„Einsamkeit kann jeden treffen – auch in der vernetzten Welt“

24.03.2022
Britta Oellers zum Abschluss der Enquetekommission „Einsamkeit“

Die Enquetekommission „Einsamkeit“ hat am heutigen Donnerstag ihren Abschlussbericht im Plenum vorgestellt. Zwei Jahre lang haben die Mitglieder sich mit dem sozialen Phänomen der Einsamkeit, Folgen und möglichen Gegenmaßnahmen befasst. Dazu erklärt Britta Oellers, unsere Sprecherin in der Enquetekommission:

„Als die Enquetekommission eingesetzt wurde, waren Einsamkeit und soziale Isolation ein weitgehend unerforschtes Feld. Inzwischen – nach zwei Jahren Corona-Pandemie – hat das Gefühl der Einsamkeit große mediale und auch politische Aufmerksamkeit erfahren. Viele Menschen haben sie in Zeiten von Kontaktbeschränkungen wohl selbst erlebt. Aber wir dürfen auch über die Pandemie hinaus einsame Menschen nicht mehr aus dem Blick verlieren. Die eigentliche politische Arbeit auf der Basis unserer Erkenntnisse in der Enquetekommission fängt jetzt erst an.

Wir haben festgestellt: Einsamkeit betrifft alle Generationen und Menschen in allen Lebenslagen. Und vor allem ist sie auch in einer vernetzten Welt allgegenwärtig – man kann in sozialen Medien dauerverbunden und gleichzeitig einsam sein. Menschen brauchen reale andere Menschen, deshalb kann sozialer Isolation auch nur vor Ort wirksam begegnet werden. Aber das Handeln der vielen Engagierten, die in den Städten, Gemeinden und Quartieren Einsamkeit aufbrechen, braucht politische Unterstützung und zentrale Koordination. Wir müssen die Einsamkeitsprävention in den Fokus rücken. So wissen wir jetzt, dass pflegende Angehörige oder alleinerziehende Eltern besonders oft einsam sind – für diese Gruppen müssen wir Angebote fördern. In der Stadtplanung kann Prävention mitgedacht werden, indem Nachbarschaftsstrukturen aufgebaut werden, die Austausch fördern. Andere europäische Länder geben zudem Beispiele, wie Netzwerke gegen Einsamkeit in ihrer Gesellschaft geschaffen und Forschung unterstützt werden können. Ich bin froh, dass unsere Arbeit hilft, das Thema in Deutschland zu enttabuisieren und unser Bericht dem geplanten Einsamkeitsgipfel der Bundesländer eine gute Grundlage bietet.“