Dr. Anette Bunse zu TOP 10 "Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe - Seelische Traumata und posttraumatische Belastungsstörungen der Flutopfer müssen schnellstmöglich behandelt werden!"

08.09.2021

Anrede

Wir alle waren und sind erschütterte Zeuginnen und Zeugen dieser

Flutkatastrophe im Juli - vor Ort oder informiert durch die Medien.

Niemand hat ein solches Ausmaß an Zerstörung für möglich

gehalten.

Was wir nicht sehen konnten und nicht sehen können, das sind das

Ausmaß und die Auswirkung der Zerstörung, die den Menschen

physisch und psychisch zugefügt worden sind – und zwar sowohl

den in den Regionen der Flutkatastrophe wohnenden Menschen als

auch den herbeigeeilten Helferinnen und Helfern.

In Ihrem Antrag weisen Sie zurecht auf diese fürchterlichen Folgen

der Flutkatastrophe hin – statt jedoch deutlich zu machen, dass hier

bereits nach bestem Wissen und Gewissen Abhilfe oder Linderung

erfolgen, stellen Sie einen Forderungskatalog auf, der suggeriert,

dass noch nichts geschieht, was die psychische Verfasstheit der

Flutopfer im Blick hat.

 


Der Vorlage 17/5638 an den Ausschuss für Familie, Kinder und

Jugend vom 1. September und der Vorlage 17/5560 an den

Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales vom 26. August ist

jedoch sehr wohl Gegenteiliges zu entnehmen:

So wurde u.a. eine Psychosoziale Notfallversorgung in der

Krisenregion eingerichtet und 117 Notfallseelsorger waren im

Einsatz. Es existieren Broschüren und Notfalltelefonanschlüsse.

Bedarfe nach Hilfe werden abgefragt – sowohl bei Erwachsenen als

auch bei Jugendlichen und Kindern.

Wir entnehmen diesen Berichten eindeutig, dass die Dimension der

seelischen Belastung der betroffenen Menschen erkannt ist und

dass das Hilfsangebot eine ganzheitliche Perspektive berücksichtigt.

Es sind also Maßnahmen eingeleitet worden, die selbstverständlich

dazu da sind, die Infrastruktur und das Zuhause der Menschen

wiederaufzubauen, aber genauso wird Sorge dafür getragen, dass

die traumatischen Erlebnisse der Menschen diese nicht ein ganzes

Leben lang in den Griff nehmen werden.


Armin Laschet hat in seiner Verantwortung als Ministerpräsident

fachlich, sachlich und empathisch genau die richtige Entscheidung

getroffen und Herrn Dr. Fritz Jaeckel zum Beauftragten für den

Wiederaufbau ernannt. Herr Dr. Jaeckel hat sich als Krisenmanager

2002 und 2013 in Sachsen bewährt. Er hat jetzt in NRW das

Hilfsnetzwerk für die Menschen in der von der Flutkatastrophe

betroffenen Region gespannt: mit Akteurinnen und Akteuren, die

das materielle Wohl der Menschen im Blick haben und ebenso das,

was uns Menschen ausmacht: unsere Seele, unsere Psyche.

Ihr Antrag ist also weithin abgearbeitet und Ihre in röm.II 2

unter:  Der Landtag stellt fest formulierte Forderung

In das Aufgabenprofil des bereits vorgesehenen Sonder-

beauftragten ist aufzunehmen, dass auch die Bewältigung

der psychischen Traumata der Betroffenen höchste Priorität hat

und zu gewährleisten ist      

entbehrt somit einer Grundlage.


Es  muss es unser Ziel sein, dass auch in den kommenden

Monaten und sicher auch Jahren der Zugang der Flutopfer zu

psychotherapeutischen Hilfsangeboten aufrechterhalten bleibt,

denn Traumata lösen nicht selten erst in einem gewissen zeitlichem

Abstand zum auslösenden Ereignis Belastungssymptome aus.


Meine Damen und Herren, wir werden im Ausschuss darüber

diskutieren – mit Fachlichkeit und Empathie.