Katharina Gebauer zu "NRW braucht einen Masterplan zur Stärkung der Kindergesundheit"

26.01.2023

Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Kinder sind unsere Zukunft. Der ein oder andere verdreht wegen der vermeintlichen Plattitüde
vielleicht die Augen. Es mag abgedroschen und banal klingen. Aber es ist alles andere als
das. Kinder werden die Welt in Zukunft gestalten und prägen. Das können sie jedoch nur,
wenn sie sicher und gesund aufwachsen.
In Ihrem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, listen Sie auf sechseinhalb Seiten
ein Sammelsurium an Forderungen an die Landesregierung auf. Dazu übernehmen Sie zum
Teil eins zu eins Forderungen aus Ihren alten Anträgen, wie zum Beispiel der
Armutsbekämpfung.
Am 8. Dezember hat Minister Laumann eine eindrucksvolle Rede zu deren Bekämpfung
gehalten. Auch ich habe in diesem Plenum dazu gesprochen. Daher werde ich heute nicht
erneut darauf eingehen. Auch Ihre Forderung, sich für die Kindergrundsicherung einzusetzen,
ist obsolet. Genau darauf hat sich Schwarz-Grün bereits verständigt und wird dieses Thema
weiter vorantreiben.
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass auch als Folge der Pandemie die Herausforderungen
für das Immunsystem bezüglich weiterer Viruserkrankungen besonders bei Kindern
zugenommen haben. Die RSV-Welle im Dezember hat für Verunsicherungen bei einigen
Eltern gesorgt.
Um dauerhaft eine sichere Versorgungsstruktur zu gewährleisten, brauchen wir – wie unter
anderem von Minister Laumann gefordert – ein Ende der Unterfinanzierung im
Krankenhaussektor. Hier ist gerade Bundesgesundheitsminister Lauterbach in der Pflicht.
Anfang des Jahres hat er einige Änderungen im Bereich der Kindermedizin angekündigt. Ich
hoffe, dass der Bundesgesundheitsminister seinen Ankündigungen sehr bald Taten folgen
lässt.
Die Sicherstellung von flächendeckender, geburtshilflicher Versorgung ist uns als
Regierungskoalition ein großes Anliegen und wir sehen die aktuellen Herausforderungen.2
So haben wir beispielsweise mit dem Investitionsprogramm Krankenhaus-Einzelförderung die
geburtshilfliche Versorgung weiter gefördert.
Die Investitionen in Verbindung mit dem neuen Krankenhausplan stärken die
Krankhauslandschaft im Allgemeinen und damit die ärztliche Versorgung von Kindern und
Jugendlichen. Die Landesregierung wird in den nächsten fünf Jahren 2,5 Milliarden Euro in die
Umsetzung der Krankenhausplanung investieren.
Das Land setzt bei der elementar wichtigen Sicherstellung von ausreichend Pflegekräften im
Bereich der Kinderkrankenpflege sowie der Ärztinnen und Ärzte an. Die Anzahl der
Auszubildenden in der Pflege steigt aktuell erfreulicherweise. Die Maßnahmen der
Landesregierung, wie die einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz, zeigen erste
Wirkung.
Auch die Anzahl der Medizinstudienplätze bauen wir weiter aus. Im Wintersemester 2021/2022
wurden an der neu gegründeten medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld 60
Medizinstudienplätze neu geschaffen. Für das Wintersemester 2025/2026 sind 300 Plätze
geplant. Aufgrund der finanziellen Förderung des Landes sind an der privaten Universität
Witten/Herdecke die Plätze für Medizinstudierende verdoppelt worden. Insgesamt streben wir
an, die Zahl der Medizinstudienplätze um 20 Prozent zu erhöhen. So wird auch die Zahl der
Kinderärzte steigen.
Neben Pflegekräften und Ärzten stärken wir auch den Hebammenberuf. Bereits in der letzten
Legislatur wurde der Grundstein für ein verbessertes flächendeckendes Ausbildungsangebot
gelegt.
Die Neuausrichtung der Hebammenausbildung hin zu einem Dualen Studium führt zu einer
Akademisierung der Ausbildung, die den Anforderungen der Zukunft gerecht wird und die
Komplexität des Berufs widerspiegelt.
Dadurch verbessert sich sowohl die Versorgungslage als auch der Stellenwert des Berufs.
Außerdem werden damit Europäische Standards erfüllt, was dazu führt, dass die Ausbildung
europaweit anerkannt ist.
