Katharina Gebauer zu TOP 5 "Tuberkuloseerkrankungen ernst nehmen und fernabjeglicher Ideologie bekämpfen"

12.04.2019

[ANREDE]
Am 24. März 1882 hielt Robert Koch seinen berühmten Vortrag „Über Tuberkulose“
vor der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin. Vor ziemlich genau 137 Jahren, am
10. April 1882, wurde Robert Kochs Artikel in der Berliner Klinischen Wochenschrift
veröffentlicht und erregte weltweit großes Aufsehen, bewies er doch erstmals, dass
der Tuberkulose-Erreger diese Krankheit verursachte.
Da nun der Krankheitserreger bekannt war, konnte die Bekämpfung dieses
Mykobakteriums mit wissenschaftlichen Mitteln beginnen.
Und das mit beachtlichem Erfolg:
In unseren Breitengraden wurde die Tuberkulose zu einer Nischenerkrankung. Um
das Jahr 1880 war in Deutschland noch jeder zweite Todesfall in der Altersgruppe
der 15- bis 40-Jährigen auf diese Krankheit zurückzuführen! 100 Jahre später konnte
man die bis dato vorgeschriebenen Röntgenreihenuntersuchungen zur Tuberkulose-
Erkennung abschaffen.
Das Problem Tuberkulose war damit für uns Deutsche erst einmal aus der Welt.
Andernorts ist die Erkrankung jedoch nach wie vor weit verbreitet. Der politische und
medizinische Handlungsbedarf ist weiterhin immens:
[ANREDE]
Die WHO geht davon aus, dass schätzungsweise zehn Millionen Menschen 2017
weltweit an Tuberkulose neu erkrankt sind. Die Schätzung liegt deutlich höher als der
offizielle Wert von 6,4 Millionen, weil Fälle oft nicht gemeldet oder falsch
diagnostiziert werden. In ihrem neusten Jahresreport berichtet die WHO, dass 1,6
Millionen Menschen 2017 an der tödlichen Infektionskrankheit gestorben sind. Nach
UN-Angaben seien im selben Jahr rund 940.000 Menschen an den Folgen von Aids
gestorben.

Damit steht Tuberkulose nach wie vor an der traurigen Spitze der weltweit tödlichsten
Infektionskrankheiten. Besonders betroffen sind hier die ärmsten Regionen der Welt.
In den entsprechenden Ländern hält die Krankheit einen verheerenden Kreislauf aus
Krankheit, wirtschaftlichem Abstieg und sozialer Ausgrenzung im Gang.
Tuberkulose ist vor allem in strukturschwachen Regionen in Afrika, Osteuropa und
Zentralasien verbreitet. Daher wird sie teils als "Armutskrankheit" bezeichnet. Zwei
Drittel der Neuinfektionen wurden 2017 in Indien, Indonesien, China, Pakistan,
Bangladesch, Nigeria, Südafrika und auf den Philippinen registriert.
Die Tuberkulose-Therapie ist aufwändig und langwierig: Verschiedene Medikamente
müssen über etwa sechs Monate eingenommen werden. Damit verbunden sind
starke Nebenwirkungen wie Schmerzen und Erbrechen. Dadurch können viele
Patienten während der Behandlung nicht arbeiten – eine existenzielle Bedrohung in
vielen Teilen der Welt! Die Abbruchquote der Behandlungen ist daher hoch. Dies
begünstigt die Entstehung resistenter Formen der Tuberkulose-Erreger. Mit
verheerenden Folgen: Einige mehrfach resistente Tuberkulose-Formen lassen sich
nicht mehr behandeln – auch nicht mit den medizinischen Möglichkeiten in
Deutschland. Hier kann lediglich Sterbebegleitung geleistet werden.
Die Zunahme an resistenten Tuberkuloseerregern in Deutschland steht nachweislich
in Zusammenhang mit den zunehmenden weltweiten Migrationsbewegungen und
abgebrochenen Therapien zur Behandlung von Tuberkulose. Somit gewinnt das
Thema Tuberkulose insbesondere im Kontext sozialer Lagen und Migration sowie
durch ein zunehmendes Auftreten resistenter Tuberkulose-Erkrankungen in Europa
und in Deutschland an Aktualität.
[ANREDE]
Bereits heute schon regelt der Paragraph 62 des Asylgesetzes i.V.m. den
Paragraphen 6 und 7 des Infektionsschutzgesetzes, dass Ausländer, die in einer
Aufnahmeeinrichtung oder Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen haben, verpflichtet
sind eine ärztliche Untersuchung auf übertragbare Krankheiten einschließlich einer
Röntgenaufnahme der Atmungsorgane zu dulden. Die sogenannte Eingangsuntersuchung beinhaltet unter anderem die Untersuchung zum Ausschluss
einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose vor.
Ohnehin sind in Deutschland Erkrankungen an behandlungsbedürftiger Tuberkulose
meldepflichtig. Die Behandlungsbedürftigkeit umfasst dabei das klinische Bild einer
Tuberkulose, was nicht ausschließlich auf den bakteriologischen Nachweis einer
Erkrankung beschränkt ist.
Bereits heute schon bestehen überregionale Beratungsangebote für Ärztinnen und
Ärzte zur Prävention, Diagnostik und Therapie der Tuberkulose. Ebenso berichten
das Landeszentrum Gesundheit NRW und das Robert-Koch-Institut dem Ministerium
für Arbeit, Gesundheit und Soziales wöchentlich über die meldepflichtigen
Infektionskrankheiten.
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Wir stimmen daher der Überweisung in die Fachausschüsse zu und werden dort die
Fachdiskussion mit Ihnen weiterführen.