Jörg Blöming zu "Übersterblichkeit ernst nehmen, Gefahren für die Gesundheit erkennen und bekämpfen."

08.12.2022

Sehr geehrter Herr Präsident,
(sehr geehrte Frau Präsidentin,)
liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Oktober 2022 sind in Deutschland nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes
92.954 Menschen gestorben.

Diese Zahl liegt 19 %
oder
14.560 Fälle über dem Mittelwert der Jahre
2018 bis 2021 für diesen Monat.

Während zu Beginn des Monats die Sterbefallzahlen sowie ihre Differenz zum Vergleichswert
deutlich angestiegen sind,
gingen beide Werte am Ende des Monats wieder zurück.
Auch die Corona-Todesfallzahlen erreichten Mitte des Monats ein zwischenzeitliches Maximum, ---
können die Differenz aber nur zum Teil erklären.

Die Alterung der Bevölkerung wirkt sich dabei nur geringfügig auf den Unterschied zum Niveau der Vorjahre aus.

In welchem Ausmaß weitere Faktoren zu den erhöhten Zahlen im Oktober 2022 beigetragen haben,
lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Zu dieser Frage können erst die später vorliegenden Ergebnisse der Todesursachenstatistik zusätzliche Hinweise geben.

So steht es IN ALLER SACHLICHKEIT nachzulesen auf der Website des statistischen Bundesamts.

Grundlage der Sonderauswertung für das Jahr 2022 sind erste Rohdaten.

Dabei handelt es sich zunächst
um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern
ohne die übliche Plausibilisierung
und
Vollständigkeitskontrolle der Daten.

Durch die gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt

und

Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter
an die amtliche Statistik
sind diese Daten daher noch unvollständig.

Während also Statistiker und Experten noch daran arbeiten,
die Daten zu vervollständigen,
hat die AfD bereits an einem Antrag gearbeitet,
in dessen vorliegender Version
fünfmal das Wort „Corona“ vorkommt
und
viermal „Covid“.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Diesen blinden Aktionismus werden wir als Zukunftskoalition nicht unterstützen!

Es macht aus unserer Sicht überhaupt keinen Sinn,
auf NRW-Ebene eine Studie in Auftrag zu geben.

 

Da:

Erstens das Thema kontinentaler,
wenn nicht gar globaler Natur
und
auch kein regionales Phänomen ist.
Und zweitens würde das unnötig Kräfte binden,
die anderweitig wesentlich besser eingesetzt werden können.

Solange die Experten die Ursache für die erhöhte Sterberate nicht eindeutig erklären können,
sind Tür und Tor für Spekulationen geöffnet.

So stellte unter anderem der
AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert die Frage nach einem möglichen Zusammenhang
mit den "Corona-Massenimpfungen".

In dem vorliegenden Antrag werden Mutmaßungen angestellt über

- das Angebot an Vorsorgeuntersuchungen,

- die Versorgungssituation für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

und

- der Kindergesundheit.

Solche Äußerungen führen nicht dazu,
dass eine sachliche und angemessene Debatte geführt werden kann!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

so lange es keine validen wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt,
werden hier noch etliche Fischzüge im Trüben stattfinden.

Wir werden uns an einer solch unsachlichen Debatte nicht beteiligen.

Verlässlichere Angaben zu den Hintergründen der Sterbefallzahlen lassen sich erst machen,
wenn die Todesursachen bekannt sind.

Diese Daten stehen jedoch erst mit einigen Monaten Verzögerung zur Verfügung.

Es wäre für sachliche Debatten
ohne Verschwörungstheorien sehr hilfreich,
wenn diese Daten früher verfügbar wären.

Dann könnten wir im zuständigen Ausschuss
eine fundierte Diskussion über aktuelle Sterblichkeitstrends führen. 
Der Überweisung stimmen wir zu.