Durch die Landesförderung von bis zu jeweils 25.000€pro hebammengeleitetem Kreißsaal,
kann NRW die meisten Kreißsäle dieser Art bundesweit vorweisen. Sie stellen einen wichtigen
Baustein für eine verbesserte klinische Versorgung dar. Darüber hinaus trägt dieses Konzept
dazu bei, die Arbeitszufriedenheit der Hebammen zu verbessern.3
Sie sprechen in Ihrem Antrag mehrere Forderungen im schulischen Bereich an. Durch
verschiedene Maßnahmen werden die Schülerinnen und Schüler bereits heute unterstützt.
Die Schulsozialarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der
Bildungsbedingungen von Kindern und Jugendlichen. So werden die Maßnahmen der
Jugendhilfe und die der Schulen aufeinander abgestimmt, die Akteure miteinander vernetzt
und Präventionsarbeit geleistet. Im Haushalt 2023 haben wir die Stellen hierfür aufgestockt.
Im Bereich der Inklusion und Integration werden in NRW multiprofessionelle Teams eingesetzt.
Sie unterstützen darüber hinaus im Besonderen die Schulen beim gemeinsamen Lernen von
Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf. Im Haushalt 2023 haben wir auch
dafür viele neue Stellen geschaffen. Damit stärken wir Inklusion und Integration an unseren
Schulen nachhaltig.
Zusätzlich sollen Talentschulen die Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler
unabhängig von ihrer sozialen Herkunft verbessern. Dabei werden die Schüler besonders bei
ihrer sprachlichen Kompetenzentwicklung unterstützt und eng bei ihrem Bildungsweg
begleitet. An vielen Grundschulen bündeln die Familiengrundschulzentren die Hilfs- und
Unterstützungsleistungen, diese müssen weiter ausgebaut werden. Die hier entstehenden
Netzwerke unterstützen die Familien vor Ort in ihren Quartieren.
Trotz des gemeinsamen Schulalltags können auch Kinder und Jugendliche Einsamkeit
verspüren. Dem wollen wir als Landesregierung entgegenwirken. So wurde bereits in der
Staatskanzlei eine Stabsstelle Einsamkeit eingerichtet, um diese Herausforderung gezielt
anzugehen. Darüber hinaus ist ein aktives Gemeinschafts- und Vereinsleben die wohl stärkste
Waffe gegen Einsamkeit. Die Kinder und Jugendliche vernetzen sich hier in neuen
Sozialräumen, knüpfen Freundschaften und lernen so andere Lebensentwürfe und
Vorstellungen kennen. Dafür ist das Ehrenamt von enormer Relevanz.
Kinder und Jugendliche an das Vereinsleben heranzuführen, wo sie als Gemeinschaft Spaß
haben und Verantwortung übernehmen, ist eine wichtige Aufgabe. Es ist mir ein besonderes
Anliegen, das Ehrenamt zu unterstützen und zu fördern und es den Kindern und Jugendlichen
nah zu bringen. Damit wird unter anderem Einsamkeit reduziert.
Sport ist oft geprägt von ehrenamtlichem Engagement, außerdem ist es wichtig für die
physische, wie auch die psychische Gesundheit. Deswegen ist es notwendig den Sport und
die verschiedenen Sportstätten durch mehrere Projekte zu unterstützen. Unter anderem durch
das Förderprogramm “Sportplatz Kommune” wurden Projekte des Kinder- und Jugendsports
mit rund 2,7 Millionen Euro gefördert.4
Außerdem wurde die Rahmenvereinbarung “Frühkindliche Bildung - Bewegung fördern!”
gemeinsam mit dem Landessportbund unterzeichnet. Sie soll zu einer verstärkten,
strukturellen Verankerung von mehr Bewegungszeiten im Bereich der Kinder unter 7 Jahren
führen. So wird der natürliche Bewegungsdrang noch stärker in die frühkindliche Bildung
integriert. Früh Freude für alltägliche Bewegung zu wecken, hat langfristig positive
Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit.
Wie Sie sehen können, hat die Landesregierung bereits viel für die Kindergesundheit getan.
Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun, ganz besonders nach den Einschränkungen und
Herausforderungen der Pandemie. Wir arbeiten weiter daran, die Kindergesundheit in
unserem Land zu verbessern.
Liebe Vertreter der SPD, wir verfolgen schlussendlich das gleiche Ziel. Lassen Sie uns
gemeinsam im Ausschuss daran arbeiten, die Kindergesundheit in Nordrhein-Westfalen
weiterhin sicherzustellen und zu fördern. Aber bitte lassen Sie uns zielgerichtet diskutieren,
statt wahllos ein Sammelsurium an Forderungen aufzustellen.
Ich freue mich auf die weiteren Beratungen im Ausschuss.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.