„Eine gewaltige Narbe auf der Seele unseres Landes“

13.07.2022
Thorsten Schick zum Jahrestag der Flutkatastrophe

In dieser Woche jährt sich die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum ersten Mal. 49 Menschen kamen allein in unserem Bundesland ums Leben, viele weitere verloren ihr Zuhause, ihr Hab und Gut, wichtige Erinnerungsstücke. Am morgigen Donnerstag gedenken Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit vielen Gästen und Hinterbliebenen in Euskirchen der Opfer der Flut. Unser Fraktionsvorsitzender Thorsten Schick erklärt:

„Ein Jahr nach der Katastrophe haben wir alle sie noch vor Augen: Unfassbare Bilder von Wassermassen, die sich durch malerische Orte wälzen und alles mitreißen, was Menschen für ihr Leben und ihre Familien aufgebaut hatten. Es sind Bilder und Erinnerungen, die uns in Nordrhein-Westfalen wohl niemals ganz loslassen werden. Ich selbst werde nicht mehr vergessen, wie ich damals das Ausmaß der Überschwemmung und der Zerstörung verfolgt habe, die steigende Zahl der Verletzten und Todesopfer – und wie ich die Nachricht erhielt, dass in meiner Heimat in Altena und Werdohl Feuerwehrleute im Einsatz für die Rettung anderer ihr Leben gelassen haben. Für diejenigen, die Angehörige oder Freunde durch die Flut verloren haben, wird die Katastrophe nie abgeschlossen sein – für alle Menschen in den betroffenen Regionen auch dann noch lange nicht, wenn der unter Hochdruck mit Milliardensummen laufende Wiederaufbau am Ziel ist und die äußerlichen Schäden komplett behoben sein werden. Die Flut hat eine gewaltige Narbe auf der Seele unseres Landes hinterlassen. In diesem Tagen denken wir an diese Menschen, deren Leben das zerstörerische Wasser mit voller Wucht getroffen und für immer verändert hat.

Aber wir sind ihnen mehr schuldig als stilles Gedenken – und dessen sind wir uns als CDU-Landtagsfraktion bewusst. Die Jahrtausendflut hat für uns alle die Gewissheit zerplatzen lassen, wir seien in NRW vor tödlichen Naturereignissen gefeit. Dass wenige Dezimeter tiefe Flüsschen zu einer so verheerenden Flutwelle anschwellen könnten, sah in diesem Ausmaß niemand voraus. Jetzt wissen wir, dass die Sicherheit, in der wir uns wiegten, ein Stück weit falsch war. Das Andenken der im Hochwasser verlorenen Leben mahnt uns, den Schutz von Menschen in NRW vor Katastrophen auf den Prüfstand zu stellen und zu verbessern. Damit haben wir unmittelbar nach der Flut begonnen, und der Zukunftsvertrag von CDU und Bündnis 90/Die Grünen dokumentiert jetzt mit einem umfangreichen Kapitel zum Katastrophenschutz einen starken Schulterschluss für unsere Sicherheit in der Zukunft. Wir wollen als Land künftig unsere Verantwortung für die Menschen in einem großflächigen Katastrophenfall stärker wahrnehmen und die Behörden sowie Einsatzkräfte vor Ort aktiv unterstützen können. Vor allem aber wollen wir als Nordrhein-Westfalen einen gewichtigen Beitrag leisten, damit die spürbaren und gefährlichen Folgen des Klimawandels abnehmen. Klimaschutz – das haben wir im Juli 2021 hautnah erleben müssen – ist auch der Schutz von Menschenleben. Deshalb wollen wir so schnell wie möglich die erste klimaneutrale Industrieregion Europas werden. Wir wollen Vorbild sein und zeigen, dass Klimaschutz und eine starke Industrie keine Gegensätze sind, sondern dass es geht, wenn man den Willen hat und handelt. Die schrecklichen Bilder und Erinnerungen dürfen nicht das Einzige sein, was von der Flut bleibt – sondern eben auch dieser Wille, zu handeln.“

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