidung
getroffen und Herrn Dr. Fritz Jaeckel zum Beauftragten für den
Wiederaufbau ernannt. Herr Dr. Jaeckel hat sich als Krisenmanager
2002 und 2013 in Sachsen bewährt. Er hat jetzt in NRW das
Hilfsnetzwerk für die Menschen in der von der Flutkatastrophe
betroffenen Region gespannt: mit Akteurinnen und Akteuren, die
das materielle Wohl der Menschen im Blick haben und ebenso das,
was uns Menschen ausmacht: unsere Seele, unsere Psyche.
Ihr Antrag ist also weithin abgearbeitet und Ihre in röm.II 2
unter: Der Landtag stellt fest formulierte Forderung
In das Aufgabenprofil des bereits vorgesehenen Sonder-
beauftragten ist aufzunehmen, dass auch die Bewältigung
der psychischen Traumata der Betroffenen höchste Priorität hat
und zu gewährleisten ist
entbehrt somit einer Grundlage.
Es muss es unser Ziel sein, dass auch in den kommenden
Monaten und sicher auch Jahren der Zugang der Flutopfer zu
psychotherapeutischen Hilfsangeboten aufrechterhalten bleibt,
denn Traumata lösen nicht selten erst in einem gewissen zeitlichem
Abstand zum auslösenden Ereignis Belastungssymptome aus.
Meine Damen und Herren, wir werden im Ausschuss darüber
diskutieren – mit Fachlichkeit und Empathie.
Empfehlen Sie uns!