Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
wer in diesen Tagen über Jugendkriminalität spricht, darf weder verharmlosen noch dramatisieren. Wir
empfinden mehr Gewalt, mehr Bedrohungen, mehr Respektlosigkeit gegenüber Polizei, Lehrkräften und
Mitschülern. Eltern, Lehrer und Polizisten sagen uns:
Das Klima wird rauer.
Aber: Resignation ist keine Option. Nordrhein-Westfalen schaut nicht weg, sondern handelt. Mit
Haltung, mit Herz und mit messbarem Erfolg.
Jugendgewalt ist und bleibt ein anhaltendes Problem, das uns als Gesellschaft fordert. Deshalb hat die
Landesregierung die Universität zu Köln beauftragt, mit einer neuen Dunkel- und Hellfeldstudie genau
hinzuschauen – um Ursachen, Entwicklungen und Handlungsmöglichkeiten klar zu benennen.
Die Ergebnisse zeigen: Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen ist nicht flächendeckend, aber dort, wo
sie vorkommt, nimmt sie zu – besonders bei Mädchen und bei Mehrfachtätern.
Die Wissenschaftler sehen vor allem schwächere Selbstkontrolle und schwindende moralische
Bindung als Gründe für diesen Anstieg. Auch Social Media spielt eine Rolle – Gewalt wird dort nicht nur
konsumiert, sondern oft sogar gefeiert.
Das bestätigt, was Eltern, Lehrer und Polizei täglich erleben: Wir haben ein Werteproblem.
Und genau dort setzt unsere Politik an – mit Haltung, Konsequenz und klarer Verantwortung.
Wenn Jugendliche straffällig werden, müssen wir früher reagieren – bevor sie zu Intensivtätern werden.
Eben genau das macht unser Programm „Kurve kriegen“.
Das ist kein Projekt für Broschüren – das ist gelebte Verantwortung. Polizei und Jugendhilfe arbeiten
Schulter an Schulter:
Die Polizei kennt die Fakten, die Pädagogen kennen die Familien. Gemeinsam holen sie Kinder aus der
Spirale von Perspektivlosigkeit und Kriminalität.
Das Programm läuft in 42 Polizeibehörden und über 300 Kommunen. Jährlich werden 60.000 Stunden
direkte Arbeit mit Jugendlichen und Familien geleistet. 1.500 Kinder haben bisher teilgenommen,
80 Prozent halten durch, viele bleiben dauerhaft straffrei. Und jeder investierte Euro spart vielfach
Folgekosten – bei Polizei, Justiz und Opferschutz.
Früh einschreiten, gezielt handeln und nicht lockerlassen – das ist unsere Handschrift.
Prävention ist kein Gegensatz zur Härte des Rechtsstaats. „Kurve kriegen“ steht für das, was
CDU-Sicherheitspolitik ausmacht: Kümmern und Konsequenz!
Wir haben in Nordrhein-Westfalen ein ganzes Netz von Maßnahmen – von schulischer Sozialarbeit über
psychologische Beratung bis hin zu Programmen wie „Wegweiser“ gegen Extremismus oder „MindOut“
zur Stärkung sozialer Kompetenzen. Sie zeigen beispielhaft wie gezielte Prävention funktioniert –
messbar, wirksam, verantwortungsvoll.
Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen ehrlich sein:
Immer öfter muss der Staat nacherziehen, weil zu Hause nicht mehr erzogen wird.
Zu viele Kinder wachsen ohne klare Grenzen auf. In manchen Familien fehlt der Respekt vor Autorität, in
anderen das Interesse an Verantwortung.
Die Werte und Vorbilder, die früher am Küchentisch gelernt wurden, holen sich viele Kinder heute auf
TikTok, Instagram oder YouTube.
Wenn Eltern keine Grenzen setzen, dann müssen andere Orientierung geben. Und das tun wir – mit der
neuen Initiative „miteinander.stark.sicher – gemeinsam für eine gewaltfreie Schule“, die das
Schulministerium und das Innenministerium zusammen gestartet haben.
Das Konzept steht auf drei Säulen:
1. Deeskalationstrainings für Lehrkräfte – sie lernen, Gewalt zu erkennen und zu
entschärfen.
2. Unterrichtseinheiten mit der Polizei – über Gewalt, Respekt, Zivilcourage und
Verantwortung.
3. Polizei auf dem Schulhof – präsent, ansprechbar, nicht als Kontrolle, sondern als
Partner.
In der Pilotphase beteiligen sich 20 Schulen in 10 Kreispolizeibehörden. Das Ziel: Jede Schule in NRW
soll ein sicherer Ort sein – für Kinder, Lehrkräfte, Beschäftigte.
Prävention braucht Konsequenz. Denn wer Opfer schützen will, darf Täter nicht schonen.
Das Strafrecht orientiert sich an der Einsichtsfähigkeit und Steuerungsfähigkeit junger
Menschen – also daran, ob sie das Unrecht einer Tat erkennen und ihr Verhalten entsprechend
kontrollieren können. Diese Grundlage ist bewährt und richtig. Aber: Die Lebenswirklichkeit junger
Menschen hat sich verändert.
Kinder und Jugendliche sind heute durch Medien, digitale Kommunikation und gesellschaftliche Reize
früher konfrontiert, früher geprägt und oft auch früher reif.
Sie wissen, was Gewalt bedeutet – und sie wissen, dass ein Messer kein Spielzeug ist.
Darum sollten wir offen darüber sprechen, ob die Maßstäbe der Strafmündigkeit noch zur Realität
passen. Nicht, um Kinder zu bestrafen, sondern um sie ernst zu nehmen – in ihrer Verantwortung, aber
auch in ihren Grenzen.
Denn eines ist klar: Wer ein Messer zieht, muss wissen, dass der Rechtsstaat hinschaut und reagiert.
Das ist keine Härte, das ist nur gerecht – gegenüber den Opfern und der Gesellschaft gleichermaßen.
Es kann und darf nicht sein, dass Gewalttaten von oder 13jährigen ohne Sanktionen und Konsequenzen
bleiben.
Hier brauchen wir keine Kulturkämpfe, sondern ernsthafte Debatten und wirksame Lösungen.
Mehrfach- und Intensivtätern müssen schneller und deutlicher Grenzen aufgezeigt werden.
Die Bewährung auf Bewährung ist weder sinnvoll noch vermittelbar. Nach einer erfolglosen
Ermahnung muss es spürbare Konsequenzen für die Täter geben, auch um weitere Opfer zu verhindern
und zu schützen.
Alle Programme, alle Gesetze nützen nichts, wenn Kinder zu Hause keine Werte lernen.
Deshalb müssen wir wieder stärker über Pflichten statt nur Rechte sprechen, über Respekt statt
Relativierung, über Verlässlichkeit statt Beliebigkeit.
Werteerziehung beginnt in der Familie – aber sie endet dort nicht.
Schule, Vereine, Polizei, Ehrenamt:
Sie alle tragen dazu bei, dass Kinder Halt finden.
Nordrhein-Westfalen steht für Sicherheit, Freiheit und Verantwortung. Jugendgewalt ist keine Naturgewalt –
sie ist eine Herausforderung. Dieser stellen wir uns – entschlossen und menschlich zugleich.
Wir setzen auf Hilfe, die wirkt, auf Grenzen, die gelten, und auf Werte, die bleiben.
Das ist unser Kurs. Und das ist das, was unser Land stark macht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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